Alles, was ihr zum 6. Spieltag wissen müsst
Wer hat den längeren Atem? Die erste Englische Woche der Saison zerrt an den Akkus aller Mannschaften – wohl jeder freut sich auf den freien Tag nach diesem Wochenende. Bis dahin gibt es gleich mehrere Aufeinandertreffen potenzieller Aufstiegskandidaten. Wer noch mit dem Stadionbesuch zögert: Es könnte sich lohnen! Der Blick auf den 6. Spieltag.
Die Ausgangslage
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7: Das Tabellenende erfüllt die inneren Monks unter uns mit Freude, so artig reihen sich die Punktestände der letzten Teams der Tabelle aneinander. Die teils frustrierenden Schicksale, die sich dahinter verbergen, können darüber eher nicht schmunzeln. Angefangen mit dem weiterhin punktlosen TSV Havelse, der schon jetzt aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren, sammeln sich unter anderem über Würzburg, Kaiserslautern und Duisburg einige prominente Vertreter.
Die 7 – diese Punktzahl teilen sich Meppen, Verl und Osnabrück – ist wiederum nur vier Punkte von der Spitze entfernt. Brauchte es ein neues Argument, um die Ausgeglichenheit der 3. Liga im Jahr 2021 zu bestätigen, so ist es der Blick auf die obere Tabellenhälfte und den Fakt, dass nicht eine unserer 20 Mannschaften vier Siege aus den ersten fünf Spielen schaffte. Ganz vorne: der SV Wehen Wiesbaden, der daheim den Dritten aus Magdeburg empfängt. Garniert wird schon der Samstag mit dem nicht minder spannenden Traditionsduell zwischen Braunschweig und dem TSV 1860 sowie Türkgücü gegen Osnabrück – da sind jede Menge Top- und Geheimfavoriten am Start.
Fünf Spiele im Fokus
Knackt Titz das Mauerwerk? SV Wehen Wiesbaden gegen den 1. FC Magdeburg
Nicht immer ist Spitzenfußball mit spektakulären Ergebnissen verbunden. So sind in den zehn Begegnungen, die Ligaprimus Wehen Wiesbaden und sein zweitnächster Verfolger aus Magdeburg zusammenaddiert schon absolviert haben, erst 18 Tore gefallen. Ein Grund sind die soliden Defensivleistungen: Während der FCM beim 1:2 in Saarbrücken erstmals mehr als einen Gegentreffer hinnehmen musste, musste der SVWW um Torwart Florian Stritzel in 450 Saisonminuten erst einen Ball aus dem Netz holen! Das kaschiert auch manche offensive Durststrecke, wobei das 2:0 in Duisburg ein Musterbeispiel an Effektivität war, mit dem Traumtor Maximilian Thiels von der Mittellinie aus als Krönung. Liebe Magdeburger, seid gewarnt: Der Gegner schießt aus allen Lagen.
Vierter Streich für den BTSV? Eintracht Braunschweig gegen 1860 München
"Deutscher Meister in den Farben Gelb und Blau", so ertönt es bei jedem Pflichtspiel mit Braunschweiger Beteiligung in der 67. Minute. 1967 feierten die Niedersachsen die einzige Deutsche Meisterschaft ihrer Bundesliga-Historie, schon ein Jahr davor war 1860 München an der Reihe – auch hier blieb das Ereignis einmalig. Da versteht sich von selbst, dass beide Klubs die 3. Liga nicht als ihr natürliches Habitat begreifen, ganz im Gegenteil: Beide zählen zu den ersten Anwärtern auf die Zweitliga-Rückkehr und haben dies zum Saisonstart zumindest in Teilen auch bestätigt. Braunschweig kommt auf drei Siege in Serie mit stolzen 7:0 Toren – was so eine Ohrfeige gegen Aufsteiger Viktoria Berlin so bewirken kann! Sechzig konterte gegen die Mini-Krise mit dem 3:0 gegen Viktoria Köln. Spielerische Klasse multipliziert mit Selbstvertrauen sollte ein flottes, spannendes Match ergeben.
Einer bleibt unten drin: 1. FC Kaiserslautern gegen den FSV Zwickau
Sprechen wir zur Abwechslung mal zuerst über den Gast: Zwickau hat nominell einen durchaus konkurrenzfähigen Kader beisammen, der für mehr als die Außenseiterrolle taugt. Dass aus fünf Spielen erst drei Punkte heraussprangen, aber noch kein Sieg, ist fast etwas enttäuschend. Nervös macht Platz 17 als Zwischenaufnahme noch nicht, die Leistungen stimmten nämlich bislang überwiegend. Das kann sich aber schnell ändern – davon kann Gegner Kaiserslautern, derzeit 16., ein Lied singen. Der hat in den sechs Drittliga-Aufeinandertreffen gegen die Sachsen seit 2018 noch nie verloren. Das 0:1 in Halle war ein Rückschlag, zumal die Defensive in alte, fehlerhafte Muster verfiel. Auswärts wartet Lautern schon seit einem halben Jahr auf einen Erfolg. Dann muss es eben der gute, alte Betzenberg richten. Auch wenn der FCK dort gegen Zwickau in der 3. Liga bislang immer die Punkte teilte.
Torjäger unter sich: Viktoria Berlin gegen Waldhof Mannheim
Auf drei Siege zum Auftakt musste Viktoria Berlin zuletzt ein wenig dazulernen. Erst die Niederlage gegen den HFC, dann der glücklich gerettete Last-Minute-Punkt beim 1:1 in Zwickau zeigten Viktoria, was dort auch jeder erwartet hatte: dass der Aufsteiger die neue Spielklasse nicht im Vorbeigehen an die Wand spielen würde. Nun trifft die Elf-Tore-Offensive auf den einzigen Gegner, der ebenfalls schon eine zweistellige Anzahl Treffer erzielt hat: Waldhof Mannheim trumpfte beim 5:0 über Meppen mächtig auf, schlug in Form von Routinier Marc Schnatterer insbesondere beachtliche Standards. Sollte Waldhof, das nach dessen Debüttor künftig auch verstärkt auf "Königstransfer" Marco Höger setzen dürfte, nun ein Kandidat für das obere Drittel sein, wäre ein Ausrufezeichen in der Hauptstadt die richtige Ansage.
Eine Überraschung wäre notwendig: Würzburger Kickers gegen den 1. FC Saarbrücken
Würzburg und Saarbrücken haben eines gemeinsam: Beide übererfüllen die Erwartungen und Sorgen, die es vor dem Saisonstart gab. Der FCS ist mit zehn Punkten aus einem zuletzt richtig straffen Programm mitten in der Spitzengruppe platziert und zeigt zwar noch nicht konstant, aber in Ansätzen den Fußball eines Topteams, das die Mannschaft um Trainer Uwe Koschinat auch darstellen will. Würzburg tut sich als Absteiger noch viel schwerer als gedacht, hat erst zwei Tore als auch Punkte, zuletzt gab es beim 0:1 bei Freiburgs Reserve einen herben Dämpfer. Harmloser und uninspirierter ging es kaum, Torsten Ziegners Fehlstart war perfekt. Eine Überraschung deutet sich hier gegen souveräne Saarbrücker nicht wirklich an, ist in der 3. Liga aber immer möglich. Würzburg täte sie gut…