Alles, was ihr zum 8. Spieltag wissen müsst

Es fühlt sich vieles wieder an wie im Frühsommer – nur ist es nicht mehr ganz so warm. Vielerorts stehen Geisterspiele an, die Corona-Pandemie schlägt dieser Tage mit voller Wucht zurück und erfordert mehr und mehr Einschränkungen im öffentlichen Leben. Nun hat die 3. Liga keine Wahl, sie wird weiterspielen, sonst sieht die miese wirtschaftliche Lage bei vielen Klubs noch dramatischer aus. Und damit schauen wir darauf, was uns am 8. Spieltag erwartet.

Die Ausgangslage

Drei coronabedingt noch auszutragende Nachholspiele verzerren das Tabellenbild ein wenig. So ist 1860 München derzeit Tabellenführer, wer hätte das vor Saisonbeginn gedacht? Erster Verfolger ist Hansa Rostock – an der Ostsee löst das Hochstimmung aus, gerade in Verbindung mit dem beeindruckenden 5:1-Erfolg über Mitkonkurrent Viktoria Köln am vergangenen Wochenende. Zumal Rostock zuletzt im Gegensatz zu 1860, das seit März nicht vor eigenen Fans spielen durfte, immerhin stets rund 7.500 Anhänger bei seinen Heimspielen hinter sich wusste. Die erste Saisonniederlage musste Aufsteiger Saarbrücken verkraften, ist aber rechnerisch dank der Verlegung des Duisburg-Spiels als Dritter weiterhin in der Pole Position.

Während sich im Tabellenkeller beim KFC Uerdingen (nun acht Punkte) und dem SV Meppen (nun sechs Punkte) durch Siege in jeweils direkten Keller-Duellen die Lage ein wenig entspannt hat, haben die letzten Vier allen Grund, Alarm zu schlagen. Der MSV Duisburg hat als Siebzehnter wenigstens noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand, Kaiserslautern als Achtzehnter ist nun auch unter dem neuen Trainer Jeff Saibene schon in fünf Spielen sieglos. Magdeburg ist Vorletzter und hat jüngst Sören Bertram und Jürgen Gjasula suspendiert, Aufsteiger Lübeck fehlte bislang in vielen knappen Spielen die Cleverness – zwei Punkte aus sieben Spielen sind die bittere Konsequenz.

 

Was sonst passiert ist

Die Partie zwischen Dresden und Meppen wird am Samstag die einzige sein, zu der nach aktuellem Stand Zuschauer zugelassen sind. 999 dürfen kommen. Und es wird zeitgleich das letzte Spiel vor Zuschauern sein, im November bleiben die Ränge in allen Stadien nach einem Bund-Länder-Beschluss leer.

Der 1. FC Kaiserslautern ist gerettet – zumindest aus finanzieller Sicht. Am Donnerstag nahm die Gläubigerversammlung den Insolvenzplan an, der den FCK von seinen Schulden in Höhe von 24 Millionen Euro befreit. Ob es jetzt auch sportlich bergauf geht?

 

Vier Spiele im Fokus

SGD in Missstimmung: Dynamo Dresden gegen den SV Meppen

Dresden gegen Meppen – klingelt es da bei euch? Bei uns auch nicht, und das aus gutem Grund: Bis auf ein DFB-Pokalspiel im Jahr 1994 sind sich die beiden Vereine noch nie begegnet. Das erste Aufeinandertreffen in einem Punktspiel könnte unvorhergesehene Wendungen mit sich bringen. Denn vor allem Dynamo, als Topfavorit gestartet, steht mittlerweile ordentlich unter Zugzwang: Zwei Niederlagen in Folge haben die SGD ins Mittelfeld zurückgespielt, erst fünf erzielte Treffer sind ein äußerst bescheidener Wert angesichts der individuellen Klasse, die die Sachsen mitbringen. Der SV Meppen legt die 600 Kilometer gen Osten mit einem besseren Gefühl zurück, hat er doch gegen Kaiserslautern zuletzt den Befreiungsschlag gelandet – auch Trainer Torsten Frings sitzt vorerst etwas fester im Sattel. Eine Niederlage, es wäre die sechste im achten Spiel, könnte die Diskussion im Emsland aber von vorne beginnen lassen.

