Alles, was ihr zum 3. Spieltag wissen müsst

Englische Woche: Fluch aller Berufstätigen, Segen aller Flutlichtfans. Die 3. Liga startet nach der Pokalpause voll durch, wir freuen uns. Wer veredelt den Sechs-Punkte-Auftakt, wer vollendet einen Stolperstart und bleibt womöglich ohne Zähler am Tabellenende? Auch ohne Derbys steht uns ein munterer dritter Spieltag bevor. Lasst uns auf die vielversprechendsten Partien schauen.

Die Ausgangslage

Zunächst aber wie immer ein kurzer Tabellencheck. Und siehe da: Von der Spitze grüßen gleich drei Klubs, die sich in der Vorbereitung das Attribut "Favorit" erarbeitet hatten. Primus Ingolstadt setzte mit dem 4:0-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund II am Sonntagnachmittag eine fette Duftmarke, der nächste Gegner Osnabrück zeigte beim 1:1 in Aue eine ordentliche Leistung. Heißt: Das wird ein feines Spitzenspiel an der Bremer Brücke! Zwei Verfolger lauern nur darauf, dass der FCI sich im zweiten Auswärtsspiel in Folge etwas zu sicher fühlt. Denn auch der 1. FC Saarbrücken und 1860 München sind noch verlustpunktfrei. Bleibt das so? Saarbrücken übernimmt Ingolstadts letzten Gegner, die BVB-Reserve, die Sechziger haben es nach dem VfB Oldenburg (1:0) erneut an der Grünwalder Straße mit VfB-Rivale SV Meppen zu tun.

In der zweiten Tabellenhälfte stehen gleich neun Klubs noch ohne jeden Sieg da. Besonders angespannt ist die Lage in Bayreuth und Halle, bei beiden leuchtet die Null, Erstgenannte warten sogar noch auf ihr erstes Tor nach der Profifußball-Rückkehr. Halle fährt zur Reserve des SC Freiburg, eine chronisch unangenehme Aufgabe – Bayreuth will beim SV Wehen Wiesbaden abwenden, der seinerseits erst einen Punkt auf dem Konto hat, erstmals punkten.

 

Fünf Spiele im Fokus

Engelmann legt los: Rot-Weiss Essen gegen Viktoria Köln

Für solche Spiele hat sich die Rückkehr auf nationale Ebene doch schon gelohnt: Das 2:2 in Duisburg, bei dem Rot-Weiss Essen einen 0:2-Rückstand egalisierte, fühlte sich nach viel mehr an als einem Punkt. Die Gegentore störten, klar, doch waren sie schwer zu verteidigen, doch zeigte die Elf von Trainer Christoph Dabrowski eine starke Reaktionen. Nichts war es mit dem erneuten Zerfall, die mehr als 5.000 Gästefans feierten eine Mannschaft, die binnen 14 Tagen viel reifer, gefestigter, mutiger wirkte. Und dann ist da ja noch Torjäger Simon Engelmann, der nach 166 Regionalliga-Treffern erstmals in der 3. Liga netzte und darauf drängt, seinen Jokerstatus abzulegen. Zum Gegner: Viktoria-Coach Olaf Janßen war von 2006 bis 2008 Sportdirektor an der Hafenstraße, kommt nach dem 1:0-Sieg über Wiesbaden mit Selbstvertrauen. Fehlen wird der gelb-rot-gesperrte Verteidiger Christoph Greger. In der Regionalliga West begegneten sich die Klubs im vergangenen Jahrzehnt oft, von den letzten neun Aufeinandertreffen gewann Essen kein einziges.

Frühstart am Marschweg: VfB Oldenburg gegen die SV Elversberg

Das Erste, was auffällt, ist die Anstoßzeit: Neun der zehn Partien starten um 19 Uhr, jene im Oldenburger Marschwegstadion am Dienstagabend schon 30 Minuten früher. Weil es so aus Lärmschutzgründen vorgeschrieben ist. Immerhin ist das Licht kein Problem mehr: Vor wenigen Tagen gab es die Zustimmung der Stadt, eine mobile Flutlichtanlage nutzen zu dürfen. Es wird das erste Flutlichtspiel am Marschweg überhaupt. Mehr "echte" Heimspiele für den VfB sind also in Aussicht, der befürchtete Umzug nach Hannover ist vorerst nicht nötig. Und vielleicht gibt das Heimstadion mitsamt der berüchtigten Kaltwasserduschen ja die letzten Extraprozente? Einen Sieg hätten sich die Niedersachsen um Coach Dario Fossi längst verdient, das 1:1 gegen Meppen zum Start war vielversprechend und die Leistung beim 0:1 gegen Aufstiegstopfavorit 1860 München lange sehr anständig. Gegner Elversberg, beide Teams begegnen sich zum ersten Mal, ist mit der 0:2-Niederlage im Saarlandduell gegen defensivstarke Saarbrücker unsanft gelandet, das spielerische Potenzial ist aber unbestritten.

