Alles, was ihr zum 38. Spieltag wissen müsst
Auf ins finale Kapitel: Die Corona-Saison ist fast geschafft. Sie endet mit einem Lichtblick in Form von Zuschauern, mit einem wie gewohnt hochspannenden Finale – aber auch mit Abschieden, die schmerzen. Unsere Vorschau auf den 38. und letzten Spieltag beinhaltet viel Vorfreude und ein kleines bisschen Wehmut.
Die Ausgangslage
Jetzt lügt die Tabelle nun wirklich nicht mehr – jeder Verein steht in der Tabellenregion, die er sich im Verlauf dieser Saison verdient hat. Für 13 von ihnen geht es um gar nichts mehr, darunter die schon abgestiegenen SpVgg Unterhaching und VfB Lübeck. Besonders für Lübeck ist die umgehende Rückkehr in die Regionalliga bitter: Weder eigene noch Gästefans durften die besondere Atmosphäre im altehrwürdigen Lohmühlestadion auskosten. Man ist geneigt, ihnen zuzurufen: Kommt bald – unter normalen Umständen – wieder! Ihr habt es besonders verdient, nach der Pandemie die 3. Liga im verrückten "Normalzustand" zu erleben.
Und dann sind da noch die zwei Dreikämpfe, auf die wir gleich genauer schauen. Oben duellieren sich Hansa Rostock, der FC Ingolstadt und 1860 München um die Plätze 2 bis 4 – Hansa kann dabei höchstens noch auf den Relegationsrang abstürzen, Sechzig genau diesen als Maximum erreichen und der FCI auf jedem der Plätze landen. Im Keller ermitteln der KFC Uerdingen, der SV Meppen und Bayern München II zwei weitere Absteiger. Was die Konkurrenz macht, kann Uerdingen allerdings schon dann egal sein, wenn er einen Punkt in Mannheim holt – dann hat er sportlich Platz 16 gesichert.
Der Aufstiegskampf
Hansa Rostock – VfB Lübeck
Das Ostseederby zum Abschluss, es hätte ein Fest werden können. Nun – es wird höchstwahrscheinlich so oder so eines. 7.500 Zuschauer hat die Stadt Rostock dank niedriger und weiterhin fallender Inzidenzzahlen abgesegnet, die Nachfrage wird viel, viel höher sein. Schließlich macht Hansa aller Voraussicht nach die Rückkehr in die 2. Bundesliga klar, die Kogge braucht gegen den VfB Lübeck nur einen Punkt, sollte Ingolstadt nicht mit mehr als vier Toren Differenz gegen 1860 gewinnen. Abseits eines außerhalb von Corona rappelvollen Stadions (inklusive Gästeblock) fehlt zur großen Sause auch die sportliche Brisanz beim Gegner, der durch die Heimpleite gegen Zwickau (1:2) am Montag schon vorzeitig abgestiegen ist. Hansa macht es das sicherlich nicht schwerer. Doch wie war das 2008, kurz vor der Gründung der 3. Liga? Da war Lübeck auch Kellerkind, schubste aber den klaren Favoriten Rot-Weiss Essen am Schlussspieltag noch in die Regionalliga. Rostock muss den letzten Schritt nochmals hochkonzentriert angehen – dann locken schon bald HSV, St. Pauli, vielleicht Bremen und Kiel in einer gerade für Nordklubs hochspannenden 2. Bundesliga.
FC Ingolstadt – 1860 München
Wir wussten doch alle seit Wochen, dass es zu diesem direkten Duell kommen wird. Nun gilt es: Ingolstadt und 1860 spielen mindestens den Relegationsplatz aus, bei einer Rostocker Remis oder besser noch einer Niederlage könnten die Schanzer sogar noch direkt aufsteigen. Weil Sechzig etwas überraschend im Münchner Stadtderby gegen die Bayern-Reserve patzte (2:2), reicht ihnen nun nicht ein Punkt, sondern es hilft nur ein Dreier – das überragende Torverhältnis wird der Mannschaft von Michael Köllner in keiner Konstellation zum Vorteil. Die ultimative Kampfansage schickte Ingolstadt mit Leistung ab: Kämpften sich Tomas Oral und seine Spieler mit knappen Erfolgen durch die ganze Saison, so war das 5:1 nach 0:1-Pausenrückstand in Duisburg ein Zeichen der Stärke, Oral sprach vom "wahren Gesicht" des FCI. Nun: Das muss er am Samstag bestätigen. 1860 München wird zunächst mit kalkuliertem Risiko, aber spätestens in der zweiten Halbzeit voll auf Sieg spielen. Haben sie Rang 3 nach bloßer Leistung eher verdient als Ingolstadt? Die gerechteste Lösung ist das direkte Duell.
