Alles, was ihr zum 31. Spieltag wissen müsst
Ein bisschen Euphorie rechtzeitig vor der EM im eigenen Land – das kann ja ein schöner und kurzweiliger Fußball-Sommer werden. Doch halt: Erst einmal warten acht Wochenenden geballter Drittliga-Dramatik auf uns, in denen reichlich Entscheidungen fallen. Noch nicht am 31. Spieltag, schon klar. Aber die kommenden Tagen führen uns Richtung Zielgerade, und für einige Klubs heißt es längst: "Verlieren verboten." Schauen wir drauf!
Die Ausgangslage
Da an Karfreitag nicht gespielt wird, wären wir beinahe in den ungewohnten Genuss zweier Samstags-Topspiele um 16:30 Uhr gekommen. Doch bekanntlich machte der Rasen im Ludwigspark dem Vorhaben ein Strich durch die Rechnung: Das Duell zwischen Saarbrücken und Essen ist angesichts der Doppelbelastung der Spielfläche mit dem Pokal-Halbfinale gegen Kaiserslautern drei Tage darauf vorsichtshalber verschoben worden. Das Geschmäckle dabei wird immer deutlicher.
Begnügen müssen wir uns also mit neun Partien, in denen aber genug steckt. Die "Spitzen-Konferenz" steigt am Samstag, wenn zeitgleich Ulm gegen Aue antritt, Jahn Regensburg gegen den HFC und Preußen Münster als Team der Stunde gegen die zuletzt schwer mit sich selbst beschäftigen Dresdener. Am Ostersonntag wartet ein weiteres Highlight, dieses Mal aus den unteren Tabellengefilden: Arminia Bielefeld empfängt den MSV Duisburg zum Westschlager auf der Alm – ein Heimsieg wäre eine enorme Befreiung, ein Zebra-Erfolg presst die Abstiegszone noch viel enger zusammen. Zudem steht das Debüt von Trainer Jens Martens beim VfB Lübeck an.
Fünf Spiele im Fokus
Dynamo taumelt gen Westfalen: Preußen Münster gegen Dynamo Dresden
Erst die verpasste Chance im Spitzenspiel gegen Ulm, dann das Fast-Desaster im Landespokal bei Fünftligist Plauen samt deutlicher Ansage von Trainer Markus Anfang: Bei der SGD mündet die allgemeine Erwartungshaltung mehr denn je in einer Drucksituation, der das Team kaum gewachsen scheint. Überall ist Dynamo in dieser Liga Favorit, selbst als Gast der Mannschaft der Stunde – die zuletzt in der Liga sechsfach siegreichen Münsteraner Preußen, die aber zuletzt das eigene Landespokal-Derby gegen Bielefeld nach Elfmeterschießen verloren.
Das Stadion ist lange ausverkauft und bietet würdige Bedingungen für solch ein Kräftemessen zwischen dem Vierten und dem Zweiten. Dynamo fehlen mit Paul Will, Stefan Kutschke und Kevin Ehlers drei teils sportlich umstrittene Stammkräfte gesperrt – vor allem Wills Ausfall tut weh. Spieler aus der zweiten Reihe müssen in die Bresche springen, doch gerade die überzeugte im Landespokal zuletzt nicht.
Demonstrativ gelassen zur Trendwende: Jahn Regensburg gegen den Halleschen FC
Was wäre wohl, wenn bei Dynamo Dresden die Ruhe vorherrschen würde, die Jahn Regensburg vorlebt? Natürlich knirscht es bei den Donaustädtern im Gebälk, denn einzig die Gesamtbilanz der Saison ist noch eine gute, nicht aber die Entwicklung der vergangenen Wochen (sechs Spiele sieglos!). Der komplette Vorsprung ist verspielt, und die Trendwende nun zwingend erforderlich, um nicht eine exzellente Chance auf den Wiederaufstieg sausen zu lassen. Trainer Joe Enochs verzeiht seinem jungen Team diese Schwächephase, fest überzeugt vom Turnaround daheim gegen Halle.
