Alles, was ihr zum 27. Spieltag wissen müsst
Englische Woche! Das ist das Stichwort – leider zuletzt auch beim Blick vor die Tür. Checken wir mal schnell das Wetter für Dienstag und Mittwoch: Sturm, Regen, Schnee und Eis, und das fast im ganzen Land. Wer rutscht am letzten reinen Flutlicht-Spieltag dieser Saison aus und wer überstrahlt alle anderen? Der 27. Spieltag wird uns Aufschluss geben.
Die Ausgangslage
Nicht nur wehren sich eine Etage höhe die Zweitligisten wie Regensburg, Bielefeld und Nürnberg allmählich mit Vehemenz gegen den drohenden Abstieg – in der 3. Liga finden sich auch einige Klubs, die unbedingt hoch wollen. Osnabrück, Mannheim und Dresden haben sich den SV Wehen Wiesbaden als nächstes Ziel gesetzt, und der hat mit der 0:2-Heimniederlage gegen Saarbrücken am Sonntag ordentlich an Boden verloren. Und sieh an: Auch der zuletzt so schwer strauchelnde FCS darf plötzlich wieder hoffen. Der große Rest ist endgültig abgeschlagen, über 1860 München und Ingolstadt als prominenteste Vertreter müssen wir nicht mehr sprechen. Der Aufstiegstraum ist dahin.
Ingolstadt ist auch der Ort, an dem es nun richtig ungemütlich wird. "Du machst den Verein kaputt", hallte es während des laufenden TV-Interviews Sportdirektor Malte Metzelder entgegen, auch Trainer Guerino Capretti kann die Talfahrt bislang nicht stoppen. Noch ist zumindest der Vorsprung auf die Abstiegsränge groß, dort tat sich am vergangenen Wochenende nämlich wenig. Keiner aus dem Sextett am Tabellenende holte einen Sieg. Immerhin funktionieren die neuen Trainer: Halle ist unter Sreto Ristic noch unbesiegt, Zwickau unter Ronny Thielemann zweimal ohne Niederlage. Und "Power-Ernst" Middendorp knöpfte mit Meppen Ligaprimus Elversberg immerhin ein 2:2 ab. Gelingt jetzt der Erfolg gegen Verl, werden sie dem gebürtigen Emsländer erstmals huldigen…
Fünf Spiele im Fokus
Lila-weiße Reifeprüfung: Rot-Weiss Essen gegen den VfL Osnabrück
Die Essener Hafenstraße mussten Fans der Osnabrücker seit fast 18 Jahren nicht mehr in die Navigationssysteme eintippen. Damals aber ging es rund: RWE gewann mit 2:1, und der VfL stand nach vier Feldverweisen nur noch zu siebt auf dem Rasen. Als Letzten hatte es Ikone Joe Enochs erwischt. Im Hinspiel ging es dann doch gesitteter zu, Ba-Muaka Simakala entschied das damals noch von Abstiegssorgen geprägte Duell mit 1:0.
Nun ist Essen auf bestem Wege Richtung Klassenerhalt, ärgert sich aber noch über die zwei teils strittigen Strafstöße, die zur Niederlage in Aue führten. Klappt jetzt Wiedergutmachung? Tobias Schweinsteigers VfL ist immer noch Team der Stunde mit zehn Siegen aus elf Anläufen, gegen Oldenburg war es aber jüngst ein hartes Stück Arbeit – positiv formuliert ein Tag, an dem Osnabrück wie ein Aufsteiger siegte. Gelingt der sechste Auswärtssieg in Serie vor knapp 20.000 Zuschauern an der Hafenstraße? Es wäre ein Ausrufezeichen – und die Einstellung des Drittliga-Rekords des Karlsruher SC aus der Saison 2012/13.
Hält die Ristic-Serie? Hallescher FC gegen Viktoria Köln
Also eines lässt sich festhalten: Bleibt Sreto Ristic seinen Ergebnissen treu und der HFC bis zum Saisonende ungeschlagen, dann wird er der 3. Liga treu bleiben – auch wenn er oft die Punkte teilt. Nun: In vier Partien unter dem neuen Coach hat Halle acht Zähler eingesackt, dabei mussten die Chemiker dreimal auswärts ran. Kürzlich egalisierten sie gegen Verl einen 0:2-Rückstand. Noch Fragen, wer Abstiegskampf verstanden hat? Tunay Deniz und Tom Zimmerschied hießen die zwei offensiven Schlüsselspieler vergangener Wochen, sie sollen auch gegen Köln den Unterschied machen.
