Alles, was ihr zum 6. Spieltag wissen müsst
Die erste von zwei Länderspielphasen in diesem Herbst ist geschafft – na endlich. Zeit für die Rückkehr zum Drittliga-Fußball! Im Südwesten und in Bayern stehen pikante Duelle auf dem Zettel, die Aufsteiger begegnen Absteigern und solchen, die es im Vorjahr fast in die 2. Liga geschafft haben. Viel Würze ist in diesem Wochenende drin. Unser Überblick.
Die Ausgangslage
Ein sächsisches Duo führt die Liga gegenwärtig an, und so manch Fußballbegeisterter im Osten fragt sich: Kann diese Konstellation wohl über längere Zeit Bestand haben? Natürlich wirft das Derby zwischen Spitzenreiter Dynamo Dresden und Verfolger Erzgebirge Aue schon seine Schatten voraus – es steigt aber erst am 7. Spieltag. Vorher muss Dresden zum VfB Lübeck, die noch ungeschlagenen Veilchen haben ihrerseits ein "kleines" Ostduell mit dem Halleschen FC vor sich. Darf man das schon als machbare Aufgaben bezeichnen? In dieser Spielklasse ist die Luft für solche Aussagen aus Tradition eine dünne.
Während sich das weitere Verfolgerfeld munter duelliert (Essen gegen Regensburg: Platz 8 gegen Platz 3, Haching gegen Saarbrücken: Platz 4 gegen Platz 6, Mannheim gegen Ulm: Platz 9 gegen Platz 5), geht es an anderen Standorten schon intensiv darum, nachhaltig schlechte Laune zu verhindern. So trifft der 16. Ingolstadt im Bayern-Duell auf die zuletzt dreifach unterlegenen Münchener Löwen, der SV Sandhausen will die 1:4-Packung in Halle daheim gegen den ebenfalls unter Druck stehenden Münsteraner Preußen-Adler aus der Welt schaffen. Schlusslicht Freiburg II reist schließlich zu Arminia Bielefeld – und auch in Ostwestfalen wäre ein weiteres Spiel ohne Sieg für die zunehmend nervösen Fans nur schwer zu ertragen.
Fünf Spiele im Fokus
Ziegners Schlüsselspiel: MSV Duisburg gegen den SC Verl
In eine Ecke des Tabellenkellers haben wir noch gar nicht geleuchtet: Auch der MSV Duisburg und der SC Verl sind aus dem Saisonstart mäßig bis schwer angeschlagen hervorgegangen. Wobei einzuordnen ist: Verl holte aus einem Heimspiel-Doppelpack immerhin vier Zähler und merzte damit den Null-Punkte-Auftakt nach drei Spieltagen ein wenig aus. Die Meidericher drohen dagegen, ihren letzten Kredit bei den Fans zu verspielen, nachdem sie in Regensburg in der zweiten Halbzeit nichts mehr entgegenzusetzen hatten und hochverdient mit 1:2 unterlagen – immer noch ist die Mannschaft von Torsten Ziegner ohne einen Saisonsieg.
Dass es für ihn schon bald um den Job gehen könnte, ist trotz demonstrativer Gelassenheit des Fußballlehrers kein Geheimnis mehr. Und in solchen Situationen gegen einen unbequemen Gegner wie Verl spielen zu müssen, kann eine ganz schöne Bürde sein – wie das 1:1 gegen Aufsteiger Ulm vor drei Wochen erst gezeigt hat. Dass Führungsspieler Kolja Pusch mit Adduktorenproblemen ausfällt, macht die Aufgabe nicht leichter…
Heikle Lage in Ostwestfalen: Arminia Bielefeld gegen den SC Freiburg II
Weiter geht’s im unteren Tabellendrittel, wo am Samstag sowohl Arminia Bielefeld als auch Freiburg II einiges zu verlieren haben. Fangen wir mit den Gästen an, die zuletzt auch daheim gegen Rot-Weiss Essen nichts holten (0:2) – vor allem die Offensive bereitet beim nach wie vor dominant auftretenden, aber damit harmlosen SCF große Sorgen. Dominant würde auch die Arminia gerne sein, nur gelingt das unter Trainer Mitch Kniat bislang nicht wie gewünscht.
