Alles, was ihr zum 19. Spieltag wissen müsst
Die Winterpause haben wir schon hinter uns, nun komplettieren wir die Hinrunde – Nachholspiele einmal ausgeklammert. Spieltag 19 erwartet uns, danach darf jeder Klub für sich einmal Bilanz ziehen: Haben wir unsere Erwartungen erfüllt, müssen wir die internen Zielvorgaben nach der ersten Saisonhälfte hoch- oder zurückschrauben? Diese Partien stehen am Wochenende im Fokus.
Die Ausgangslage
Durch die Dresdener Auftaktniederlage bei Türkgücü München wurde den Verfolgern ein Signal ausgesendet: Spitzenreiter Dynamo ist nicht unverwundbar, womöglich kam dem Seriensieger die dreiwöchige Fußball-Auszeit auch ungelegen. Da Trainer Markus Kauczinski nun selbst vom Coronavirus erwischt worden ist – wir wünschen gute Besserung – und sich infolge dessen auch das Team in eine mehrtägige Quarantäne begeben hat, muss das Spitzenspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden aller Voraussicht nach abgesagt werden. Von den beiden ärgsten Verfolgern kann jedoch nur einer Nutznießer sein: Ingolstadt auf Rang 2 und der Dritte 1860 München fechten am Montagabend um ihre Positionen im Aufstiegskampf.
Die offene Zukunft beim KFC Uerdingen lässt unterdessen im Abstiegskampf aufhorchen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass ein Rückzug der Krefelder zur ernsthaften Option wird – und sich in dessen Nachgang die Anzahl sportlicher Absteiger auf drei reduziert. Das kommt allen kriselnden Klubs im Keller gerade recht: Duisburg und Magdeburg kamen zuletzt nicht vom Fleck, auch Aufsteiger VfB Lübeck ist nach der vierten Niederlage in Folge wieder nach unten durchgereicht worden. Im Ostsee-Schlager gegen Hansa Rostock will der VfB nun den Befreiungsschlag landen.
Vier Spiele im Fokus
Immer größerer Druck auf dem FCM: SpVgg Unterhaching gegen den 1. FC Magdeburg
Neben Spitzenspielen bietet der 19. Spieltag ebenso Existenzkampf, so etwa vor den Toren Münchens: Die SpVgg Unterhaching empfängt als Fünfzehnter der Tabelle den Vorletzten aus Magdeburg – und beide haben aus den Nachholspielen unter der Woche noch ein Brett zu bohren. Da war einerseits der leicht verbesserte FCM, der dennoch den zuletzt schwachen Saarbrückern mit 1:2 unterlag und bei dem schon wieder viel Druck auf dem Kessel ist. Haching verspielte in einer Partie, die es problemlos in unsere Jahresrückblicke schaffen wird, einen 3:1-Vorsprung gegen den SC Verl in den letzten fünf Minuten noch und unterlag mit 3:4. Wie stark war dieser Wirkungstreffer? Bislang konnte sich die Spielvereinigung nicht nachhaltig von den unteren Rängen befreien, gegen Verl wurde die nächste Chance ausgelassen. Ewig aber werden die Hinterbänkler im unteren Viertel der Tabelle nicht darauf warten, dass die Mannschaft von Arie von Lent in Schwung kommt…
Zimmers zweite FCK-Premiere: SC Verl gegen den 1. FC Kaiserslautern
Zimmer frei! Da ist dem 1. FC Kaiserslautern ohne Frage ein Transfer-Coup gelungen – die Rückkehr von Jean Zimmer macht trotz aller Strapazen der bislang so unbefriedigenden Saison am Betzenberg neuen Mut. Allein das außergewöhnliche Preisschild, das am beim FCK ausgebildeten langjährigen Erst- und Zweitligaspieler hängt, drückt aus, was von dem Leihgeschäft mit Fortuna Düsseldorf nun erwartet wird. Weil auch Zimmer selbst sagt, dass er "voll im Saft" stehe, ist ein rascher Einsatz schon am Wochenende bei Aufsteiger Verl denkbar. Den Fehler, einen solchen Gegner zu unterschätzen, hat Kaiserslautern in seiner Drittliga-Zeit manches Mal begangen – Trainer Jeff Saibene wird sich davor hüten, die Kräfteverhältnisse einzig auf die Vereinsgröße zu reduzieren.
