Alles, was ihr zum 23. Spieltag wissen müsst
Jetzt geht es ganz schnell: Während die obersten Spielklassen pausieren, legt die 3. Liga kurzerhand eine Englische Woche ein – zumindest die Klubs, die derzeit nicht massiv von Corona betroffen sind. Was passiert unter der Woche? Lasst uns einen Blick darauf werfen.
Die Ausgangslage
Egal, mit welchen Farben man es am vergangenen Wochenende im Südwesten hielt – gejubelt wurde so oder so. Ob der 1. FC Kaiserslautern (2:0 gegen Berlin), Waldhof Mannheim (2:1 in Würzburg) oder Saarbrücken (4:3 in Duisburg) – die einen jubelten souverän, die anderen spät, die anderen zitterten gewaltig, aber alle holten die Punkte. Gemeinsam mit den ebenfalls siegreichen Braunschweigern geht es erst einmal in den Kampf um den zweiten Rang. Lautern allerdings muss den Traditionsschlager bei 1860 München verspätet absolvieren – die Löwen befinden sich nach einem Corona-Ausbruch zum Großteil in Quarantäne, es ist die bislang einzige Absage des 23. Spieltags. Dass Magdeburg gegen Schlusslicht Havelse patzte und nur einen Punkt holte, ist für den FCM unterdessen noch zu verkraften, zu oft darf das aber nicht passieren.
Und in der unteren Tabellenhälfte? Aus der gingen Zwickau und Viktoria Köln als klare Gewinner hervor. Duisburg ist durch die bittere Niederlage gegen Saarbrücken unter Zugzwang geraten, hat aber immerhin starke Moral gezeigt. Noch gar nicht im Jahr 2022 am Ball war Türkgücü München, für die es nun zur Freiburger Reserve geht. Immer schwieriger ist die Lage für die Würzburger Kickers nach der Mannheim-Pleite – am Dienstag geht es zum Mitabsteiger Osnabrück, jedes Erfolgserlebnis tut in dieser Phase gut.
Fünf Spiele im Fokus
Feuerwerk unwahrscheinlich: VfL Osnabrück gegen die Würzburger Kickers
Manche Begegnung verspricht im Vorfeld Spektakel, manche weniger. An der Bremer Brücke zu Osnabrück trifft am Dienstagabend die schwächste Offensive der oberen Tabellenhälfte gegen die schwächste der unteren (und der 3. Liga insgesamt) – der VfL empfängt die Würzburger Kickers. Die haben nun zumindest endlich einen Ersatz für den weiter suspendierten Stürmer Marvin Pourie verpflichtet, nachdem das 1:2 gegen Mannheim auch ein Produkt schlechter Chancenverwertung war: André Becker, ausgeliehen aus Regensburg, soll die Flaute beheben. Die Gastgeber spielten zuletzt 0:0 in Wiesbaden, harte Kost für Fußballverwöhnte. Will der VfL mehr sein als naher Beobachter der Spitze, soll er gewinnen. Mittelfeldakteur Lukas Kunze fehlt gelbgesperrt.
Meyers zweiter Anlauf: Hallescher FC gegen Viktoria Berlin
Dass André Meyers Pflichtspiel-Debüt für den HFC eine Niederlage bereithielt, lag unter anderem an einer krassen Fehlentscheidung des Schiedsrichters, der den Ausgleichstreffer in Braunschweig zu Unrecht wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht gab. Trotzdem galt es, auf Positivem aufzubauen – so hatte die Meyer-Elf etwa kaum Hochkaräter zugelassen, sich deutlich stabiler gezeigt – auch, wenn es gleich drei (!) Elfmeter für den BTSV hätte geben können. Nun, beim verspäteten Heimspiel-Auftakt in 2022, ist die Devise aber klar: Wie im Hinspiel, als man Aufsteiger Viktoria Berlin nach drei Siegen zu erden wusste, sollte ein Sieg her, sonst droht der Sturz auf einen Abstiegsplatz. Geschehen muss das ohne den gesperrten Niklas Landgraf, zudem ist der Einsatz von Kapitän Jonas Nietfeld fraglich. Viktoria kommt derweil mit einer wenig berauschenden Bilanz, hat in vier der vergangenen fünf Spiele nicht getroffen. Mit dem früheren Bayern-Talent Franck Evina, ausgeliehen von Hannover 96, hat der Aufsteiger im Sturm nun aber nachgelegt.
