Alles, was ihr zum 10. Spieltag wissen müsst
Nach zehn Spielen, so wird es immer wieder gerne gesagt, erlaubt die Tabelle einen ersten aussagekräftigen Blick aufs Geschehen. Nun wird Havelse an diesem Wochenende nicht ins Verfolgerfeld hüpfen noch Magdeburg abstürzen. Doch mancher würde am 10. Spieltag gerne seinen Trend fortführen, gerade viele Kellerkinder. Um wen es geht? Das klären wir in unserer Vorschau.
Die Ausgangslage
Das war schon eine außergewöhnliche Konstellation in der vergangenen Woche: Der TSV Havelse, der FSV Zwickau und die Würzburger Kickers holten im jeweils neunten Anlauf allesamt ihren ersten Saisonsieg. Damit wartet in der 3. Liga niemand mehr auf einen Erfolg oder eine Niederlage, verloren hat übrigens jeder der 20 Teilnehmer schon mindestens zwei Spiele – diese Spielklasse ist eben wirklich so ausgeglichen, wie stets behauptet wird. Und welches Spiel hätte das besser illustrieren können als das 2:1 von Würzburg bei Spitzenreiter Magdeburg?
Weil auch Freiburg II und der FCK zuletzt gewonnen haben, kommt plötzlich richtig Bewegung in den Keller. Und mancher, der sich zuletzt noch in Sicherheit wog, steht jetzt unter Druck – der stolpernde Favorit 1860 beispielsweise, aber auch der SV Meppen. Vorne ließ sich der FCM hingegen trotz Niederlage nicht von der Spitze stürzen, gestattete aber einigen Verfolgern, sich anzunähern. Schon am Freitagabend wissen wir, ob es im oberen Drittel noch viel spannender wird: Dann nämlich, wenn es der Hallesche FC schaffen sollte, einen oder gar drei Punkte aus dem Sachsen-Anhalt-Derby zu entführen.
Vier Spiele im Fokus
Das Derby im Osten: Hallescher FC gegen den 1. FC Magdeburg
Das ist mal eine nette Eröffnung des Spieltags: Zum Wochenendstart empfängt der Hallesche FC unter Flutlicht den 1. FC Magdeburg, ein feines Ostderby, von Magdeburger Seite nach dem Tod von Fan Hannes jedoch nicht mehr so intensiv ausgelebt wie in Halle. Dort dürfen nun 12.500 Zuschauer dabei sein, die Komplettauslastung ist nicht mehr fern. Ausverkauft war das Stadion am Donnerstag allerdings noch nicht. Warum eigentlich nicht? Der HFC ist solide in der oberen Tabellenhälfte, es fallen im Schnitt mehr als drei Tore pro Partie, der Gegner ist höchst attraktiv. Gut: Nach diversen schweren Verletzungen muss Trainer Florian Schnorrenberg eine Rumpftruppe aufbieten. Die aber sollte doch motiviert sein, leicht favorisierte Gäste zu schlagen.
Knackt Lautern den VfL-Trend? 1. FC Kaiserslautern gegen den VfL Osnabrück
13 Punkte sammelte der VfL Osnabrück aus den vergangenen fünf Spielen, erzielte dabei die meisten Tore aller Drittligisten (11) und kassierte die zweitwenigsten (3): Noch Fragen, ob sich hier gerade ein Spitzenteam formt? So weit wäre der Gegner, zu dem die Niedersachsen am Samstag reisen, auch gerne, doch der 1. FC Kaiserslautern muss sich in kleineren Schritten voranarbeiten. Der 2:0-Auswärtssieg in Verl, den viele gerade in dieser erstaunlichen Souveränität nicht für möglich hielten, hat auch Trainer Marco Antwerpen für einige Tage ruhigeres Arbeiten ermöglicht. Personell bleibt die Lage angespannt, die Rot-Sperren aus dem Mannheim-Spiel sind noch nicht abgelaufen und auch Kapitän Jean Zimmer muss wohl nochmals aussetzen. Auch dem VfL fehlt ein Spieler: Sven Köhler muss nach dem hart erkämpften 1:0-Derbysieg über Meppen eine Gelb-Sperre aussitzen.
Dotchevs bittersüßes Wiedersehen: Viktoria Köln gegen den MSV Duisburg
Es mag sich weiter entfernt anfühlen als nur siebeneinhalb Monate, doch die Trainerrochade bei Viktoria Köln, bei der Olaf Janßen den jetzigen Duisburger Coach Pavel Dotchev ersetzte, datiert auf Anfang Februar. Dass Janßen wiederum auch nach der 0:1-Niederlage bei Schlusslicht Havelse noch im Amt ist, ist fast erstaunlich angesichts der ehrgeizigen Vereinsziele. Janßen selbst sprach von "brutalem Gegenwind", den er in dieser Woche erwarte – und das an einem vergleichsweise beschaulichen Drittliga-Standort. Jetzt könnte Dotchev den entscheidenden Stoß setzen, allerdings ist er selbst mit dem MSV bislang in annehmbarer, nicht aber herausragender Position. Zwei Siege in Folge schafften die Zebras in einer sehr holprigen Startphase bislang nicht – nun wird es genau daran liegen, ob Duisburg in Fahrt kommt oder im grauen Mittelfeld verbleibt.
Wildes Spiel fast garantiert: SC Verl gegen 1860 München
Der einzige Klub, bei dem noch mehr Tore pro Spiel fallen als beim Halleschen FC, ist der SC Verl – dort waren es satte 30 in den ersten neun Spielen, darunter ein 4:4. Na, gegen wen? Richtig: den HFC. Nun wartet das nächste "Auswärtsheimspiel" in Lotte, bislang brachten diese wenig Glück: Nur eines von fünf Spielen wurde gewonnen, zuletzt setzte es das 0:2 gegen Lautern. Geht es doch in Richtung Abstiegskampf in diesem Jahr? Auch Partien wie jene gegen 1860 München werden das zeigen. Sechzig hat selbst viermal in Folge nicht gewonnen, zuletzt daheim gegen Zwickau ein Spiel der Darf-man-nicht-verlieren-Kategorie hergeschenkt und bewegt sich jetzt ganz in der Nähe des Abstiegskampfes. Höchste Zeit für die Löwen, eine Trendwende einzuleiten…
Die mögliche Überraschung
Türkgücü München gegen Borussia Dortmund II
Den ersten Trainerwechsel der Saison wollen wir natürlich nicht unterschlagen – Türkgücü München verlor die Geduld mit Petr Ruman nach nur neun Spieltagen, Peter Hyballa übernimmt dafür seinen zehnten Verein in den vergangenen elf Jahren, etwas Langfristiges war nie dabei. Was Türkgücü damit bezwecken will? Von außen betrachtet sieht es nach Aktionismus aus. Vielleicht aber schafft es Motivator Hyballa, gegen den spielerisch beeindruckenden Aufsteiger BVB II einen Achtungserfolg zu landen. Favorisiert ist definitiv der Tabellenvierte, der bislang vier von fünf Auswärtsspielen gewonnen hat.