Alles, was ihr zum 15. Spieltag wissen müsst
Wir haben Anfang November, hatten bis gestern 20 Grad und mehr – und nun soll in anderthalb Wochen das Fußballjahr aus Drittliga-Sicht schon vorbei sein? Noch mögen wir uns damit gar nicht befassen, und zum Glück bietet die Englische Woche ja reichlich Ablenkung. Am 15. Spieltag steht ein Spitzenspiel mit pikanter Personalie im Fokus.
Die Ausgangslage
Oben hat sich wenig getan, Elversberg und 1860 München haben der Konkurrenz eine Chance gegeben, aufzuschließen. Wer hat sie genutzt? Ingolstadt hat verloren, Wiesbaden hat verloren, Saarbrücken daheim nur ein 0:0 erzielt und Dresden auch verloren. Geht es noch drittliga-typischer? Aktuell will keiner auf die Aufstiegsplätze, daher bleibt der Vorsprung der SVE – bereinigt um die nicht aufstiegsberechtigen Freiburger Talente – bei stolzen sieben Punkten auf den Relegationsrang und acht auf den ersten Holzplatz. Einzig Mannheim hat sich wieder vorsichtig in Stellung gebracht, doch ohne irgendwann mal ein annehmbares Auswärtsergebnis einzutüten, brauchen Christian Neidhart und seine Spieler keine großen Ziele formulieren…
Noch ein Blick in die Abstiegszone: Da ist es spannend wie immer. Bayreuths Sieg schiebt alles noch enger zusammen, Osnabrück und Dortmund II sind vorübergehend aus dem Gröbsten raus. Der Rest ist ein niedersächsisch-sächsisch-sachsen-anhaltinisches Duell: Meppen und Oldenburg gegen Zwickau, Halle und Aue. Weil es keine direkten Duelle gibt, ist zwischen Schneckenrennen und massiven Veränderungen im Keller alles möglich.
Fünf Spiele im Fokus
Meppen muss mal wieder: SV Meppen gegen den SV Wehen Wiesbaden
Mit 1,82 Punkten pro Spiel ist Markus Kauczinski, Trainer des SV Wehen Wiesbaden, der erfolgreichste Drittliga-Coach der Historie – zumindest, wenn man mindestens 100 Spiele an der Seitenlinie als Ausschlusskriterium anwendet. Die Fahrt nach Meppen bedeutet Kauczinskis 106. Versuch und den 37. mit dem SVWW, bei dem er vor ziemlich genau einem Jahr seinen Dienst antrat. Auf 276 Drittliga-Partien kommt sein Gegenüber Stefan Krämer, damit fehlen noch 16 zum Rekord von Pavel Dotchev. Um diesen zu erreichen, braucht der SVM-Trainer allmählich aber Siege: Zehnmal in Folge gingen die Emsländer ohne Dreier vom Platz, das 6:2 gegen den Waldhof vom 14. August wirkt wie aus der Zeit gefallen. Mut macht der kürzliche Sieg des MSV Duisburg in Wiesbaden – offenbar sind die Rot-Schwarzen ein dankbarer Gegner, um Krisen zu beenden. Bangen muss Meppen um Mittelfeldallrounder und Kapitän David Blacha, der eine Blessur am Rückenwirbel erlitten hat.