Nur im Derby gegen Münster passte fast alles, die übrigen Spiele waren durchwachsen, so auch das jüngste Landespokal-Match bei Fünftligist Clarholz (2:1). "Es wird Zeit brauchen, bis unsere Arbeit Früchte trägt", übte sich Kniat zuletzt im liga3-online.de-Interview in Geduld. Ist auch Zeit für frische Akzente? Last-Minute-Transfer Noah Sarenren-Bazee dürfte sich mit zwei Pflichtspieltoren in die Startelf gespielt haben, und auch für Hannover-Leihgabe Marius Wörl könnten bald die ersten Einsatzminuten anstehen.
Reifeprüfung für die SGD: VfB Lübeck gegen Dynamo Dresden
Sechsmal gab es die Begegnung Lübeck gegen Dresden erst, die ersten Male in den 2000er Jahren, dann nochmal zwei Corona-Geisterspiele in der Saison 2020/21. Diese Partien gewann Dynamo übrigens beide, stieg bekanntermaßen am Saisonende in die 2. Bundesliga auf. Nicht nur deshalb ist die Fahrt ans Holstentor, wo die Mannschaft von Markus Anfang naturgemäß klar favorisiert ist, eine Reifeprüfung.
Drei Siege laden dazu ein, inmitten der Euphorie nachzulassen – auch weil der VfB bei Mitaufsteiger Ulm zuletzt einen ganz schwachen Tag erwischte und das 0:3 in allen Belangen gerechtfertigt war. Und schlimmer noch, folgte doch wenige Tage darauf das Landespokal-Aus im Stadtderby mit Regionalligist Phönix Lübeck. Kurzum: So hat die Elf von Lukas Pfeiffer am Samstag nicht den Hauch einer Chance. Doch eins ist in der 3. Liga Gesetz: Gegen ein Aushängeschild wie Dynamo Dresden ist jeder besonders motiviert.
Schanzer und Löwen gegen die Krise: FC Ingolstadt gegen 1860 München
Beide eint die bayerische Herkunft und die Formschwäche. Nun soll die wahrscheinlich größte Saisonkulisse den FC Ingolstadt dazu motivieren, an das einzige Erfolgserlebnis der bisherigen Saison – das 4:0 über Halle – anzuknüpfen. Vergangene Woche gab es ein ordentlichen Mutmacher, denn da kegelte Ex-Löwentrainer Michael Köllner einen dritten bajuwarischen Klub aus dem Landespokal: Jahn Regensburg unterlag mit 8:9 nach Elfmeterschießen. Fehlen wird dem FCI Defensivspezialist Lukas Fröde nach dessen ungerechtfertigter roter Karte beim 0:2 in Dresden, er muss allerdings nur diese eine Partie zuschauen.
Sechzig kämpft nach wie vor auf anderen Baustellen, nun ist aufgrund der monatelangen Vakanz auf dem Sportchef-Posten eine öffentliche Schlammschlacht der Verantwortlichen entbrannt. Ein abermals unwürdiges Schauspiel, das womöglich von ernsthaften sportlichen Problemen ablenkt, sollte 1860 ein viertes Mal verlieren.
Südwestschlager neu aufgelegt: Waldhof Mannheim gegen den SSV Ulm
Zu dieser Paarung lässt sich doch nur festhalten: Schön, ein solches Match wieder auf bundesweiter Bühne zu erleben! Hartgesottene Fans beider Vereine wissen schließlich, dass es vor gar nicht allzu langer Zeit noch ganz anders aussah: Zwischen 2003 und 2007 begegneten sich die damals abgestürzten Ex-Bundesligisten an ihrem jeweiligen Tiefpunkt jahrelang in der Oberliga Südwest – Anfang des Jahrtausends waren sie sich noch in der 2. Bundesliga über den Weg gelaufen.
Klar Oberwasser hat jedenfalls der Waldhof, der von 39 Pflichtspielen 20 gewonnen hat, Ulm nur zwölf. Jetzt kommt der SVW mit dem Extraschub von zwei Siegen in Folge. Die Spatzen von der Donau sind allerdings auch richtig gut drauf und derzeit zusammen mit Unterhaching der am stärksten einzuschätzende Aufsteiger. Grund genug für den Waldhof, gewarnt zu sein.