Alles, was ihr zum 22. Spieltag wissen müsst
Keine Derbys, keine Spitzenspiele, dafür aber gleich siebenmal das Duell "untere gegen obere Tabellenhälfte" erwartet uns am 22. Spieltag. Von Krisengefühlen in Ingolstadt und Halle bis zum möglichen Ausbau der beeindruckenden Osnabrücker Siegesserie: Lasst uns mal schauen, warum das kommende Wochenende auch ohne nominelle Kracher ein Leckerbissen werden kann.
Die Ausgangslage
Nicht, dass wir nicht davor gewarnt hätten. Aber es kommt alles andere als überraschend, dass sich der VfL Osnabrück mehr und mehr den Spitzenplätzen nähert. Nach sechs Siegen in Serie beträgt der Rückstand auf den vierten Platz, der momentan zur Relegation berechtigen würde, nur noch zwei Punkte, sieben sind es noch bis zum SV Wehen Wiesbaden auf Rang 2. Nun geht es für die Lila-Weißen nach Ingolstadt, wo Trainer Guerino Capretti einen Fehlstart unbedingt vermeiden will. Fast schon als Formsache erscheint der Heimsieg von Primus Elversberg gegen den VfB Oldenburg. Coach Horst Steffen will davon sicherlich nichts hören, steckt doch in genau diesen Aufgaben manchmal besondere Schwierigkeit. Angesichts von 14 Punkten Vorsprung auf Rang 4 könnte sich die SVE Stolperer erlauben…
Apropos Trainer: Auf dem dazugehörigen Markt geht es weiter turbulent zu. Beim BVB II steht nach der Entlassung von Christian Preußer dessen Nachfolger Jan Zimmermann gegen zuletzt zweifach unterlegene Saarbrücker vor dem Debüt. Noch ohne Übungsleiter sind der Hallesche FC, der FSV Zwickau und der TSV 1860, der nach dem Oldenburg-Desaster in der Schlussphase gleich wieder in den Nordwesten nach Meppen reist. Die Löwen werden erneut von Sportchef Günther Gorenzel gecoacht. Der SVM ist nun nur noch zwei Spiele davon entfernt, der Reihe nach gegen keinen seiner 19 Ligarivalen ein Sieg eingefahren zu haben. Aber wer weiß: Womöglich sind wacklige Löwen nun der genau richtige Gegner.
Fünf Spiele im Fokus
Der Waldhof kann vorlegen: Erzgebirge Aue gegen Waldhof Mannheim
Eines großen Themas hat sich der SV Waldhof in den vergangenen Wochen entledigt: Ein 3:1 in Duisburg, ein 4:1 in Köln – und keiner spricht mehr über den Auswärtsfluch, stattdessen geht es plötzlich um eine kleine Erfolgsserie. Von der hat sich Gegner Aue zuletzt verabschiedet: Erst das träge 0:0 gegen Freiburg II, gefolgt von einem ordentlichen, aber nicht ausreichenden Auftritt beim VfL Osnabrück (1:3) spülen die Veilchen zurück in die Abstiegszone, das Mittelfeld bleibt eine Handvoll Punkte entfernt. "Wichtig ist, dass die Fans mit uns Geduld haben", sagte Pavel Dotchev vorab – er wird ein gutes Gespür dafür haben, welch schwierige Aufgabe ihn erwartet. Ersetzen muss er den gelbgesperrten Sam Schreck, weitere Startelf-Veränderungen kündigen sich nicht an. Ähnlich wie beim SVW, der punktgleich mit Saarbrücken im Rennen um den Relegationsrang vorlegen kann.
