Alles, was ihr zum 5. Spieltag wissen müsst

Ein kleines Quiz vorab: Was meint ihr, wie oft gab es in der Geschichte der 3. Liga einen derart guten Auftakt wie den Zwölf-Punkte-Start von 1860 München? Die Auflösung gibt es gleich – zusammen mit einem besonderen Blick auf die erste Spitzengruppe dieser Saison. Spieltag 5 steht vor der Tür, und während mancher seine Null-Gegentore-Defensive bestätigen will, geht es für andere Vereine darum, eine Null-Siege-Bilanz schnellstmöglich aufzupolieren.

Die Ausgangslage

Wir sind im 15. Drittliga-Jahr – und sicher habt ihr die Anzahl derer, die mit vier Siegen aus vier Spielen mustergültig gestartet sind, ein wenig zu hoch geschätzt. Nur Jahn Regensburg und die Kickers Offenbach schafften dieses Kunststück, und das liegt auch schon zwölf Jahre zurück: Die Kicker erzielten sogar noch einen fünften Sieg, nun könnte Spitzenreiter 1860 München, klar favorisiert gegen den Halleschen FC, nachziehen. Doch Achtung: Die Kickers wurden damals am Saisonende nur Siebter – ein Garant für den Aufstieg ist die gute Frühform also nicht.

Auf die beiden ersten Verfolger, die sich für vier Spiele ohne Gegentor rühmen dürfen, wartet jeweils ein Fehlstarter: Der Tabellenzweite FC Ingolstadt reist zu Aufsteiger Rot-Weiss Essen, bei dem Trainer Christoph Dabrowski allmählich ebenso Zählbares abliefern sollte wie Timo Rost mit Erzgebirge Aue – sie reisen zum Dritten aus Saarbrücken. Der VfL Osnabrück muss im Spiel 1 nach Daniel Scherning, den es kurzfristig zu Zweitligist Arminia Bielefeld gezogen hat, zum SV Wehen Wiesbaden. Betreut werden die Lila-Weißen von den Co-Trainern Tim Danneberg und Danilo de Souza.

Was außerdem Spannung verspricht? Sicherlich das ungleiche Duell zwischen Dynamo Dresden und der SV Elversberg, das für die SGD nach der Niederlage in Köln weitere Stolpergefahr offenbart. Tief im Keller begegnen sich am Sonntagmittag schließlich der VfB Oldenburg und der SC Verl, beide warten noch auf den ersten Saisonsieg. Ein Duell zweier späterer Absteiger? Nicht unwahrscheinlicher, vor allem für den Verlierer stehen schwierige Wochen bevor.

 

Fünf Spiele im Fokus

Bleibt Sechzig unbesiegbar? 1860 München gegen den Halleschen FC

Vier Siege aus vier Spielen, zuletzt dreimal ohne Gegentor und mit einem Innenverteidiger-Duo Jesper Verlaat und dem erst 17-jährigen Leandro Morgalla, das in dieser Spielklasse seinesgleichen sucht: 1860 München hat einen Lauf – nur beim Englisch, das bewies Löwen-Coach Michael Köllner bei einem digitalen Geburtstagsgruß an den zurückhaltenden, aber nicht verschwundenen Investor Hasan Ismaik, gibt es noch Verbesserungsbedarf. Sei es drum: Gegen Halle rechnet wohl jeder mit einem souveränen Sieg, genau das kann zur Gefahr werden. Der HFC siegte zuletzt gegen Oldenburg mit 2:0 und entledigte sich so dem Druck eines Fehlstars vorerst. Allerdings müssen Niklas Kreuzer und Kapitän Jonas Nietfeld noch ein weiteres Mal gesperrt aussetzen, und der erhoffte Sturmtransfer hat sich immer noch nicht ergeben. André Meyer und sein Team müssen auf einen schlechten Tag der Löwen hoffen.