Abstiegskampf mit viel Tradition: Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Magdeburg

Fünf Spiele ungeschlagen! Das klang toll, doch allzu viel Selbstbeweihräucherung war für Waldhof Mannheim angesichts der zahlreichen Unentschieden nicht drin. Wie schnell sich die Situation um 180 Grad wenden kann, ist nach den jüngsten beiden Niederlagen erkennbar: Jetzt stehen die "Buwe" da, haben sieben Zähler aus sieben Partien und kein allzu gutes Gefühl vor dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg. Zumindest spielerisch ist der SVW voll auf der Höhe, vielmehr war es zuletzt die Chancenverwertung, die Trainer Patrick Glöckner ein Dorn im Auge war. Damit scheint Mannheim einen Schritt weiter als der 1. FC Magdeburg, der sich gegenwärtig im Sturzflug befindet. Trainer Thomas Hoßmang ist von Geschäftsführer Mario Kallnik indirekt angezählt worden, nun folgten die zwei Suspendierungen von Gjasula und Bertram. Übliche Prozesse in einem Verein, in dem die Angst umgeht vor einem Absturz, möchte man meinen. Es helfen nur Siege, auch wenn man dafür derzeit ein bisschen Fantasie braucht.

Leeres Grünwalder, nächstes Kapitel: 1860 München gegen den MSV Duisburg

Münchner Profifußballvereine haben es nicht leicht – sie sind die Einzigen, die bislang seit dem ersten Corona-Shutdown nicht ein Spiel vor Zuschauern absolvieren durften. Für 1860 München ist das besonders frustrierend. Nicht nur, weil das Stadion an der Grünwalder Straße zuletzt stets ausverkauft war, sondern auch, weil die Fans derzeit endlich wieder träumen dürfen: Als Spitzenreiter bestätigt Sechzig derzeit die gute Form des Vorjahres, besteht auch gegen starke Gegner und wirkt reif, um im oberen Drittel mitzumischen. Für Kontrahent MSV Duisburg ist das ganze Jahr 2020 bislang eines zum Vergessen: Im Frühjahr wurde der mögliche Wiederaufstieg verspielt, dann trifft die Corona-Krise die klammen Zebras hart, nun wurde der Saisonauftakt weitgehend verpatzt und mehrere Infektionen innerhalb des Teams sorgten schon für zwei Spielverlegungen. In München spricht nun auch die Statistik gegen den MSV: In den vergangenen 13 Anläufen gab es nie einen Auswärtssieg.

Achter Anlauf für den Sieg: 1. FC Kaiserslautern gegen Hansa Rostock

Sieben Mal berührt, sieben Mal ist nichts passiert: Viermal die Punkte geteilt, dreimal sie dem Gegner zugeschoben – die Bilanz in Kaiserslautern ist im Drittliga-Vergleich sehr bescheiden und angesichts der wirtschaftlichen Möglichkeiten trotz laufender Insolvenz sogar hundsmiserabel. Markus Merk aus der Führungsriege sprach nach dem 2:3 beim SV Meppen gar von einer "Kaffeefahrt ins Emsland". Rumms, das hat gesessen. Dabei war doch der Aufstieg das Ziel, nur so kann Lautern irgendwann vielleicht wieder schwarze Zahlen schreiben. Wie es gehen kann, deutet bisher aber nur der Gegner vom kommenden Montag an. Hansa Rostock fegte wie ein Orkan über Viktoria Köln hinweg, ein solches Fußballfest hat man im Ostseestadion lange nicht gesehen. Jetzt ist die Brust breit, der Blick auf die Tabelle äußerst angenehm. Doch wer den FCH kennt, der traut dem Braten erst, wenn die Kogge mit Siegen nachlegt…

 

Die mögliche Überraschung:

Der VfB Lübeck bei Viktoria Köln

Sieben Mal verpasste Aufsteiger Lübeck nun die Belohnung, oft war man mindestens über lange Phasen des Spiels nah dran an einem Sieg – bislang aber erwiesen sich die übrigen Drittligisten stets als abgezockter. Nun hat kaum einer mehr Erfahrung in dieser Spielklasse als der Trainer des Kontrahenten vom Freitag, Pavel Dotchev. Doch abseits des feinen Offensivfußballs, den Dotchev am Kölner Höhenberg umsetzt, scheint die Verteidigung der Viktoria kleine Schwachstellen zu bieten. Lübeck um Trainer Rolf Landerl, der seinen Spielern zuletzt Naivität ankreidete, hat die Qualität, Fehler zu bestrafen. Muss aber selbst endlich auch im Kopf Drittliga-Niveau erreichen und konzentriert Führungen über die Zeit bringen – sonst könnte der VfB schnell am Tabellenende abgehängt werden.

   

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