Alles, was ihr zum 4. Spieltag wissen müsst
Wer war im Sommer fleißig und wem fehlt noch ein Schritt zu den besten Fitnesswerten? An diesem Wochenende, zum Abschluss einer kräftezehrenden Englischen Woche, kommt alles auf den Tisch. Wir schauen auf den ersten Dreikampf an der Tabellenspitze, in den Keller und auf noch viel mehr – hier ist unser Blick auf den 4. Spieltag.
Die Ausgangslage
Es soll niemand sagen, dass dies nicht so prognostiziert worden wäre: Aus dem Potpourri der sieben bis acht vor der Saison benannten Aufstiegsanwärter hat ein Trio den perfekten Start hingelegt, sowohl 1860 München als auch Ingolstadt und Saarbrücken sind noch ohne Punktverlust. Kleiner Bonus für die beiden Letztgenannten: Sie haben auch noch kein einziges Gegentor zugelassen. Über den Samstagnachmittag hinweg werden zumindest nicht alle der genannten Statistiken Bestand haben, denn der FCS gastiert zum ersten echten Gipfeltreffen im Audi-Sportpark. So oder so könnte sich daher 1860 München einen zarten Punktevorsprung auf Platz 3 erarbeiten, so der TSV seine "Pflichtaufgabe" bei noch sieglosen Verlern in Paderborn erledigt.
Apropos sieglos: Sieben Mannschaften gehören dieser Kategorie noch an, darunter mit Erzgebirge Aue auch ein recht prominenter Vertreter. Schafft die Mannschaft von Trainer Timo Rost das ersehnte Erfolgserlebnis daheim gegen den SV Wehen Wiesbaden? Prekär ist die aktuelle Situation schließlich beim Kellertrio Essen, Bayreuth und Halle. Während RWE die Elf-Gegentore-Defensive dringend stabilisieren muss, aber immerhin schon ein Pünktchen auf dem Konto hat, sind der oberfränkische Aufsteiger als auch der Drittliga-Veteran von der Saale noch ganz ohne Fahrschein. Etwas leichter scheint die Aufgabe für den HFC (daheim gegen Oldenburg), Bayreuth empfängt den spielstarken, aber noch nicht perfekt abgestimmten VfL Osnabrück.
Fünf Spiele im Fokus
Pannen-HFC will sich rehabilitieren: Hallescher FC gegen den VfB Oldenburg
Es war ja fast bemitleidenswert, wie sich der Hallesche FC am Dienstag in Freiburg aus dem Spiel nahm. Da hatten sich 150 Gästefans unter der Woche mehr als tausend Kilometer um die Ohren geschlagen, nur um in der ersten Halbzeit zwei Notbremsen zu sehen, die zu einer seltenen doppelten Überzahl für den SCF II führten. Selbst dann schlug sich der mit Mann und Maus verteidigende HFC aber noch achtbar, bis ein Eigentor – wie schon zuvor gegen Dresden – die Nullrunde einleitete. Nun fehlen Niklas Kreuzer und Kapitän Jonas Nietfeld rotgesperrt, und bei der Stürmersuche gibt es derzeit eine Absage nach der nächsten. Hoffnung macht, dass Gegner Oldenburg nominell ein eher kleines Licht in der 3. Liga ist und kürzlich zeigte, dass es noch an Cleverness fehlt: Das 2:3 nach 2:1-Führung gegen Mitaufsteiger Elversberg war ein echter Gute-Laune-Killer.
Schwarz-Gelb droht die Krise: Borussia Dortmund II gegen Rot-Weiss Essen
Im vergangenen Jahr stimmte die Mischung bei der BVB-Reserve, nicht zuletzt dank Trainer Enrico Maaßen, der sich mit seiner Leistung bis in die Bundesliga befördert hat. Obgleich wieder zahlreiche Talente verpflichtet wurden, ist der lange gefürchtete Gegner aktuell ein dankbarer: Das 0:4 gegen Ingolstadt ging auch in der Höhe in Ordnung, das 0:1 in Saarbrücken war nur aufgrund des späten Zeitpunktes unglücklich zu nennen. Erst ein erzieltes Saisontor passt so gar nicht zum spielfreudigen Ansatz, mit dem sich der neue Trainer Christian Preußer noch schwertut. Nun steigt die Erwartungshaltung im Revierduell mit Rot-Weiss Essen, zu denen der Dortmunder Anhang auch aufgrund der gemeinsamen Abneigung gegen Schalke 04 ein gutes Verhältnis pflegt. Das Spiel steigt im Westfalenstadion, mindestens 5.000 Essener werden mitreisen. Der Rahmen stimmt also, und dass die Dortmunder Profis am Samstag nicht überlappend in der Bundesliga kicken müssen, dürfte noch einige Fans mehr zum Duell an die Strobelallee ziehen.