Ergebnis- und Personalprobleme beim FCS: Borussia Dortmund II gegen den 1. FC Saarbrücken
Cuni, Zeitz, Grimaldi, Gnaase, Frantz: Die Anzahl personeller Fragezeichen ist beim 1. FC Saarbrücken vor der Reise nach Dortmund riesig, dazu kommt die Rot-Sperre für Tobias Jänicke nach dessen fataler Parade beim 0:4 gegen Elversberg. Dieses heftige wie verdiente Ergebnis gilt es nun aus den Kleidern zu schütteln: In Kombination mit dem 0:2 in Verl sowie dem 2:3 gegen Duisburg zum Jahresauftakt hat die einst beste Defensive der 3. Liga einige Tiefschläge abbekommen. Auch der zweite Platz ist erst einmal passé. Gegen die BVB-Reserve, die in Ingolstadt ein lautes Lebenszeichen abgab und sich dennoch von Trainer Preußer trennte, sollte die Wende zum Guten machbar sein. Doch das Zimmermann-Debüt macht aus den Schwarz-Gelben einen völlig unberechenbaren Gegner.
Trainerlose Löwen im Emsland: SV Meppen – 1860 München
Günther Gorenzel lässt sich mangelnder Eifer kaum vorwerfen. "Solange jeder alles gibt, gehe ich für meine Spieler durchs Feuer", sagte der Sport-Geschäftsführer und Interimscoach vor der Reise nach Meppen. Bislang stand die Zeit nach der Trennung von Michael Köllner unter keinem guten Stern, 1860 verspielte die 2:0-Führung in Oldenburg in Schlussminute und Nachspielzeit. Sieht die Relegation aber immer noch in direkter Reichweite. Wird dem noch unbekannten neuen Cheftrainer nun auch ohne den gesperrten Phillipp Steinhart das perfekte Fundament gelegt? Der SV Meppen um den unerschütterlichen Stefan Krämer wird alles dagegensetzen, hat eine 17 (!) Partien andauernde Sieglosserie zu beenden. Und wirkt nach den Spielverläufen der jüngeren Vergangenheit auch überfällig, das Spielglück endlich einmal auf seine Seite zu ziehen.
Trainerlose Hallenser gegen Freiburg: Hallescher FC – SC Freiburg II
Jens Kiefer bekommt noch eine weitere Chance, nicht ein Interimstrainer mit historisch schlechter Bilanz zu werden und die 1:7-Schmach in Dresden zu korrigieren. Ein Ergebnis, das skurrile Züge annahm, nachdem der Hallesche FC im ersten Durchgang Chancen ausließ, die an anderen Tagen für einen beruhigenden Vorsprung genügt hätten. Mit einem offenen Brief der Mannschaft an die Fans ist das Spiel abgehakt, es muss ja weitergehen – vielleicht mit einem Erfolg gegen die Freiburger Reserve? Die ist unglaublich schwer zu knacken, das weiß in der 3. Liga mittlerweile jeder. Ein Torspektakel ist das Letzte, was unter Beteiligung der Breisgau-Talente erwartet werden sollte. Kurios: Halle hat als Tabellenvorletzter 27 Tore auf der Habenseite, Freiburg als Dritter eines weniger.
Trainerlose Zwickauer im Ruhrpott: MSV Duisburg – FSV Zwickau
Komplettieren wir das trainerlose Trio mit der wohl überraschendsten Freistellung des noch jungen Jahres: Dass sich Zwickau von Joe Enochs und Sportchef Toni Wachsmuth trennte, sorgte für breites Unverständnis – von den eigenen Fans bis hin zu interessierten Konkurrenten. Wer soll es denn mit den verfügbaren Mitteln besser machen, lautet die zentrale Frage. In Duisburg soll es Co-Trainer Robin Lenk regeln, ihm fehlt dabei der gesperrte Max Jansen, möglicherweise kommen die angeschlagenen Jan-Marc Schneider und Robin Ziegele dazu. Der MSV ist für den Siebzehnten ein spannender Gegner, weil er im neuen Jahr selten überzeugte und selbst längst noch nicht über den Berg ist. Nur hat Ex-Zwickauer Torsten Ziegner einen Unterschiedsspieler im Aufgebot, der kürzlich auch das 1:1-Remis im Derby gegen Essen rettete: Moritz Stoppelkamp.