Alles, was ihr zum 7. Spieltag wissen müsst

Zwei lange Wochen sind fast überstanden. Seien wir ehrlich: Wen hat es auch nur annähernd mitgenommen, wie sich Deutschland nach dem WM-Debakel präsentieren würde? Es ist doch gar kein Vergleich zum Fußball in der 3. Liga, der uns bislang überrascht und begeistert hat und ganz nebenbei sogar ohne Reinhard Grindel auskommt. Was steht am Wochenende an, wer kann überraschen? Unser Blick auf den 7. Spieltag.
Die Ausgangslage
So manches Mal lässt sich nach sechs Spieltagen ein erstes Bild von der Tabelle machen, das Hinweise auf die Gesamtplatzierung zulässt. Doch ist das in diesem Jahr auch so? Zumindest in Teilen. Der KFC Uerdingen etwa untermauert als Zweiter, dass er seine geballte Qualität auf den Platz bringen kann. Auch mit der SpVgg Unterhaching muss mehr denn je gerechnet werden. Ob der VfL Osnabrück, der HFC und Jena ihre guten Platzierungen halten können, ist derweil noch nicht sicher.
Im Mittelfeld haben sich zuletzt die Würzburger Kickers und Fortuna Köln mit Siegen vorgearbeitet, während Energie Cottbus etwas abgerutscht ist. Noch schwieriger ist die Lage bei den drei ursprünglichen Mitfavoriten Kaiserslautern, Wiesbaden und Braunschweig, die allesamt im unteren Tabellendrittel stecken und merklich Schwierigkeiten haben, in die Saison zu kommen. Allerdings stehen allen drei Genannten vermeintlich machbare Heimspiele bevor, die Chance zur ersten Rehabilitierung ist da.
Und sonst so?
In der Länderspielpause wurde es um viele Vereine ruhiger. Nicht aber um den 1. FC Kaiserslautern, dessen Fans gemeinsam mit bundesweiten Sympathisanten infolge der brisanten Diskussion um die Äußerungen von Spieler Jan Löhmannsröben mehr als 1.000 Cornflakes-Pakete an den DFB schickten.
Zudem kündigten die organisierten Fans von Fortuna Köln an, ähnlich wie diverse andere Fangruppierungen ein Montagsspiel zu boykottieren – es handelt sich um das Auswärtsspiel in Kaiserslautern, das den anstehenden 7. Spieltag beschließt.
Vier Spiele im Fokus
Letzte Chance für Pedersen? Eintracht Braunschweig gegen Carl Zeiss Jena
Eintracht Braunschweig steht dauerhaft im Fokus, das müssen wir zugeben. Selten hat sich ein Absteiger derart schwergetan in seinem neuen Umfeld, einen so blamablen Start hingelegt. Null Siege, drei Punkte, zwölf Gegentore, letzter Platz: In Zahlen ausgedrückt ist der Fehlstart des BTSV schnell zu erfassen. Trainer Henrik Pedersen wäre nach Manager Marc Arnold der Nächste im Bunde, der um seinen Job zittern muss. Zuletzt machte er mit Durchhalteparolen Mut, vom angekündigten offensiven Spielstil muss er dafür aber mangels Selbstvertrauen im Team wahrscheinlich abrücken. Carl Zeiss Jena ist ein solider, aber kein unschlagbarer Gegner. Drei Punkte sind im Heimspiel angesichts der miesen Lage Pflicht für Braunschweig.
Krisentreffen im Keller: SV Wehen Wiesbaden gegen den SV Meppen
Es gab schon schönere Termine für Fußball-Nerds als das Aufeinandertreffen des SV Wehen Wiesbaden und des SV Meppen. Wohlwissend, im Vorjahr an Ort und Stelle gewonnen zu haben, kann Meppen zumindest einen Funken Selbstgewissheit an den Tag legen – allerdings war das 1:3 vor zwei Wochen gegen Rostock ein harter Schlag, so chancenlos, wie der SVM quasi ab Anpfiff gegen einen cleveren Gegner war. Was hat der SVWW zu entgegnen? Nicht viel. Er ist als ein Favorit mit einem Auswärtssieg gestartet, danach lief – bis auf das Pokalspiel gegen St. Pauli – so gar nichts mehr zusammen. Allmählich ist ein Punkt erreicht, an dem selbst eine derart starke Mannschaft mangels Ergebnissen beginnen wird, sich selbst zu hinterfragen. Umso wichtiger wäre der Heimsieg.