Dem HFC fehlen Lucas Halangk und Tunay Deniz gesperrt, das späte 2:2 in Überzahl gegen Freiburg II zu kassieren, tat richtig weh und dürfte noch jetzt ein zusätzlicher Antrieb sein. Was die Konkurrenten Lübeck und Mannheim zuletzt schafften – beide holten drei Punkte gegen den Jahn – das sollte doch auch den Saalestädtern gelingen können, oder etwa nicht?
Ulms Reifeprüfungen beginnen: SSV Ulm 1846 gegen Erzgebirge Aue
Vor dem Dresden-Spiel an der Spitze zu stehen, war beachtlich – es jetzt immer noch zu tun, ist schier sensationell. Der SSV Ulm 1846 muss, nein darf ab sofort die Zweitliga-Planungen aufnehmen und trotzdem sollte er niemals das Gefühl bekommen, etwas zu verlieren zu haben. Trägt die Euphorie durch den Endspurt, der automatisch Druck mit sich bringt, oder werden die Beine schwer?
Mit Erzgebirge Aue kommt ein gestandener Drittligist, der im Hinspiel nach Sekunden mit 1:0 führte und diesen unheimlichen, weil so schwierig zu bespielenden Ulmern doch noch mit 1:2 unterlag. Klar ist schon vorab: Mindestens ein Kontrahent wird durch das direkte Aufeinandertreffen von Münster und Dresden Federn lassen. Keine Frage: Am Samstag liegt eine dicke Chance der im Jahr 2024 unbesiegten Spatzen.
Martens-Debüt am Höhenberg: Viktoria Köln gegen den VfB Lübeck
Wir wollen nicht ein unverhofftes Trainer-Debüt unterschlagen: Jens Martens coacht ab sofort und gemeinsam mit dem bisherigen Interimstrainer Bastian Reinhardt den VfB Lübeck. Jens wer? Martens ist nur in der norddeutschen Fußballszene (u. a. Norderstedt) bekannt, dazu bereits 68 Jahre alt und eigentlich schon im Trainer-Ruhestand gewesen. Doch VfB-Sportchef Sebastian Harms bestand darauf, Martens erstmals Verantwortung in einer Profiliga zu übertragen.
Die Aufgabe ist gewaltig: Sechs Punkte Rückstand muss Lübeck nach dem 1:0-Coup über Regensburg immer noch aufholen, wofür wohl weitere fünf – eher sechs – Siege notwendig sind. Die Rückkehr zum alten Klub verpasst Verteidiger Jannik Löhden gelbgesperrt, Köln muss zusätzlich zu den Langzeitverletzten auf Topscorer Luca Marseiler (Gelb-Rot) und Winterzugang Sidney Cabral (Gelb) verzichten.
Heiße Alm-Wochen: Arminia Bielefeld gegen den MSV Duisburg
Derbysieg! Für Arminia Bielefeld war das Landespokal-Weiterkommen gegen Münster ein echter Muntermacher. Nun heißt es, anders als beim ersten Derby-Erfolg in der Frühphase der Saison, den Schwung auch mitzunehmen. Der typische Ostwestfale denkt ja in der Regel so: Schon gegen Duisburg könnte die ganze Zuversicht wieder flöten gehen – und der MSV ist in keiner schlechten Verfassung. "Es ist ein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel“, gab MSV-Geschäftsführer Michael Preetz in der "WAZ" zu Protokoll.
Doch die Arminen auf sieben Punkte davonziehen zu lassen, damit einen der zwei in Reichweite befindlichen Plätze zum Ligaverbleib fast schon aufzugeben – ein schwieriges Szenario für die Meidericher. Die verloren das Hinspiel, eine Partie auf gruseligem Niveau, mit 0:1. Wohl deutlich mehr als 20.000 Fans, darunter mehr als 3.000 Duisburger, bilden einmal mehr einen fantastischen Rahmen. Ginge es allein nach dieser Unterstützung, hätte keiner der Klubs den Abstieg verdient…