Alles, was ihr zum 20. Spieltag wissen müsst
Das Bergfest ist rum, die Rückrunde vor der Tür. Gut für alle Klubs, die diese Hinrunde am liebsten vergessen wollen. Dortmund II, Meppen, Zwickau – um nur einige Kandidaten zu nennen, die an diesem Wochenende nur zu gerne ihre (Dauer-)Krise beenden wollen. Wie gut die Chancen stehen, dass sie es schaffen? Das klären wir in diesem Artikel.
Die Ausgangslage
Fünf Niederlagen am Stück hat die Reserve von Borussia Dortmund nun angehäuft – und beim Nachholspiel gegen Osnabrück ihre erschreckende Harmlosigkeit über weite Strecken wieder zur Schau gestellt. Nun soll gegen den SV Wehen Wiesbaden die Wende her, nicht weniger als eine Mammutaufgabe. Haben es die anderen Kellerkinder besser erwischt? Definitiv ist das bei Meppen und Oldenburg so, die sich im Emsland zum Nordwestderby treffen. Beide stehen unter Druck, der SVM nach 15 sieglosen Spielen aber noch bedeutend mehr als der VfB. Und auch Halle und Zwickau, beide rangieren gegenwärtig unterm Strich, fechten ihr kurzfristiges Schicksal im direkten Ostduell aus. Übrig bleibt der Vorletzte Bayreuth, der sich gegen zuletzt schwächelnde Ingolstädter kleine Chancen ausrechnen darf.
Montags wartet das Spitzenspiel zwischen 1860 und Dresden, das aber trotz vorheriger Siege der kriselnden Topfavoriten "nur" das Spiel zwischen dem Fünften und dem Neunten ist. Spitzenreiter Elversberg empfängt Mitaufsteiger Rot-Weiss Essen, das vor einem halben Jahr mit 1:5 unter die Räder kam. Der Dritte Saarbrücken reist zum SC Verl – und Waldhof Mannheim könnte auf den ersten Auswärtssieg gleich eine Serie starten: es geht zur Kölner Viktoria.
Fünf Spiele im Fokus
Die Ligaspitze eröffnet: SV Elversberg gegen Rot-Weiss Essen
Ein Schnellwaschprogramm dauert im Saarland nur 26 Minuten – so lange brauchte es zumindest im Juli, bis die Elversberger mit 4:1 an der Essener Hafenstraße führten und manchen Rot-Weißen desillusioniert zurückließen. SO gut ist die 3. Liga? Zum Glück aus RWE-Sicht war dem nicht so, es war schlicht die Klasse der SVE und ein bisschen eigene Naivität, das letztlich zur 1:5-Pleite führte.
Sich zu revanchieren, dürfte Christoph Dabrowski fest einplanen, auch wenn der 300.000 Euro schwere Abgang von Kapitän Daniel Heber gen Magdeburg eine Lücke reißt. Die Defensive muss nun ohne ihren Anführer auf der Hut sein: 2,8 Tore erzielt Elversberg, denen Lukas Pinckert gesperrt fehlt, im Schnitt pro Heimspiel. Essen hält mit einer Serie von neun ungeschlagenen Spielen dagegen.
Geht die VfL-Serie weiter? MSV Duisburg gegen den VfL Osnabrück
Auch diese Paarung hat eine Vorgeschichte: Sie war schon in der vergangenen Saison auf die Spieltage 1 und 20 gesetzt, und beim damaligen Rückrunden-Auftakt gab es zunächst einen Spielabbruch nach einem vermeintlichen Rassismus-Vorfall, dann einen 6:3-Kantersieg der Lila-Weißen. Auch nun reisen sie als leichter Favorit an, vier Siege in Folge haben das Selbstverständnis des Drittliga-Topklubs wiederhergestellt – zumal alle dieser Erfolge Produkte guter Leistungen waren.