Bundesliga-Erinnerungen vor stolzer Kulisse: Hansa Rostock gegen 1860 München
Das wohl stimmungsvollste Spiel des Spieltags steigt im Ostseestadion. Hansa Rostock empfängt 1860 München, ein klassischer Nord-Süd-Schlagabtausch mit einer Prise Bundesliga-Flair – zumindest, wenn man 15 bis 20 Jahre zurückdenkt. 1.100 Fans der Löwen haben sich angekündigt, die insgesamt 1.600 Kilometer von München an die Ostsee und zurück auf sich zu nehmen. Etwa 19.000 Zuschauer erwarten die Gastgeber derweil. Stark! Und sportlich? Da kommen beide mit Selbstvertrauen, Hansa hat sich in Meppen verdient befreien können, Sechzig hat Mitaufsteiger Cottbus in die Schranken verwiesen. Die spielerische Qualität ist bei beiden ähnlich hoch. Selbst die Buchmacher können keinen echten Favoriten ausmachen – wir sind gespannt.
Formstärke mit Einschränkung: SpVgg Unterhaching gegen die Würzburger Kickers
Der noch ungeschlagene Ligaprimus aus Unterhaching empfängt am Sonntagnachmittag die zuletzt dreifach siegreichen Würzburger Kickers. Ein Leckerbissen auf bayrische Art, eine Woche vor dem Start ins Oktoberfest! Haching legte einen Sahnestart hin, überzeugt mit flotten Kombinationen und viel Spielfreude – auch wenn es im Landespokal gegen Wacker Burghausen jüngst sogar das Elfmeterschießen benötigte. Würzburg dagegen flog aus dem bayrischen Wettbewerb: 1:3 hieß es bei Viertligist Schweinfurt 05 im Derby, eine schmerzhafte Pleite.
Wiedergutmachung wird angesagt sein. Selbst neutrale Fans aus dem Süden sollten es sich einen Tag nach dem Bundesliga-Kracher zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen nicht nehmen lassen, dem zweiten, weniger beachteten Tabellenführer aus München 90 Minuten seiner Zeit zu schenken. Es wird sich lohnen!
Auf diesen Spieler muss man achten
Stephan Hain
Er tut es wieder. Stephan Hain trifft und trifft und trifft, ganz wie in der Vorsaison. 19 Treffer waren es 2017/18, jetzt hat er schon wieder in vier Spielen am Stück genetzt. Dazu kommen, ganz nebenbei, noch drei Vorlagen, weil Hain eben ein Kicker ist, der trotz aller Torjäger-Attribute oft das Auge für den Mitspieler besitzt. Bevor er in zwei Wochen seinen 30. Geburtstag feiert, möchte Hain gegen Würzburg erneut nachlegen – fraglos, dass sich ein Spieler seiner Qualität, der bereits in Deutschlands höchster Liga für den FC Augsburg gespielt und getroffen hat, auf der allmählichen Zielgeraden der Karriere gerne nochmals in der 2. Bundesliga wird beweisen wollen.
Wer könnte überraschen?
Sonnenhof Großaspach bei Energie Cottbus
Au weh. Fans von Energie Cottbus zucken noch immer, wenn sie hören, dass Sonnenhof Großaspach vorbeischaut. Ja, da war etwas: In der Abstiegssaison 2015/16, mitten in der entscheidenden Phase, kam die SGS vorbei und watschte die Lausitzer mit 5:0 (!) ab, vier Treffer fielen allein in der ersten Halbzeit. Nun würde sich der FCE wohl gerne revanchieren, nur zeigt die Formkurve eher nach unten. Großaspach spielte flotten, schnörkellosen Fußball gegen den VfR Aalen, hätte eigentlich gewinnen müssen. Das Potenzial zum Auswärtssieg ist da.