Alles, was ihr zum 7. Spieltag wissen müsst
Zwei Ostklubs an der Spitze, ein trainerloser Ex-Bundesligist am Tabellenende und dazwischen von Auf- und Absteiger bis zur Zweitvertretung alles bunt durchmischt: Die 3. Liga gibt nach den ersten sechs Spieltagen ein munteres Bild ab. Und dann wartet auch noch ein Wochenende, das reihenweise Derbys beinhaltet! Nehmt Euch lieber nichts vor, dieser Spieltag hat es in sich.
Die Ausgangslage
15 Punkte stehen bei Dynamo Dresden auf der Abrechnung, 14 bei Erzgebirge Aue: Die größten natürlichen Fußballklubs aus Sachsen haben einen rauschenden Auftakt in die Saison gefeiert. Und jetzt geht’s am Sonntagabend auch noch ins direkte Duell! Das Rudolf-Harbig-Stadion wird brennen – wahrscheinlich nicht nur metaphorisch. Nicht ganz so dick auftragen können wir bei Saarbrücken gegen Waldhof Mannheim, doch auch das Südwestduell bringt ganz, ganz viel Würze mit. Und über allem steht: Wie wird sich der FCS, der in Unterhaching den traumatischen Schien- und Wadenbeinbruch von Torjäger Patrick Schmidt mitansehen musste, nun präsentieren?
Auch NRW lässt sich nicht lumpen. Der SC Verl empfängt im Mittelfeldduell die Dortmunder Reserve, deutlich mehr los sein wird beim Rheinduell zwischen Viktoria Köln und dem MSV Duisburg. Kein klassisches Derby, aber eines unter spannenden Voraussetzungen – die Zebras jedenfalls müssen im ersten Spiel nach Torsten Ziegner allmählich Spiele gewinnen. U19-Coach Engin Vural soll es richtig. Bei einem Sieg winkt eine Dauerbeschäftigung bei den Profis. Gibt es weitere Fragen zu klären? Aber sicher: Denn schauen wir doch mal, ob der SSV Ulm seine 10-Punkte-Serie der vergangenen vier Spieltage gegen Rot-Weiss Essen ausbauen kann. Und ob Arminia Bielefeld in Unterhaching die Abstiegsränge wieder verlässt. Und was ist eigentlich mit 1860 München los? Vier Niederlagen in Folge setzte es zuletzt. Jetzt geht’s nach dem 1:2 in Ingolstadt gleich nochmal in die Fremde. Beim Halleschen FC dürfte es ganz klassisch heißen: Verlieren verboten!
Fünf Spiele im Fokus
Ersatzgeschwächt ins Südwestderby: 1. FC Saarbrücken gegen Waldhof Mannheim
Derby? Wer nicht aus dem Südwesten kommt, mag sich kurz wundern, schließlich trennen die Städte selbst über die direkte A6-Verbindung 135 Kilometer. Doch in dieser Ansetzung ist Feuer, schon zum 46. Mal begegnen sich die Klubs, mit 20:13 Siegen geht diese Kategorie schon mal klar an die Gastgeber vom Samstag. Überhaupt gilt in der 3. Liga bei diesem Derby: Das Heimteam hat ziemlich gute Karten. Der FCS holte sieben von neun möglichen Punkten gegen den Waldhof, der SVW wahrt die perfekte Bilanz, die es im Rückspiel zu verteidigen gilt.
Besonders wird das Spiel auch, weil Saarbrücken für seinen schwer am Bein verletzten Stürmer Patrick Schmidt gewinnen will. Und auch Mannheim, das in langer Unterzahl Aufsteiger Ulm unterlag, fehlen ja zwei Spieler – die allerdings gesperrt. Julian Riedel und Laurent Jans sorgen bei Rüdiger Rehm für einen unnötigen Abwehr-Engpass.
Formkrise trifft Abstiegsangst: Viktoria Köln gegen den MSV Duisburg
In der Startphase dieser Saison hat Viktoria Köln so manches Mal feinen Fußball gezeigt, das wird wohl niemand in Abrede stellen. Doch erst fehlte mehrfach das Quäntchen Kaltschnäuzigkeit und Glück – und nun ist das Momentum abhandengekommen. Vier Partien ohne Sieg! Olaf Janßen und sein Team steuern in eine Mini-Krise, vielleicht auch noch mehr. Denn daheim gegen den MSV Duisburg sollte doch ein Sieg her, um die Ambitionen mal wieder zu unterstreichen. Kleines Problem an der Sache: Angeschlagene Boxer sind unberechenbar.
