Alles, was ihr zum 38. Spieltag wissen müsst
Die 3. Liga steht vor einem Herzschlagfinale. Noch nie war das Aufstiegsrennen so spannend wie es in dieser Saison der Fall ist – und Historisches könnte passieren, wenn sich mit Osnabrück, Wiesbaden, Saarbrücken und Dresden gleich vier Mannschaften im Fernduell messen. Auch der Meisterpokal steht bereit. Wir blicken auf das Saisonfinale am 38. Spieltag.
Die Ausgangslage
Die Drittliga-Trophäe bekommt in dieser Saison auf jeden Fall einen neuen Eintrag, denn mit der SV Elversberg (in Ingolstadt) und dem SC Freiburg II (gegen Meppen) können zwei Teams erstmals den Meistertitel der Spielklasse sichern. Zu diesem Zweck stehen an beiden Standorten jeweils die Pokale bereit, um – je nach Ausgang der Partien – den diesjährigen Titelträger gebührend zu krönen. Dahinter ist die Spannung kaum in Worte zu fassen. Gleich vier Mannschaften treten jeweils in Heimspielen bekanntermaßen zum Fernduell um den Aufstieg an. Der VfL Osnabrück (gegen Dortmund II) und der SV Wehen Wiesbaden (gegen Halle) haben es dabei in der eigenen Hand, die Konkurrenz auf Distanz zu halten – die Situation spricht erst einmal für den Tabellenzweiten und -dritten.
Doch der 1. FC Saarbrücken (gegen Köln) und Dynamo Dresden (gegen Oldenburg) lauern nur auf die Patzer der Konkurrenz. Die Konstellationen sind vielfältig, die abhängig von den Ergebnissen der jeweiligen Plätze eintreten können – am Ende entscheidet möglicherweise ein einziger Treffer. So könnte es zwischen den Mannschaften möglicherweise sogar in den direkten Vergleich gehen, wenn es hart auf hart kommt.
Fünf Spiele im Fokus
Osnabrück: Beste Ausgangslage, aber schwierigster Gegner?
Nach dem 2:2-Remis im Derby gegen Meppen vor zwei Wochen schien der VfL Osnabrück bereits aus dem Rennen zu sein, obwohl sich die Lila-Weißen Sieg um Sieg in die Spitzengruppe herangespielt hatten. Dann patzten die Konkurrenten am letzten Wochenende – und plötzlich ist der VfL in der besten Ausgangslage. Solange das Team von Tobias Schweinsteiger mit mindestens genauso viele Tore wie der SV Wehen Wiesbaden gewinnt, wird der VfL am Ende des Spieltags direkt aufsteigen – komme was wolle.
Doch mit der U23-Mannschaft von Borussia Dortmund haben die Lila-Weißen an der Bremer Brücke vielleicht den schwierigsten Gegner der Saison. Die Talente aus der BVB-Jugend können absolut befreit aufspielen, um sich vielleicht sogar schon für die Sommer-Vorbereitung der Profimannschaft empfehlen. Zu verlieren haben die jungen Dortmunder jedenfalls nichts, können aber mit einem eigenen Sieg das Aufstiegsrennen mit-entscheiden und so auf sich aufmerksam machen. Aus VfL-Sicht gilt es, dies zu verhindern.
Wiesbaden: SVWW muss HFC-Riegel ohne Kauczinski knacken
Darf Markus Kauczinski am letzten Spieltag jubeln? In den Innenraum darf der SVWW-Cheftrainer jedenfalls nicht, denn trotz eines Einspruchs des Vereins bleibt die Gelbsperre, die Kauczinski nach seiner vierten gelben Karte in der Vorwoche absitzen muss, bestehen. Somit kann der 53-Jährige nicht das Kommando an der Seitenlinie übernehmen, um mindestens den Relegationsrang gegenüber den Konkurrenten zu verteidigen. Immerhin: Die Wiesbadener Spieler dürften auch ohne den Cheftrainer wissen, dass die Stunde geschlagen hat. Aber auch Max Reinthaler und Florian Carstens werden Abwehr fehlen, sodass die Sinne der Hessen geschärft sind.
Mit einem Sieg hat es der SVWW in jedem Fall selbst in der Hand, den Ausgang der Saison zu bestimmen. Gegenüber dem VfL Osnabrück braucht es jedoch einen höheren Sieg. Der Hallesche FC zeigte sich zuletzt in wechselhafter Form – aber wirklich viele Gegentore fingen sich die Saalestädter unter Sreto Ristic praktisch nie, denn in 15 Spielen stehen gerade einmal 18 Treffer auf dem Zettel. Dieses Bollwerk muss der SVWW knacken.
