Alles, was ihr zum 16. Spieltag wissen müsst
Nun sind die letzten Kräftereserven gefragt: Unter der Woche wartet die 16. Etappe der Saison auf unsere Drittligisten, und abseits des längst designierten Wintermeisters SV Elversberg sind noch viele andere Fragen offen. Wer überwintert auf dem zweiten Aufstiegsrang, wie groß wird das Verfolgerfeld? Und wer erlebt den Jahreswechsel in größter Sorge vor dem Regionalliga-Absturz? Der Dienstag und Mittwoch werden weiteren Aufschluss geben.
Die Ausgangslage
35 Punkte aus 15 Spielen – diese SV Elversberg scheint nicht gekommen, um zu bleiben, sondern sie will direkt wieder verschwinden. Und zwar in die 2. Bundesliga. Durch die zweite 0:1-Niederlage in Serie musste nun auch der TSV 1860 als letzter Verfolger vorerst abreißen lassen, was nicht nur für den direkten Gegner aus Saarbrücken, sondern auch den SV Wehen Wiesbaden sehr positive Folgen hatte: Dieses Trio hat derzeit die besten Chancen auf die zweite Tür zur 2. Bundesliga, während der FC Ingolstadt mit der nächsten Niederlage (1:2 in Verl) den Sprung auf Platz 3 verpasste. Und auch Dresden und der Waldhof stellten mit neuerlichen Stolpermanövern einmal mehr unter Beweis, warum sie (noch) keine Spitzenteams sind…
Gucken wir noch kurz in den Keller: Rot-Weiss Essen hat sich mit dem furiosen 5:3 in Oldenburg endgültig von dort verabschiedet. Das gefährdete Septett beginnt mit dem Halleschen FC auf Platz 14, der aber wie auch der FSV Zwickau (17.) zuletzt Big Points holte. Schon auf den vorletzten Rang abgestürzt ist der SV Meppen mit dem elften sieglosen Spiel, Schlusslicht ist und bleibt Erzgebirge Aue.
Fünf Spiele im Fokus
Ist der Veilchen-Aufbruch schon verpufft? Erzgebirge Aue gegen den MSV Duisburg
Aue gegen Duisburg – das war in der Vergangenheit stets ein Zweitliga-Duell. 16 Mal begegneten sich Veilchen und Zebras bereits, immer im Bundesliga-Unterhaus. Einen Blick auf die Bilanz kann sich der Tabellenletzte aus Sachsen, der unter viel größerem Erwartungsdruck steht, aber sparen: Nur drei der Spiele gewann der FCE, zuletzt im September 2018 an der Wedau. Genau dort traten die Duisburger und deren Trainer Torsten Ziegner zuletzt auf der Stelle, das 1:1-Remis gegen Aufsteiger Bayreuth bedeutete auch den vierten vergeblichen Anlauf, einen Liganeuling aus der Regionalliga zu besiegen.
Aue holte sich eine 0:3-Abfuhr in Köln, die vielleicht zu hoch ausfiel und ganz sicher doppelt schmerzhaft war, weil der zuletzt auffällige Mittelfeldmann Sam Schreck rotgesperrt nun zwei Spiele fehlen wird. Der Effekt unter Interimstrainer Carsten Müller ist mit vier sieglosen Spielen in Folge verpufft – könnte aber reaktiviert werden. Gelingt im Schacht kein Heimsieg, so ist das Überwintern auf einem Abstiegsplatz für die Lila-Weißen schier unvermeidbar.
Krämer droht das triste Dutzend: Rot-Weiss Essen gegen den SV Meppen
Nicht nur die Auer, auch die Meppener kassierten ein klares 0:3. Sie lagen daheim gegen Wiesbaden durch desolat verteidigte Standardsituationen früh mit zwei Toren im Hintertreffen, spielten danach brav mit und wurden doch nie zur Gefahr, weil sie ihre Chancen einfach herschenkten. Elfmal ist der SVM nun ohne Sieg, die Krise sitzt fest in den Schuhen aller Beteiligten und wird zugleich zur Nervenprobe: Wann bedienen sich die Emsländer bekannter Mechanismen, oder handeln sie komplett antizyklisch und vertrauen trotz des ungebremsten Absturzes auf Platz 19 ihrem Cheftrainer Stefan Krämer weiterhin?