Stolpert der FCM nochmal? MSV Duisburg gegen den 1. FC Magdeburg
Im Duell gegen den Letzten ließ sich der 1. FC Magdeburg zur Nachlässigkeit hinreißen, spielte am Sonntag nur 1:1 gegen den TSV Havelse – und hätte vom Schlusslicht sogar noch einige Tore mehr kassieren können. Ein Warnschuss, titelte die heimische "Volksstimme", was den Kern der Sache gut traf. Nun verändert sich die Gemengelage tabellarisch kaum, wobei der MSV Duisburg ein qualitativ ganz anderes Brett ist und auch mit anderem Selbstverständnis daherkommt. Das Drama gegen Saarbrücken, in dem sich die Zebras nach einem 1:4-Rückstand noch mit dem 4:4-Ausgleich hätten belohnen müssen, dürfte – so selten das bei Niederlagen der Fall ist – Selbstvertrauen gegeben haben. Das bedeutet akute Stolpergefahr für den Primus, der aber mit einem konzentrierten Auftritt alle Mittel in der Tasche hat, die wenig sattelfeste Meidericher Defensive auseinanderzuspielen.
Frühstarter unter sich: FSV Zwickau gegen Eintracht Braunschweig
Beide mussten am 21. Spieltag coronabedingt aussetzen, beide starteten am vergangenen Wochenende mit drei Punkten ins neue Jahr: Wer behält seine makellose Bilanz in 2022, Zwickau oder Braunschweig? In Sachsen erinnert man sich äußerst gerne an das letzte Gastspiel des BTSV im Juni 2020 – es war ein verrücktes Spiel, in dem die Eintracht in der 91. Minute den vermeintlichen 2:1-Siegtreffer erzielte, der FSV aber durch Morris Schröter und Elias Huth noch doppelt zurückschlug und nach 98 (!) Minuten mit 3:2 die Oberhand behielt. Und wie wichtig war das für den späteren Klassenerhalt! Braunschweig stieg übrigens dennoch auf, eine Konstellation, die beide Klubs auch im Mai sofort unterschreiben würden. Ganz so einfach, wie es der SV Meppen den Zwickauern beim 3:1-Sieg am Sonntag in der Schlussphase machte, wird es für die Hausherren gegen den Tabellendritten aber kaum werden.
SVM auf Richtungssuche: SC Verl gegen den SV Meppen
Bleibt die Saison eine überragende oder ordnet sich der SV Meppen nun allmählich auf dem Niveau ein, auf dem ihn die Mehrheit vor der Saison gesehen hatte? Seit dem Auftakt der Restrunde steht Meppen noch bei null Punkten und 1:7 Toren, das Torverhältnis ist schon ins Negative gerutscht – das kennt man aus der Vorsaison, in der die sportliche Lage aber stets deutlich schlimmer war. Worum es jetzt geht, ist der Anschluss an die Spitzengruppe, die im Gegensatz zu den Emsländern fleißig gepunktet hat. Ein ambitionierter Klub sollte beim abstiegsbedrohten SC Verl drei Punkte ins Visier nehmen, zumal die Defensive der Ostwestfalen beim 2:5 in Köln viel durchlässiger war, als es sich Trainer Guerino Capretti für die zweite Saisonhälfte vorgenommen hatte. Pikant: Stürmer Serhat Koruk ist kürzlich erst von Meppen nach Verl gewechselt – wir kennen alle die Geschichten, die diese Sportart dann so gerne schreibt…