Die machten sich zuletzt schon für Halle nützlich und stahlen Zwickau mit dem 1:1-Ausgleich in letzter Sekunde einen Auswärtssieg. Torschütze: Innenverteidiger Jamil Siebert, der nun aber mit 5. Gelber Karte aussetzen muss – so übrigens auch HFC-Schlüsselspieler Niklas Kreuzer. Ansonsten gibt es über die Viktoria wenig zu berichten, sie stehen im gesicherten Mittelfeld, da brennt nicht mehr viel an. Auswärts holten sie aber mehr Punkte (18) als Halle daheim (15). Das wird ein enges Ding.
Sachsenderby, zweiter Teil: FSV Zwickau gegen Erzgebirge Aue
Kürzlich machte Dynamo die Verhältnisse mit einem 1:0 über Aue klar, nun begrüßen sich zwei weitere sächsische Klubs zum Derby. Die knapp 9.000 Karten sind längst verkauft, rund 1.100 Veilchen-Anhänger dürfen beim Hochrisikospiel mit dabei sein. Ins sportliche Risiko sollten eher die Hausherren gehen, für deren Coach Ronny Thielemann ein ganz spezieller Abend ansteht: Er ist in Aue geboren, verbrachte seine Jugendzeit und aktive Karriere weitestgehend dort und war danach sogar noch kurz als U19-Coach tätig. 74 Duelle der Klubs spuckt die Datenbank aus, fast alle fanden zu DDR-Zeiten statt.
Nach Siegen führt Aue mit 33 zu 23 – allerdings entführte Zwickau im unrühmlich geendeten Hinspiel die Punkte (1:0). Dort eskalierte die Krise des damaligen Tabellenletzten FCE nach dem Abstieg, mittlerweile ist der Vorsprung auch dank des 2:1-Siegs über Essen ein solider geworden. Doch eine Derbypleite würde schmerzen…
Knaller zum Kilic-Debüt: VfB Oldenburg gegen Borussia Dortmund II
Das vorweg: Die Paarung Oldenburg gegen Dortmund wird mit Sicherheit das geringste Zuschauerinteresse hervorrufen. Denn nochmals muss der VfB aus dem eigenen Marschwegstadion für ein Abendspiel nach Hannover ausweichen und dafür den Heimvorteil aufgeben. Gut, das kennt Gegner Dortmund zur Genüge…Im Fokus steht einer, der zuletzt 2015 in der 3. Liga aktiv war: Fuat Kilic, der gleich zwei Amtszeiten bei Alemannia Aachen hinter sich hat, nun aber unbedingt wieder einen Profiklub trainieren wollte.
Der Deutsch-Türke muss in Oldenburg gleich Großes leisten: Beim 0:2 in Osnabrück stimmte die Gegenwehr zwar, doch die Offensive und das Spiel im eigenen Ballbesitz bleibt eine zähe Baustelle. Was übrigens auch für die weiterhin taumelnde BVB-Reserve gilt, die das Spiel gegen Dresden am Sonntag trotz Unterstützung von Profi-Leihgabe Meunier in den ersten 17 Minuten verlor – da stand es bereits 0:3. Ist dort wirklich jeder bereit für den Abstiegskampf? Der Mittwoch wird es zeigen.
Angriffslust gegen Absturzangst: Waldhof Mannheim gegen den FC Ingolstadt
Das Hinspiel endete – wie so ziemlich jedes Auswärtsspiel des Waldhof in jener Zeit – mit einer Niederlage (0:1), damals hofften beide noch auf ein langes Verweilen im Rennen um die Zweitklassigkeit. Nun ist der Glaube bei den einen quicklebendig, bei den anderen gestorben: Mannheim marschiert, angetrieben vom 3:1-Sieg in Bayreuth, auch in Abwesenheit des zuletzt aufgrund einer Untersuchung im Krankenhaus fehlenden Trainers Christian Neidhart immer näher an die begehrten Ränge.
Der FC Ingolstadt liegt nach dem 0:1 gegen Freiburg II, einem über weite Strecken zähen Fußballspiel, am Boden, die Fans reagierten mit Spott und Wut auf die Talfahrt. Wie viel Geld bei den Schanzern dieser Monate wohl verbrannt wird? Eine sündhaft teure Mannschaft stolpert durch das Jahr 2023, Trainer Guerino Capretti kann den Trend bislang nicht aufhalten und Sportchef Malte Metzelder ist in den Fokus der Fan-Kritik gerückt. Nimmt der Mittwoch den gemäß Formkurve erwarteten Gang, wird es an der Donau noch ungemütlicher.