Alles, was ihr zum 9. Spieltag wissen müsst
Auf das vergangene Wochenende musste so mancher erst einmal durchatmen: Das fragwürdige Südwestderby in Kaiserslautern, die nicht minder ereignisreichen Spiele in Braunschweig und Halle sowie ein Krisengipfel ohne Sieger – da ist manche Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Nun steht die 3. Liga vor ihrem neunten Durchgang. Wir bereiten Euch vor.
Die Ausgangslage
Neun Spieltage bedeutet zugleich: Nach dem kommenden Sonntag haben fast alle Drittligisten, Eintracht Braunschweig und der SC Freiburg II aufgrund ihres Nachholspiels ausgenommen, das erste Viertel dieser Saison schon fast komplettiert. Auch zeigt die Tabelle längst an, wer das Format für einen Zweitliga-Kandidaten haben könnte und wer nicht. Gefühlt fast aus der Verlosung schon raus sind etwa die Würzburger Kickers, die nicht einmal gegen den TSV Havelse ihren ersten Saisonsieg schaffen konnten – 0:0 der Endstand. Einfacher können die Aufgaben nicht mehr werden: Jetzt geht es zu Ligaprimus Magdeburg, der aktuell bereits fünf Zähler vor Rang 3 liegt. Ein weiterer Fehlstarter, die Viktoria aus Köln, darf sich im nächsten Kellerduell am Freitag schon in Havelse probieren. Auch die Rheinländer dürften bislang relativ chancenlose Havelser als Pflichtaufgabe betrachten.
Platz 3 und Platz 13 trennen unterdessen nur drei Punkte, das Verfolgerfeld hinter Magdeburg und dessen ärgstem Verfolger Viktoria Berlin – am Sonntag im Aufsteigerduell in Freiburg gefordert – hat sich weit aufgefächert. So ist wenig verwunderlich, dass aus diesen elf Mannschaften so einige ins direkte Duell gehen: Osnabrück (3) empfängt den SV Meppen (13) zu einem sehr attraktiven, westniedersächsichen Derby, danach begegnen sich die unmittelbaren Nachbarn Dortmund II (4) und Wiesbaden (5) sowie der Hallesche FC (6) und Waldhof Mannheim (7). Den Gewinnern lockt ein tabellarischer Sprung, und vielleicht lässt ja auch das Spitzenduo unverhofft Federn?
Vier Spiele im Fokus
Zur Eröffnung in den Keller: TSV Havelse gegen Viktoria Köln
Sie gehören beide zu den kleinsten Klubs im Drittliga-Zirkus, aber ihre Geschichten schreiben auch Schlusslicht TSV Havelse und Viktoria Köln. Die Gastgeber etwa, die am Freitagabend unter einer wohl erschreckend niedrigen, dreistelligen Kulisse im 50.000 Zuschauer fassenden Hannoveraner Stadion antreten müssen, haben in Würzburg mit Ach und Krach den ersten Punkt erbeutet. So haben sie sich die Chance gewahrt, dass ihr historischer Fehlstart in den Rekordbüchern irgendwann in ferner Zukunft von einem anderen Klub abgelöst werden kann. Der Drittletzte aus Köln ist auch so schlecht gestartet wie nie in der persönlichen Drittliga-Bilanz, auswärts setzte es in vier Versuchen bislang vier Niederlagen mit elf Gegentoren. Dazu fehlt in der ohnehin schon schwächsten Abwehrreihe der Liga der gesperrte Aaron Berzel. So ergibt sich vielleicht auch für Rüdiger Ziehl und seine Havelser die Chance, doch noch in die Saison zu finden. Es wird allerhöchste Zeit.
Derby in Niedersachsen: VfL Osnabrück gegen den SV Meppen
Das 2:2 auswärts in Braunschweig war ein nettes Aufwärmen, für manchen vielleicht auch eine Art Derby. Allerdings trennen diese beiden Städte mehr als 200 Kilometer – Meppen ist von Osnabrück aus in rund 80 Kilometern, die meisten davon durch unberührte Emsländer Natur, zu erreichen. So wird der SVM in Abwesenheit von Preußen Münster zum ersten regionalen VfL-Rivalen, umgekehrt gilt ähnliches, da Meppener Duelle mit dem VfB Oldenburg in der 3. Liga bis auf Weiteres nicht zu erwarten sind. In 26 Aufeinandertreffen seit den 70er Jahren geht die historische Bilanz recht klar an die Lila-Weißen, die zudem zuletzt 1991 ein Heimspiel gegen Meppen verloren haben. Beim Wiedersehen mit Osnabrücks Aufstiegsheld David Blacha ist den Hausherren die Favoritenrolle schwer abzusprechen, während der SVM auf den ersten gelbgesperrten Spieler verzichten muss: Lars Bünning schaffte das Kunststück, sich in sieben Partien fünf Verwarnungen einzuhandeln.