Etwas wechselhafter ist die Lage bei den Zebras, die beim 1:3 gegen Mannheim vor allem mit der Ampelkarte gegen Rechtsverteidiger Joshua Bitter haderten. Nun die Möglichkeit zur Wiedergutmachung und zur Verbesserung der doch mäßigen Heimbilanz: Nur zwei von neun Spielen haben Torsten Ziegner und seine Mannen gewonnen, das letzte am 1. Oktober. Fast genauso lang dauert übrigens die Serie von VfL-Stürmer Erik Engelhardt an, der in den vergangenen sieben Spielen immer an Toren beteiligt war. Aufpassen, MSV!
Niedersachsenderby mit Brisanz: SV Meppen gegen den VfB Oldenburg
Ein 1:1 gab es zum Saisonstart – so weit, so gut. Viel schmerzhafter aber war für die Gastgeber vom Samstag, was sich wenige Tage darauf im Niedersachsenpokal abspielte: Aufsteiger Oldenburg siegte in der Hänsch-Arena mit 5:0. Was für eine Demütigung! Ob die Chance auf sportliche Rache nun aber zur richtigen Zeit kommt? Die Krise des SV Meppen setzte sich mit der 1:2-Niederlage gegen Freiburg II nahtlos fort, die Leistung war allerdings wie schon zuvor in Dresden ein Grund, nicht in panischen Aktionismus zu verfallen. "Wir sind hier noch nicht abgestiegen", sagte Trainer Stefan Krämer dann auch.
Was könnte solch ein Derbysieg nun für Kräfte freisetzen, erst recht wenn dazu die Verpflichtung von "Kampfsau" Marcos Alvarez perfekt gemacht wird. Personell ist die Lage beim SVM aber dürftig: Pepic, Abifade und Fedl fehlen unter anderem, Kapitän Tankulic ja schon die ganze Saison. Oldenburg wird nach der 1:3-Niederlage gegen Dresden Verteidiger Dominique Ndure (Gelb-Sperre) ersetzen müssen.
Einer wird leiden: Hallescher FC gegen den FSV Zwickau
Zwei Klubs unter dem Strich, das genügt für ein ziemlich nervöses Grundrauschen vor dem direkten Aufeinandertreffen. Das Ostduell gegen Halle und Zwickau ist ziemlich genau das, was viele vor der Saison erwartet bis befürchtet hatten: Beide Drittliga-Überlebenskünstler müssen sich einmal mehr in ihrer Kernkompetenz beweisen – und dafür am Samstag im "Sechs-Punkte"-Klassiker bestehen. Das Spiel gab es laut historischer Aufzeichnungen schon (mindestens) 88 Mal, 38 Duelle gewann der HFC und 25 Mal jubelte Zwickau.
In der jüngeren Vergangenheit waren es ebenfalls meist die Hallenser, die zumindest in ihrem eigenen Wohnzimmer die Oberhand behielten. Während dem dortigen Trainer André Meyer just der Rücken gestärkt wurde, werden die Prognosen eines Endspiels für Joe Enochs – derzeit dienstältester Trainer der 3. Liga – immer mehr. Klar ist: Noch so eine erste Halbzeit wie beim 1:3 in München dürfen die Westsachsen nicht zeigen.
Zwei Giganten in Giesing: 1860 München gegen Dynamo Dresden
Für die einen geht es um den möglichen Schritt zurück mitten ins Aufstiegsgetümmel, für die anderen um die letzte Chance für längere Zeit. Klar ist aber, dass sowohl der TSV 1860 als auch Dynamo Dresden sich den Verlauf dieser Saison ganz anders vorgestellt haben und einem teils völlig verkorksten Spätherbst hinterherlaufen. Nun gab es mit 3:1-Siegen, die Löwen über Zwickau, Dresden über Oldenburg, jeweils einen Weckruf. Doch wie aussagekräftig waren die Befreiungsschläge gegen Kellerkinder?
Bei Sechzig dürften einige Topspieler erneut auf der Bank Platz nehmen, weil es die erste Elf gegen Zwickau so gut machte: Verlaat, Lex und Vorjahres-Torjäger Bär zählen dazu. Dresden muss den gelb-gesperrten Paul Will auf der Sechs ersetzen – und hat es deutlich schwieriger, eine verlässliche Startelf zu finden. Denn in Oldenburg war nur eine Halbzeit, nämlich die nach der satten Pausenansprache von Trainer Anfang, akzeptabel.