Gelb-Schwarz droht die Krise: SpVgg Bayreuth gegen den VfL Osnabrück
Die Älteren unter den Fans beider Lager werden sich erinnern, dass es die Spielpaarung zwischen Bayreuth und Osnabrück einst sehr regelmäßig gab: Zwischen 1980 und 1990 trafen die Klubs zehnmal aufeinander, stets in der 2. Bundesliga. Gerade zum Ende hin bezog der VfL dabei regelmäßig Prügel: 0:3, 1:3, 1:5 und 1:4 lauten die Ergebnisse der bis dato letzten vier Duelle. Es ist – nett formuliert – eher unwahrscheinlich, dass sich eine solche Packung für die Lila-Weißen nun wiederholen wird. Obgleich nach der 0:1-Heimniederlage gegen Ingolstadt die nicht ganz unberechtigte Sorge auftaucht, dass dem VfL gegenüber der Ligaspitze schon wieder ein kleines bisschen Qualität fehlt, so sollte er die zuletzt von Wiesbaden (1:4) klar in die Schranken verwiesenen Bayreuther besiegen können. Die haben kürzlich die Rote Laterne übernommen – eine vierte Niederlage für den neuen Coach Thomas Kleine und seine Elf täte weh. Auch wenn wohl selbst der Letzte erkannt hat, wie groß der Unterschied zwischen der Regionalliga Bayern und dieser 3. Liga ist.
Augen auf den Audi-Sportpark: FC Ingolstadt gegen den 1. FC Saarbrücken
Müssen wir zu diesem Spiel noch viel einleiten? Beide Klubs wollen aufsteigen, beide sind ihrer Rolle bislang gerecht geworden. Ingolstadt war etwas souveräner und in jedem seiner Spiele früh auf der Siegerstraße, Saarbrücken brauchte zuhause zweimal die letzten Spielminuten und Adriano Grimaldi, um sich für die guten Auftritte zu belohnen. Massives Selbstvertrauen in allen Mannschaftsteilen, insbesondere den gegentorlosen Abwehrreihen, trifft aufeinander – es ist eine Partie, auf die man sich nur freuen kann. Angemerkt sei noch: Dem FCI fehlen in Maximilian Dittgen und David Kopacz bis dato zwei sehr betuchte Kreativspieler verletzt. Bislang wurde das gut kompensiert, doch vielleicht können die Saarländer hier Schwächen aufdecken.
Das Erzgebirge wird nervös: Erzgebirge Aue gegen den SV Wehen Wiesbaden
In der 3. Liga hat Aue in vier Anläufen noch nie gegen Wiesbaden gewonnen, nun wäre ein guter Zeitpunkt gekommen. Aus dem sicherlich unangenehmen Auftaktprogramm Freiburg II, Osnabrück und Mannheim holten die Sachsen nur zwei Zähler, kürzlich gab es beim Waldhof die erste Niederlage (0:1), auch das Freiburger Remis trotz 90-minütiger Überzahl schmerzte. "Wir müssen trotz des Neubeginns zeitnah Siege einfahren", fordert Trainer Timo Rost – wissend, dass ihm das im zuweilen schnelllebigen Geschäft mehr Wohlwollen der Leonhardt’schen Vereinsführung einbringen wird. Wiesbaden kommt mit einem ordentlichen Schub zu den Veilchen, auch weil gegen Bayreuth John Iredale als Ersatz des abgewanderten Gustav Nilsson Pluspunkte sammelte. Alles andere als ein ausgeglichenes Spiel würde angesichts der vergleichbaren individuellen Qualität doch verwundern.