In Essen wird es mehr brauchen als den Nachweis, sich gegen das Auseinanderbrechen stemmen zu können. Mit elf Punkten aus fünf Partien hat RWE zuletzt so richtig Fahrt aufgenommen und hat nun die obere Tabellenhälfte vor Augen. Zuhause überzeugte RWE trotz gewaltiger Fanunterstützung bislang aber nicht immer, das könnte für auswärts noch sieglose Meppener eine kleine Chance bedeuten.
Reifeprüfung für den SVWW: SV Wehen Wiesbaden gegen Dynamo Dresden
Es hat schon etwas von einem Gigantentreffen dieser Liga, auch wenn die Vereinsprofile kaum unterschiedlicher sein könnten: Da der Europapokalsieger und vielfache DDR-Meister, hier der Nischenverein zwischen Rhein und Taunus, für den einige Zweitliga-Jahre bis dato das Höchste aller Gefühle waren. Könnte sich Dynamo Dresden von der schicken Vergangenheit irgendetwas kaufen, man müsste es in der Tabelle sehen, aber da ist die SGD nur Siebter, Wiesbaden Dritter.
Und da mal wieder ein Heimspiel im Rückschlag endete, müssen die Schwarz-Gelben nun eigentlich schon gewinnen, sonst ist ein spürbarer Rückstand zu Aufstiegsplatz 2 zur Winterpause gesichert. Das Fehlen des gesperrten Kapitäns Tim Knipping (5. Gelbe) macht es nicht leichter, das Wissen um Torjäger Ivan Prtajin auf Seiten der Gastgeber auch nicht: Acht Treffer in neun Spielen, zuletzt wieder zwei in Meppen, sind eine Ansage. Dass auch die Sachsen in Ahmet Arslan einen achtfachen Torschützen im Kader wissen, macht die Vorfreude auf ein würdiges Topspiel umso größer.
Spitzenreiter gegen Schlusslicht: 1. FC Saarbrücken gegen den VfB Oldenburg
Elf Gegentore sind Ligabestwert, 29 dagegen das Negativbeispiel. Was herauskommt, wenn die stärkste und schwächste Abwehrformation der 3. Liga aufeinandertreffen, können wir am Mittwochabend in Saarbrücken beobachten. Beide haben ihren Ruf am vergangenen Wochenende zum Guten wie zum Schlechten unter Beweis gestellt: Saarbrückens Dreierkette um Uaferro, Boeder und Thoelke verteidigte die Angriffswellen des TSV 1860 im Zusammenspiel mit dem vielleicht besten Torhüter der Liga, Daniel Batz, souverän weg und siegte mit 1:0 an der so schwer einnehmbaren Grünwalder Straße.
Der VfB Oldenburg fing sich fünf Gegentore von Mitaufsteiger Essen und hat ebenso fünf Spiele in Folge verloren, still und heimlich bewegt sich der nominelle Underdog in eine veritable Krise. Schon ein Punkt wäre im Ludwigspark, aus dem bislang noch kein Drittligist in der laufenden Saison einen Sieg entführen konnte, viel wert.
Sechzig gegen den Frust: SC Freiburg II gegen 1860 München
Zwei 0:1-Niederlagen in Serie und ein Toptalent auf Krücken: Es herrscht Katerstimmung auf Giesings Höhen. 1860 München hat weite Teile der guten Ausgangslage vorerst verspielt, spürt gleich mehrere Verfolger immer näher heranrücken. Einer davon ist ein Papiertiger, und zwar der kommende Gegner – Freiburg II kann nicht aufsteigen, ist in der Tabelle eine unsichtbare Barriere. Nicht aber auf dem Spielfeld, auf dem die Breisgau-Minimalisten aus 19 erzielten Toren 28 Punkte gemacht haben: ein Effizienzbestwert und eine Stärke, die der SCF nahtlos aus dem Vorjahr konserviert hat.
Während die Südwestdeutschen ihren Kader naturgemäß oft und unberechenbar umbauen, so deuten sich auch beim TSV wieder Startelfwechsel an. Schließlich fehlt derzeit die offensive Leichtigkeit, auch das Startelfcomeback von Marcel Bär führte dem Team diese nicht zu. Ein Ausfall des verletzten Leandro Morgalla, der 18-jährige Verteidiger musste gegen Saarbrücken mit Schmerzen raus, macht das Unterfangen Trendwende nicht leichter.