Der Abstiegskampf
Waldhof Mannheim – KFC Uerdingen
Ein Spiel um die 3. Liga in Mannheim: In sich wird mancher Anhänger des KFC Uerdingen über diesen Wink des Schicksals grinsen, denn die Parallele ist unübersehbar: 2018 schaffte man in der Aufstiegsrelegation den Sprung, während die Partie für Mannheim zu einem schwarzen Moment der jüngeren Vereinsgeschichte wurde – Spielabbruch nach etlichen Böllerwürfen inklusive. Nun hat sich der SVW mit drei Siegen in Folge still und leise auf Platz 8 vorgearbeitet, eine beachtliche Leistung ob des begrenzten Etats und der Abgänge im vergangenen Sommer. Das deutet daraufhin, dass auch gegen Uerdingen eine sportsmännisch tadellose Leistung abgerufen wird. "Mannheim hat nicht die Klasse wie Magdeburg", sagte Uerdingens Trainer Jürgen Press nach dem befreienden 1:0 über den FCM. Ob er damit womöglich den Gegner unfreiwillig angespitzt hat? Aufgrund des guten Torverhältnisses genügt dem KFC schon ein Punkt für den sicheren Ligaverbleib. In Meppen und der Bayern-Akademie drückt man den Waldhöfer "Buwe" alle Daumen…
SV Meppen – MSV Duisburg
Dass der Abstieg des SV Meppen in Ordnung geht, stellen selbst viele Fans der Emsländer nicht in Frage. Es ist eine Mannschaft ohne Stärken, die seit drei Spielen nicht getroffen hat, in sechs der vergangenen acht Punktspielen mindestens zwei Gegentore kassiert hat, das mit Abstand schwächste Torverhältnis aller Drittligisten aufweist und deren Trainer Rico Schmitt über seine eigene Bilanz seit der Ablösung des ebenso erfolglosen Torsten Frings ehrlich feststellt, dass diese "aktuell skandalös" sei. Damit das Duell der zweitschlechtesten Defensive (60 Gegentore) mit der schlechtesten (65) aus Duisburg nicht zum Abschied aus der 3. Liga wird, muss einiges zusammenkommen. Der Druck steigt auch durch den schon feststehenden Abstieg des VfB Lübeck – mit ihm würde sich der SVM künftig in der Regionalliga Nord duellieren, zudem gibt es auch in der Saison 2021/22 für den Nord-Meister "nur" die Aufstiegsspiele. Einzig drei Punkte und Waldhöfer Schützenhilfe bewahren Meppen vor diesem Nadelöhr.
Bayern II – Hallescher FC
Vor einem Jahr fegten die Bayern-Talente den HFC mit 6:1 vom Feld. Den braucht es nun nicht, denn das beste Torverhältnis des abstiegsbedrohten Trios haben die Roten ohnehin schon. Auch der FCB II muss gewinnen, dazu aber sowohl auf einen Waldhof-Sieg spekulieren als auch auf höchstens einen Punkt des SV Meppen. Machen wir es kurz: Bayern II hat die schwächste Ausgangslage, auch hier käme der Abstieg mit monatelanger Ansage. Sportlich würde die 3. Liga an Attraktivität verlieren, dennoch gibt es viele, die dem "Verlust" einer zweiten Mannschaft kaum hinterhertrauern. Zumal mit den Reserven des SC Freiburg und Borussia Dortmund schon potenzielle Nachfolger in den Startlöchern stehen.
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