Ein Aufwärtstrend stoppt: MSV Duisburg gegen die SpVgg Bayreuth
Duisburg gegen Bayreuth! Als sich diese Mannschaften zuletzt gegenüberstanden, lief für den MSV noch ein gewisser Ewald Lienen auf. Und jetzt ratet mal die Saison…es war das Jahr 1989/90, der 17. März 1990, laut Aufzeichnung verirrten sich nur eintausend Zuschauer ins Hans-Walter-Wild-Stadion, Bayreuth siegte mit 2:1. 32 Jahre später kommen beide als Gewinner zum Kräftemessen ins Duisburger Stadion, beide Siege waren unerwartet und taten den strauchelnden Klubs unglaublich gut. Nun hat der MSV als Elfter weniger Druck als Bayreuth, für das der 1:0-Sieg über 1860 München "nur" als Sprungbrett auf Platz 19 taugte. Vieles wird davon abhängen, wie sich die Defensive der Bayreuther "Oldschdod" präsentiert. Klappt es ab jetzt öfter so wie in 95 Minuten aufopferungsvollen Kampfes gegen die Löwen, es würde auch für die Zebras eine ganz zähe Aufgabe…
SGD-Krise im Mittelpunkt: Dynamo Dresden gegen den SC Freiburg II
Ist der Druck für Absteiger Dynamo Dresden zu groß? Hat man den Kader richtig zusammengestellt? Oder welche anderen Gründe gibt es für die Underperformance der ersten 14 Spieltage? Mit genau 1,5 Punkten pro Partie und 21 in der Gesamtabrechnung steht die SGD war zurecht in der oberen Tabellenhälfte, aber genauso zurecht acht Zähler hinter einem direkten Aufstiegsrang. Die ganze Saison schon ist ein Auf und Ab, nun gab es zwei Niederlagen in Folge, das 1:2 in Mannheim mitsamt des bereits dritten Eigentors in dieser Saison fiel in die Kategorie "besonders vermeidbar". Nun also wieder ein Heimspiel, wieder rund 20.000 Fans – und wieder die Frage: Erwischt Dynamo einen guten oder schlechten Tag? Die Heimbilanz ist dürftig, schwächer als die in der Fremde. Freiburg hat nichts zu verlieren und ist genau deshalb in dieser Phase ein besonders unangenehmer Gegner.
Zugzwang für Zwickau: FSV Zwickau gegen den VfL Osnabrück
Joe Enochs gegen "seinen" VfL – mittlerweile ist das aufgrund der Regelmäßigkeit nichts Besonderes mehr, aber nach 21 Jahren in Diensten der Osnabrücker doch stets ein besonderer Tag. Nun ist der US-Amerikaner ein sehr angenehmer Zeitgenosse, aber sportlich sich selbst am nächsten. Und Zwickau braucht dringend Siege: Der letzte entstand im Derby bei Aue am 11. September, seither gab es zwei Remis und vier Niederlagen. "Noch ekliger sein", das fordert Enochs jetzt von seiner Mannschaft, die speziell offensiv dringend zulegen muss. Am Sonntag wird Davy Frick fehlen, er muss zwei Spiele Rotsperre absitzen. Was helfen könnte: Osnabrück hat in dieser Saison auswärts durch die Bank weg schlechter performt als im eigenen Stadion. Doch darauf allein darf sich der FSV nicht verlassen.
Neudeckers Rückkehr: 1860 München gegen den 1. FC Saarbrücken
Es dauerte einige Monate, nun aber gibt es kein Ausweichen: Einer der erstaunlichsten Sommertransfers kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Und Richard Neudecker darf nicht davon ausgehen, dass ihm ein sonderlich warmer Empfang bereitet wird. Im Lager der Löwen rätselt man nach wie vor darüber, wie sich der 26-Jährige zum Wechsel nach Saarbrücken entscheiden konnte, wo doch das ganze Umfeld kleiner wirkt – und die Perspektive sicherlich nicht besser aussieht als bei 1860 München. Oder? Nun hat Neudecker wie erwartet eine Spielgarantie im Saarland, kommt auf sechs Scorerpunkte und hat bis zuletzt erfolgreich vermieden, sich die fünfte gelbe Karte abzuholen. Saarbrücken hat es beim 0:0 gegen Meppen verpasst, mehr Druck auf die Spitze aufzubauen, die ja durchaus strauchelte: Sechzigs 0:1 in Bayreuth – vor rund 6.0000 TSV-Fans – war eine einzige Enttäuschung. Allein diese Wut im Löwenbauch würzt das Duell der ehemaligen Bundesligisten mächtig. Von diesem Spiel darf einiges erwartet werden.