Ein sicheres Unentschieden? 1860 München gegen den FSV Zwickau
Zwei Vereine, ein Problem: bitte keine weiteren Punkteteilungen! Sowohl der TSV 1860 als auch der FSV Zwickau kommen auf fünf Remis. Weil die Sechzger dazwischen aber zumindest zwei Spiele gewinnen konnten, rangieren sie zumindest im grauen Mittelfeld, während die Sachsen aufpassen müssen, den Anschluss an dieses in der kommenden Zeit nicht zu verlieren. Joe Enochs und seine Spieler warten wie Havelse und Würzburg noch auf das erste Erfolgserlebnis, zuletzt scheiterten sie am Mittwochabend beim 2:2 im Nachholspiel gegen den Halleschen FC. Was war passiert? Die erste Halbzeit war prima, dann fehlte etwas der Druck, Halle zeigte sich brutal effizient und schließlich musste Zwickau um den Punkt froh sein – angesichts des bereits fünften sieglosen Heimspiels ein klarer Fehlstart. 1860 holte in Überzahl "nur" ein 1:1, das ebenfalls gegen Halle. Symptomatisch für den Holperstart war der verschossene Elfmeter von Sascha Mölders. Wann platzen bei ihm und den Löwen die Knoten so richtig?
Dotchev unter Druck: MSV Duisburg gegen Eintracht Braunschweig
Die Erwartungshaltung ist bei einem Verein wie dem MSV Duisburg ständig latent spürbar. Selbst, wenn der Kader womöglich gar nicht den Ansprüchen für das obere Drittel genügt, sind die Meidericher allein aus der Historie heraus ein Schwergewicht in dieser Liga und wollen sich dementsprechend präsentieren. Wenn dann auch noch ordentliche Auftritte wie jüngst bei Türkgücü in einer knappen Niederlage enden, dreht sich die Stimmung schnell. Pavel Dotchev kennt diese Situation, wie viele Drittligisten hat er nicht bereits trainiert. Er kann auch korrekt einschätzen, dass die Zebras eine ganze Reihe vermeintlicher Spitzenteams (Magdeburg, Saarbrücken, BVB II, Wiesbaden, Osnabrück) bereits bespielt hat und die zweite Hälfte der Hinrunde leichter wird. Vorher aber wartet Eintracht Braunschweig, mindestens solide gestartet, zuletzt jäh gestoppt durch das Landespokal-Aus bei Viertligist Hildesheim. Ein enges Spiel zu prognostizieren, ist keine Kunst – der Sieger scheint völlig offen.
Die mögliche Überraschung:
1. FC Kaiserslautern beim SC Verl
Allmählich kommen wir in die Phase der Saison, in der Überraschungen nicht nur rein nominell, sondern auch tabellarisch geschehen können: Kellerkinder haben ihren Status vorerst ebenso zementiert wie Aufstiegsanwärter. Der SC Verl gehört derzeit zu keiner der beiden Kategorien, hat sich aber beim 3:1 in Zwickau stark aus einer kleinen Ergebniskrise befreit und steht nach manch spektakulärem Spiel verdient mit Sieben-Punkte-Puffer zu den Abstiegsrängen auf Rang 11. Warum wir dennoch auf Lautern spekulieren? Weil ein Erlebnis wie jenes, als der FCK seine Burg in doppelter Unterzahl gegen die Mannheimer Belagerung verteidigte und das 0:0 hielt, ein einprägsames ist. Auch wenn Marvin Senger und Kenny Redondo gesperrt fehlen: Würde es wundern, wenn die Roten Teufel, die bislang alle vier Auswärtsspiele verloren haben, dieses diabolische Derby zum unmittelbaren Motivationsschub für sich nutzen? Uns jedenfalls nicht. Fehlt nur noch die Torgefahr – aber die kommt ja manchmal ganz unerwartet.