Alles, was ihr zum 18. Spieltag wissen müsst
Weitermachen! Immerhin eine Woche mehr Regenerationszeit gegenüber den Bundesliga-Klubs wurde den Drittligisten eingeräumt, jetzt aber beginnt die Marathon-Rückserie mit 21 bis 24 Partien – der FSV Zwickau muss aufgrund von Nachholspielen das Maximalpensum absolvieren. Was dürfen wir vom ersten Spielwochenende im Jahr 2021 erwarten? Hier ist unsere Vorschau.
Die Ausgangslage
Ruhige Feiertage gab es längst nicht überall. Besonders bei Türkgücü München tropft der Schweiß von der Stirn, Großinvestor Hasan Kivran springt bald ab und für die Sicherung des Spielbetriebs muss ein neuer Gönner Geld in den Verein geben. In Uerdingen müssen die Mitglieder dem Nachfolger des ebenfalls scheidenden Mäzens Mikhail Ponomarev das Vertrauen geben, ohne dass dessen Name öffentlich preisgegeben worden ist. Zumindest dort ist der sportliche Erfolg momentan nicht das wichtigste Kriterium für den Fortbestand im Profifußball.
Ansonsten sehen wir in der Tabelle, wie eng es – mit Ausnahme von Dynamo Dresden an der Spitze – ein weiteres Mal zugeht. Wer derzeit unten steht, könnte – wie vor zwölf Monaten die Bayern-Reserve – mit einer Siegesserie durchaus noch in den Aufstiegskampf eingreifen. Zunächst aber haben die Kellerkinder wie der MSV Duisburg (in Ingolstadt) und der 1. FC Magdeburg (daheim gegen Uerdingen und Ex-Trainer Stefan Krämer) einzig im Sinn, die letzten vier Ränge zu verlassen.
Vier Spiele im Fokus
Der Jahresauftakt: Waldhof Mannheim gegen den SC Verl
Ein Spiel wie jedes andere? Nicht ganz, denn immerhin dürfen Waldhof Mannheim und der Sportclub Verl das Drittliga-Jahr 2021 eröffnen. Natürlich ohne Publikum, darüber wird es in den kommenden Wochen und Monaten kaum Diskussionen geben. Also müssen die Kontrahenten sportlich überzeugen. Aber was spricht dagegen? Beide sind bekannt dafür, einen guten Ball spielen zu können, beide haben viel Qualität gerade in ihren Offensivreihen. Dem SVW kam die Winterpause ziemlich recht, irgendwie war die Puste zuletzt weg: Drei Niederlagen mit 1:11 Gegentoren taten weh. Auch Verl musste zuletzt zweimal den Kürzeren ziehen, verspielte so ein bisschen von seiner grandiosen Ausgangslage. Über den siebten Platz zum Jahreswechsel hat sich beim kleinsten Drittligisten dennoch keiner geärgert – jetzt soll der Höhenflug fortgesetzt werden.
Derby in München: Bayern München II gegen 1860 München
Wahrscheinlich ließe sich mit diesem Duell sogar die Allianz-Arena prächtig füllen, am Samstag aber bleibt das Stadion an der Grünwalder Straße – wie bei bisher jedem Spiel seit des ersten Corona-Shutdowns im März – komplett leer, nur die Glücklichen, die aus den umliegenden Wohnhäusern durch das Dachfenster blicken können, werden Zeugen des nächsten Münchner Drittliga-Derbys. Die Favoritenrolle mochte im Frühjahr noch bei den Junioren des Bundesliga-Spitzenreiters gelegen haben, nun aber ist sie zum TSV gewandert, der als Dritter Silvester feierte – der FC Bayern II musste sich mit Rang 16 zufriedengeben. Viermal gab es dieses Duell seit dem Löwen-Abstieg 2017 in der Regionalliga sowie 3. Liga, dreimal siegten die FCB-Talente, einmal gab es ein Unentschieden. Zeit für die Sechziger, diese Serie zu beenden…
FCM mit frischen Stürmern: 1. FC Magdeburg gegen den KFC Uerdingen
Dritte Liga kurios: Als sich FCM und KFC im Oktober 2019 erstmals begegneten, war Stefan Krämer noch Trainer in Magdeburg, traf aber gleichwohl auf seinen Ex-Verein Uerdingen, den er bis Anfang jenes Jahres begleitet hatte. Im März 2020 war der Seitentausch vollzogen – Krämer trat erneut den Job in Krefeld an. Dort hat er sich bis heute gehalten, was im turbulenten Umfeld am Niederrhein keine Selbstverständlichkeit ist. Aktuell manövriert er Uerdingen sehenswert durch widrigste Umstände zwischen unsicherer Zukunft des Klubs und offenbar ausbleibender Gehaltszahlungen. Beim FCM reicht die sportliche Situation für Sorgenfalten, das Schlusslicht holte nicht einmal einen Punkt pro Spiel. Das wird nicht reichen! Im strapaziösen Januar mit sieben Spielen binnen drei Wochen steht der Fußballclub um Trainer Thomas Hoßmang ordentlich unter Zugzwang. Immerhin sind in den Offensivspielern Baris Atik und Saliou Sané erste Wintertransfers eingetütet.
Bleibt die SGD im Flow? Türkgücü München gegen Dynamo Dresden
Zumindest im Duell der verkauften Geistertickets gibt es zwischen Türkgücü und Dynamo einen – nicht ganz unerwarteten – Gewinner: 72.000 Karten hat Dresden unter seinen Anhängern verteilt und damit eine mittlere sechsstellige Summe eingenommen. Immerhin über 7.000 imaginäre Tickets für das Dresden-Heimspiel brachte der Aufsteiger aus München unter die Leute. Den Versuch, auch bei den Gästen aus Sachsen Karten zu verkaufen, lehnte dessen Fanszene aber zügig ab. Zum Sport: Wir erwarten einiges von dieser Begegnung. Der souveräne Wintermeister Dynamo war in bestechender Form und muss diese nach der dreiwöchigen Pause nun bestätigen. Türkgücü lebt von seinem Sturmduo Sararer/Sliskovic, könnte mit einem Heimsieg im Verfolgerfeld Boden gutmachen – und damit bei potenziellen Investoren, die nun dringend benötigt werden, Interesse wecken.
Die mögliche Überraschung
MSV Duisburg beim FC Ingolstadt
Erinnert sich noch irgendjemand an das allererste Aufeinandertreffen vom FC Ingolstadt und dem MSV Duisburg? Es war in der 2. Bundesliga 2008/09, die Zebras gewannen zuhause mit 6:1 – unter anderem dank zwei Doppelpacks vom heutigen Sportchef Ivica Grlic und einem gewissen Sandro Wagner. Auch in der Folge spielte Meiderich gerne gegen die Schanzer, verlor nur drei der 14 Aufeinandertreffen, nur eines davon im Ingolstädter Audi-Sportpark respektive dessen Vorgänger. Nun sind die Rollen eigentlich klar verteilt: Im Vorjahr noch Konkurrenten um den Zweitliga-Aufstieg, liegt der FCI aktuell 13 Punkte und 18 Plätze vor dem MSV. Bislang reichten dem FC Ingolstadt viele knappe und glanzlose Siege, um in der Heimbilanz Spitzenreiter zu werden. Duisburg ließ mit dem 4:1 über Wiesbaden sein Potenzial aufblitzen – gelingt das nochmal, könnte die gute Bilanz gegen Ingolstadt trotz Außenseiterrolle ausgebaut werden.