Saarbrücken: Lachender Dritter dank Tordifferenz? Kapitän Zeitz fehlt
Ein Patzer der Konkurrenz reicht wiederum dem 1. FC Saarbrücken aus, um auf den letzten Metern die Nase vorne zu haben. Für den FCS spricht das beste Torverhältnis im Aufstiegsrennen, sodass Rüdiger Ziehl und sein Team praktisch nur einen halben Punkt hinter Osnabrück und Wiesbaden lauern. Durch das 2:2-Remis in Duisburg ließen die Saarländer zwar eine noch bessere Ausgangslage liegen, weswegen schon bittere Tränen beispielsweise bei Torhüter Daniel Batz flossen, doch unverhofft kommt bekanntlich oft. So kann der FCS möglicherweise der lachende Dritte sein – obwohl die Ziehl-Elf ohne Kapitän Manuel Zeitz auskommen muss, der eine ärgerliche Rotsperre absitzen wird.
Dazu bedarf es aber einen Sieg gegen den Viktoria Köln, das in dieser Rückrunde noch nicht allzu verloren hat. In den letzten 13 Spielen gab es lediglich zwei Niederlagen, wodurch sich die Mannschaft von Olaf Janßen kontinuierlich die Punkte holte. Auswärts gab es für die Viktoria zwar weniger Siege als im eigenen Stadion, aber auf fremden Plätzen verloren die Kölner trotzdem seltener. Zumal es im letzten Spiel auch um ein würdiges Karriereende für Mike Wunderlich und Marcel Risse geht. Der FCS hat eine harte Nuss zu knacken.
Dresden: Zwei Patzer der Konkurrenz nötig – Luft beim VfB raus?
Durch die überraschende 1:4-Niederlage in Meppen ist Dynamo plötzlich ins Hintertreffen geraten. Die Pleite im Emsland hat für die SGD gleich zwei Folgen, die im Saisonfinale schwerwiegend sein könnten – zum einen fehlt den Dresdnern nun ein Punkt zum direkten Aufstiegsplatz, zum anderen hat sich die Anfang-Elf durch die Höhe der Niederlage ins eigene Bein geschossen, was das Torverhältnis im Vergleich zur Konkurrenz angeht. Mit Osnabrück (+20) und Wiesbaden (+19) ist die SGD zwar auf Augenhöhe, doch Saarbrücken (+24) hat nun vier Tore mehr geschossen – was in der Endabrechnung möglicherweise einen Extrapunkt ausmachen könnte. Mindestens Patzer der Konkurrenten braucht Dresden ohnehin, um wieder mitzumischen.
Im Heimspiel gegen Oldenburg erwartet die SGD einen Gegner, der zwar auf das Endspiel am letzten Spieltag hingefiebert hat, aber nun doch vorzeitig die Segel streichen musste. Fraglich ist daher, wie viel Energie die Mannschaft von Fuat Kilic noch für die Auswärtsfahrt nach Dresden im Tank hat. Zwischen einem ordentlichen Abschied aus der Liga und einem "Luft raus"-Effekt scheint alles möglich zu sein.
Meisterschale nahe: SVE kann dieses Mal richtig feiern
Die abschließende Frage ist, ob sich die SV Elversberg nach zähen Wochen im Aufstiegskampf nun schlussendlich doch noch zum Meister krönen werden. In Ingolstadt ist alles vorbereitet, dass DFB-Vizepräsident Peter Frymuth und Tom Eilers als Vorsitzender des Ausschusses 3. Liga nach Abpfiff die Meistertrophäe an Kapitän Kevin Konrad, der weiterhin verletzungsbedingt nicht mitspielen wird, überreichen kann.
Sollte Ingolstadt den Saarländern noch in die Suppe spucken, dann könnte mit dem SC Freiburg II zum zweiten Mal in der Drittliga-Geschichte eine Zweitvertretung den Meistertitel holen. SVE-Cheftrainer Horst Steffen und seine Mannschaft werden aber wohl alles daran setzen, um eine außerordentliche Saison noch einmal außerordentlich zu feiern – denn nach dem 37. Spieltag, als der Aufstieg praktisch schon feststand, wussten noch nicht alle Beteiligten so richtig, wohin mit sich. Dieses Mal kann die SVE wieder alles klar machen.