Und genauso kommen die Meidericher nach dem 2:3 gegen Verl und dem tags darauf erfolgten Rauswurf von Torsten Ziegner als Chefcoach daher. U19-Trainer Engin Vural übernimmt für diese Woche und auch am Wochenende, das war schnell klar. Vorbereitet war der MSV auf die Entlassung Ziegners also bis zuletzt nicht. Wer auch immer den schwer taumelnden Rheindampfer übernehmen will, wird sich genau anschauen, wie gut er den Törn rheinaufwärts übersteht. Und ob Steuermann Sebastian Mai wohl wieder als Stürmer aufläuft – gegen Verl zeigte der gelernte Innenverteidiger dort unnachahmliche Präsenz.
Sechzig in großer Sorge: Hallescher FC gegen 1860 München
Die einen können sich bislang auf ihre Heimspiele verlassen. Die anderen nicht einmal mehr auf zwei gute Halbzeiten am Stück…Was 1860 München in Ingolstadt zeigte, war rätselhaft. Erst die völlig akzeptable erste Halbzeit mit einem feinen Freistoß als Sahnehäubchen, dann der Fauxpas von Rekonvaleszent Tim Rieder, die Einladung zum 1:1-Ausgleich – und der Kontrollverlust, der in der verdienten Niederlage endete. Der vierten (!) in Serie!
Jetzt geht es nach einer teaminternen Aussprache nach Halle. Nein, auch dort läuft längst nicht alles glatt. Schon 13 Gegentore sind Minuswert in der 3. Liga, dafür macht der HFC auch stets sein Tor. Beim 1:3 in Aue reichte das nicht. Ein Schritt vor, einer zurück, geht das an der Saale nun länger so weiter? Sreto Ristic sollte in diesem Fall darauf hoffen, um anschließend auf die Suche nach Konstanz zu gehen. Sein Gegenüber Maurizio Jacobacci steht allemal unter größerem Erfolgsdruck.
Prüfstein für den Neuling: SSV Ulm gegen Rot-Weiss Essen
Was glaubt ihr, sind sich Ulm und Essen in ihrer Klubgeschichte schon einmal begegnet – und falls ja, wann? Ihr ahnt es nun sicherlich schon: Neu ist die Paarung nicht. Aber das letzte Mal trafen sich SSV und RWE im Jahr 1988, Spieler wie Klaus Perfetto und Ralf Regenbogen standen sich vor 2.500 Besuchern gegenüber – und Rot-Weiss siegte mit 3:1.
Sonntagmittag werden es drei- bis viermal so viele Menschen im Donaustadion sein, denn spätestens nach dem 2:0-Auswärtssieg in Mannheim sprudelt es nur so vor Glückshormonen rund ums Ulmer Münster. Kann der Aufsteiger auf seine bestechende Form noch eins draufsetzen? Leicht wird es nicht, denn Essen verteidigt in dieser noch jungen Saison ein bis zwei Klassen besser als im Frühjahr: Erst drei Gegentore sind Ligabestwert.
Das Gipfeltreffen: Dynamo Dresden gegen Erzgebirge Aue
Gipfeltouren in Sachsen führen üblicherweise auf den Fichtelberg, am Sonntagabend führt eine mit fußballerischem Schwerpunkt direkt ins Rudolf-Harbig-Stadion: Dynamo Dresden empfängt als Spitzenreiter den einzigen Verfolger, der in sofortiger Schlagdistanz verblieben ist. Doch können Erzgebirge Aue und Pavel Dotchev dem bislang recht souveränen Topfavoriten wirklich beikommen?
Es kommt wohl ganz auf die Dresdener Form an. Man nehme den 1:0-Sieg in Lübeck als Beispiel, wo Dynamo erst dominierte und dann völlig den Faden verlor, sich am Ende über die Ziellinie schleppte. Aue hechelte gegen Halle dafür erst einem 0:1-Rückstand hinterher, ehe Dotchev – mal wieder – den richtigen Riecher hatte und seine Joker das Spiel in ein 3:1 drehten. Die Kulisse wird mit 30.000 Zuschauern außerordentlich, es könnte ein Bundesliga-Duell sein. Mal gucken, wie die junge Veilchen-Mannschaft das annimmt. Sie kann nur positiv überraschen.