Nehmerqualitäten gefordert: Waldhof Mannheim gegen Borussia Dortmund II

Das war ein jäher Aufprall: Wirklich niemand hatte mit einer krachenden Niederlage in Meppen, in Zahlen 2:6, gerechnet. Nun lief in den vergangenen Tagen beim SV Waldhof Mannheim die Aufarbeitung, Trainer Christian Neidhart hat die schmerzhafte Rückkehr an seine langjährige Arbeitsstätte schonungslos analysiert. Er wird festgestellt haben, dass seine Mannschaft nicht derart unterlegen war, das Ergebnis erst spät so deutlich wurde und bei den Meppenern so ziemlich jeder Distanzschuss im Netz einschlug. Und ebenso, dass das Spiel nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Routiniers Marco Höger kippte. Zuletzt umfasste die Verletztenliste sieben Spieler, darunter noch ein weiterer Leitwolf, Marc Schnatterer. Will der SVW im Verfolgerfeld bleiben, sollten die bis dato wenig überzeugenden Dortmunder besiegt werden. Auch der knappe 1:0-Sieg über Essen täuschte nicht darüber hinweg: Beim BVB gibt es noch massive Startschwierigkeiten, insbesondere im sonst so zuverlässigen Offensivspiel.

Bloß keine Fehler! Rot-Weiss Essen gegen den FC Ingolstadt

Im Duell der schlechtesten mit der besten Abwehrreihe der 3. Liga scheint das Spielgeschehen vorprogrammiert: Die Gastgeber werden nach mehreren Partien mit teils schweren Abwehrfehlern um Stabilität bemüht sein, den Gästen das Feld überlassen und Nadelstiche setzen – sofern sie diese Spielweise verinnerlichen können. Bislang nämlich dominierte Essen seine Spiele gerne, nur war das meist völlig ineffizient. Während RWE dringend Verstärkungen für Innenverteidigung, Mittelfeld und auch Angriff sucht, kommt der FCI trotz eines abseits des klaren Pokal-Ausscheidens beachtlich überzeugenden Saisonstarts gehandicapt: Supertalent Merlin Röhl hat nicht ganz unerwartet den Verein in Richtung des SC Freiburg verlassen, vergütet wird der Abgang mit einem Millionenbetrag. Wer aber ersetzt die fünf Scorerpunkte, die der 20-Jährige in den ersten vier Spielen beisteuerte? Zumindest bis zu diesem Wochenende wird kein gleichwertiger Ersatz folgen. Vielleicht macht das die sieglosen Hausherren etwas optimistischer.

FCE im Krisenmodus: 1. FC Saarbrücken gegen Erzgebirge Aue

Im Vorfeld dieser Saison war nicht unbedingt davon auszugehen, dass Erzgebirge Aue der Absteiger mit den größten Anpassungsschwierigkeiten sein würde. Doch nach diesen ersten Wochen, insbesondere dem 1:5 daheim gegen den SV Wehen Wiesbaden, kommt vieles auf den Prüfstand – als Erstes wie so oft der Trainer. Timo Rost war lange genug als Fußballer aktiv, als Coach aber ist der Profifußball für ihn Neuland, und das merkt man. Der spielerische Ansatz, mit dem er die SpVgg Bayreuth vor wenigen Monaten mit mehr als 100 Toren zum Aufstieg führte, lässt sich schwieriger als gedacht in die 3. Liga übertragen, die Probleme sind ganz ähnliche wie jene in Essen: Gegner lauern, finden Lücken und bedanken sich anschließend dafür, nicht mehr viel fürs Spiel tun zu müssen, die Fehler kommen ja von alleine. Beim Zweiten in Saarbrücken wird es nur über Destruktivität – im positiven Sinne – gehen. Aber Obacht: Schon zweimal erzielte der FCS in  dieser Saison ein Last-Minute-Tor. Adriano Grimaldi lässt grüßen.

Einer bleibt ganz unten: VfB Oldenburg gegen den SC Verl

Favorit zu sein, diese Rolle wird VfB und SCV in dieser Saison selten zugeteilt werden. Nun gibt es für beide Argumente, sich als solcher zu wähnen: Oldenburg spielt daheim und gegen den nominell schwächsten etablierten Drittligisten – Verl kann sich im dritten Jahr in dieser Spielklasse immerhin auf diesen Status sowie viele enge Spiele wie das jüngste 0:1 gegen 1860 München berufen. Der Ärger von Trainer Michel Kniat galt auch dem Schiedsrichter, "wenn man die Mannschaft mit weniger Standing ist, lässt man als Schiedsrichter davon beeinflussen“, spekulierte der Coach infolge einer strittigen Strafstoßszene. Die Gründe, dass beide Klubs erst ein Pünktchen auf dem Konto haben, werden andere sein. Keiner spricht es aus, aber alle wissen: Die Abstiegsgefahr beider Teams ist verdammt hoch. Umso weniger Spektakel ist in einem ganz frühen Sechs-Punkte-Match, in dem jeder Fauxpas fatal werden kann, zu erwarten.

   

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