Ostsee-Gipfel an der Lohmühle: VfB Lübeck gegen Hansa Rostock
Nun, das ist wirklich kaum zu glauben: In Pflichtspielen sind sich der VfB Lübeck und Hansa Rostock noch nie begegnet. Nicht vor der innerdeutschen Wiedervereinigung, das ist wenig verwunderlich – aber auch nicht danach, denn während der kurzen Lübecker Abstecher in die 2. Bundesliga war Hansas Blütezeit in der Bundesliga, und als die Kogge in die 3. Liga stürzte, da war Lübeck lange im unterklassigen Fußball verschwunden. Umso offensichtlicher ist: Ohne pandemische Lage wäre das Stadion an der Lohmühle an diesem Samstag rappelvoll gewesen – besonders die Rostocker schätzen die einzig kurze Auswärtsfahrt des Jahres. Ob es das kommende Saison noch einmal geben wird? Ein Lübecker Abstieg (derzeit Platz 18) ist derzeit ebenso denkbar wie ein FCH-Aufstieg (Platz 4). Ersteres verhindern wollen übrigens eine ganze Reihe Spieler, die früher für Rostock die Schuhe schnürten: Soufian Benyamina, Elsamed Ramaj und Nico Rieble zählen dazu – ganz besonders aber Lübecks Kapitän Tommy Grupe: Der 28-Jährige verbrachte 18 (!) Lebensjahre in Nachwuchs- und Profimannschaft von Hansa.
Bayrisches Verfolgerduell: 1860 München gegen den FC Ingolstadt
Im Vorjahr schaffte der FCI an gleicher Stelle den Sprung in die Relegation, während 1860 München seine letzten, winzigen Aufstiegschancen am Saisonende verspielte. Gibt es am Montagabend die kleine, aber süße Rache dafür? Sonderlich verwundbar wirken weder der Dritte aus der Landeshauptstadt noch der Tabellenzweite Ingolstadt, der mit einem Sieg gar die Spitzenposition übernehmen könnte: Beide teilen sich mit zehn Punkten aus den vergangenen vier Spielen die Rolle als formstärkste Mannschaft der Liga, beide aber dürfen nicht in ihrer "Paradedisziplin" starten: Ingolstadt ist daheim deutlich stärker, 1860 in der Fremde. Wie gut, dass der Einfluss dessen in der Geisterspielphase ohnehin geringer scheint. Weil Ingolstadt unter der Woche noch in Zwickau ran musste (und mit 2:0 gewann), könnten die Münchner Löwen einen kleinen Konditionsvorteil besitzen.
Die mögliche Überraschung:
SV Meppen beim MSV Duisburg
Am Sonntagnachmittag kommt es zum Kellerduell zwischen Meppen und Duisburg. Freuen würden sich allen voran die Mannen vom Niederrhein über eine ähnliche Platzierung wie der SVM – als Schlusslicht ist die Abstiegsgefahr beim Schwergewicht aus dem westlichen Ruhrgebiet sehr hoch. Meppen konnte sich daraus zuletzt ein wenig befreien, es mangelt jedoch arg an Konstanz: Seit sechs Spieltagen wechseln sich Sieg und Niederlage kontinuierlich ab. Schon allein daraus könnte man ableiten, dass nach dem "saft- und kraftlosen" (Trainer Torsten Frings) Auftritt beim FC Bayern II (0:2) unter der Woche das Team wieder seine gute Seite zeigt. Auch sind die Erinnerungen an den 3:1-Auswärtssieg in der Vorsaison beim SVM noch nicht völlig verblasst und Duisburg präsentierte sich beim 1:2 in Ingolstadt alles andere als sattelfest. Da scheint etwas möglich für Meppen.