Spitzentreffen an der Brücke: VfL Osnabrück gegen den FC Ingolstadt

Die letzten 180 Minuten zwischen dem VfL und dem FCI waren an Spannung kaum zu überbieten: In der Relegation der Saison 2020/21 traf Ingolstadt als Dritter der 3. Liga auf den taumelnden niedersächsischen Gegner, der eine schreckliche Rückserie in den Knochen hatte. Ingolstadt gewann das Hinspiel klar und deutlich mit 3:0 – und musste beim Wiedersehen an der Bremer Brücke, beide Spiele fanden coronabedingt vor quasi leerem Haus statt, trotzdem zittern. Der VfL gab sich nicht auf, gewann 3:1 und stieg doch ab, genau wie die Süddeutschen ein Jahr darauf. Nun ist alles bereitet für ein ausgeglichenes und hochklassiges Duell, erst recht, seit der erhoffte Torjäger Pascal Testroet nach Wadenproblemen voll auskuriert ist und beim 4:0 über Dortmund II am Sonntag gleich per Strafstoß traf. Noch besser drauf war Toptalent Merlin Röhl, angeblich im Visier des SC Freiburg – läuft der potenzielle Abgang nochmals für den FCI auf, sollten die lila-weißen Gastgeber vorbereitet sein. Die verloren beim 1:1 in Aue früh Kapitän Marc Heider, der aber nach Verdacht auf Gehirnerschütterung wohl schnell wieder fit wird.

Schwarz-gelbe Strafstoß-Hoffnung: Dynamo Dresden gegen den SC Verl

Ein bisschen böse ist es ja schon. Aber warum sollte Dynamo Dresden nicht in der 90. Minute des Heimspiels gegen den SC Verl einen langen Ball in Richtung gegnerischen Strafraum schlagen? Das Dilemma des Gastes: Sowohl beim Auftakt in Saarbrücken (0:1) als auch jüngst gegen Mannheim (2:2) verursachte Verls Torhüter Niclas Thiede in solchen Situationen einen Strafstoß, der zweite noch unglücklicher als der erste. Immerhin: Der Sportclub rettete ja in der fünften Minute der Nachspielzeit noch einen Punkt, am Sonntag war das Geschenk vom Punkt also nicht gleichbedeutend mit dem späten Knock-out. Grundsätzlich wäre es im Duell zweier Vereine, die bis auf den gemeinsamen Ex-Trainer Guerino Capretti nicht viel verbindet, für Verl wohl schon eine gute Sache, die Partie bis zum Schlusspfiff offen zu halten. Glasklar ist die Favoritenrolle an Dynamo verteilt. Erst recht, seit die SGD kürzlich in Halle endlich den Siegesfluch beendete und beim 2:0 auch mit spielerischer Dominanz überzeugte. Hier wächst ein Favorit in seine Rolle hinein – doch wehe, der Außenseiter wird unterschätzt.

Bayreuth gegen die schlechte Laune: SV Wehen Wiesbaden gegen die SpVgg Bayreuth

Es ist nicht der Auftakt der Aufsteiger, neben der SV Elversberg stehen drei weitere Neulinge noch sieglos da. Keinen aber hat es so hart erwischt wie den bayrischen Newcomer SpVgg Bayreuth: Auf das 0:1 in Ingolstadt – die Krux war die schwache Chancenverwertung – folgte das 0:1 daheim gegen Freiburg II – die Krux war die schwache Chancenverwertung. Was in der Regionalliga Bayern noch mehr als 100 Mal gelang, ist plötzlich eine Herausforderung, auch weil die Drittliga-Keeper gegen die Oberfranken bislang über sich hinauswuchsen. Der nächste Kontrahent heißt Jonas Stritzel und steht im Tor des SV Wehen Wiesbaden, der seinerseits in Köln recht unglücklich verlor (0:1) und dem ebenso ein Fehlstart droht. Im ersten Spiel nach dem Abgang von Torjäger Gustav Nilsson hatte auch der SVWW Ladehemmung. Trainer Markus Kauczinski sah Dominanz, aber keine Tore. Gegen den Aufsteiger gibt es Nachholbedarf, aber ohne Sebastian Mrowca: Der frühere Kapitän sah am Höhenberg die Ampelkarte.

   

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