Am längeren Hebel #24: Mann-o-Mann
Sommerloch? Von wegen. Es ist zwar Sommerpause, wir aber pausieren nicht. Und über was sprechen wir, wenn nicht Fußball gespielt wird? Ist doch ganz einfach: Fußball. Es wird schließlich gekauft, verkauft, verliehen, verschenkt, gefeilscht, geweint und auch gejubelt. Und damit herzlich Willkommen zu meinem Streifzug durch die Liga – Am Längeren Hebel #24. Streifen sind das Stichwort für unser erstes Thema: Kommen Sie nun, oder kommen sie nicht? Derzeit haben die Zebras Tarnfarben – wir wissen nicht: Dürfen wir uns auf den MSV Duisburg freuen in der dritten Liga? Seit Dienstagabend ist sicher, dass der MSV seine Hausaufgaben gemacht hat. Nun liegt der Ball beim DFB.
Eine Milch-Mädchen-Rechnung
Solche Hängepartien wie sie der MSV derzeit erlebt sind Standard geworden. Man fragt sich immer, wer denn Schuld hat. Es wird inzwischen schon über einen Sportdirektor-„Schein“ diskutiert. Alles nur Schein? Ab und an würde mehr Know-How sicher nicht schaden, aber der Profi-Standort München erdordert ganz andere Kenntnisse, als der in Leipzig oder Burghausen. Klingt alles irgendwie sehr schwierig, dabei ist die Rechnung doch eigentlich ganz simpel: Wenn ich 28 Millionen einnehme, sollte ich nicht 30 ausgeben. Einleuchtend, oder? Duisburg und Aachen sind dieses Jahr (der Ursprung ist weit vorher zu suchen) einem Trugschluss zum Opfer gefallen. Sie bauten in sportlichem Größenwahn und in Zuge des WM2006-ich-bau-mir-mal-ein-millionenschweres-Schmuchkkästchen-Wahns ein Stadion, das auch nur dann rentabel wäre, wenn es ständig ausverkauft wäre. Auch diese Rechnung ist nicht allzu schwer. Bei knapp fünf Millionen Stadionmiete sind noch keine Betriebskosten gedeckt, geschweige denn der Spieltag abgedeckt. Lösung: eine Stehkarte wird dann in Zukunft 210 € kosten. Klingt doch gut. Sie merken schon: den Sportdirektor-Schein kann mir keiner nehmen. Angestrebtes Ziel: Jahrgangsbester. Der Hebel – so ein Streber.
Mann-o-Mann: Mental mitgenommen
Gaetano Manno, 30, mental am Ende. Sieht aus, wie eine Bauchbinde bei einem Scripted-Reality-Format auf RTL. Warum aber ist Manno seelische so mitgenommen. Heute gibt es lauter einfach Antworten. Weil er Vertrag hat, der Arme. Nein, Spaß beiseite: Manno möchte seinen derzeitigen Verein VfL Osnabrück verlassen um sich Preußen Münster anzuschließen. Mit Münster ist er sich soweit einig. Die Lage ist für den in Hagen lebenden Spieler und dessen Familie günstiger. Ein Schelm, wer dabei ans Geld denkt. Zu einer Wechselbesprechung mit Neu-Trainer Walpurgis kam Manno zu spät – Stau. Am Ende des Gespräches kam raus, dass man sich nochmals unterhält, wenn die Verletzung des Spielers auskuriert ist. Kleiner Tipp: Nehmen Sie die Öffentlichen (gibt’s die in Osnabrück? – naja in Münster doch wohl sicher!) Manno äußerte sich gegenüber den "Westfälischen Nachrichten": „Ich sehe keine Basis mehr.“ Müssen Sie auch nicht. Dafür sehe ich ein bestehendes Arbeitspapier. Die Sache gestaltet sich doch einfach (schon wieder). Münster zahlt Ablöse, Manno wird Preuße und alle freuen sich. Mir missfällt die Entwicklung, dass wechselwillige Spieler plötzlich die Öffentlichkeit suchen und jammern, was das Zeug hält. Prominente Beispiele: Demba Ba, damals von Hoffenheim nach Stuttgart oder von West Ham nach Paris oder Chelsea. Robert Lewandowski, vom BVB zum FCB – die Liste ist lang. Auf einmal ist alles schlecht und der Spieler will nie mehr für den Arbeitgeber spielen. Wo kommen wir denn dahin? Klar, man kann einen Wechsel wollen und Veränderung. Es ist legitim sich sportlich zu verändern und auch finanziell. Aber bitteschön meine Herren: Nicht vergessen, zuvor wolltet ihr unbedingt zum aktuellen Verein. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn der Verein den Spieler loswerden will, kann er auch nicht einfach zu liga3-online.de laufen und sagen: „Wir sind ausgebrannt, weg mit dem.“ Und da schließt sich dann der Kreis zum MSV Duisburg- ausgebrannt.
Lilie for a day und Home-Coming
Der eine Transfer funktioniert also nicht. Aber geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Jerome Assauer wechselt von der TuS Koblenz zum SV Darmstadt 98. Breaking News: doch nicht! Aus privaten Gründen wechselt er also zurück. Oder er wechselt gar nicht. Akute private Probleme gaben den Ausschlag – bei unfassbaren 120 km Distanz zwischen Koblenz und Darmstadt. Einmal Lilie und zurück. Ich finde immer paradox wie sehr man die privaten Probleme, intimster Art und Weise betont, nur um brüskiert um Privatsphäre zu bitten. Hat ein bisschen was von „kramt doch mal in meinem Keller nach ein paar Leichen.“ Einer hat dann doch noch geklappt. Ronny Garbuschewski wechselt von Fortuna Düsseldorf zu…. Trommelwirbel: Chemnitzer FC, Ausrufezeichen! Tagelang roch alles nach RB, und ich meine nicht den gummibärenartigen Geruch des Getränkes. Knapp 50.000 soll der Heimkehrer gekostet haben. Riederer, Cinar, Hensel und nun Garbuschewski – kann man so machen.
Sind wir wieder durchgekommen, mit einigen Antworten auf gar nicht gestellte Fragen. Ist das nicht der tiefere Sinn meiner Kolumne? Ironie ist etwas Herrliches. Vielen Dank, dass ihr bei meinem Streifschuss, ähh Zug dabei wart. Ich hoffe es bestehen keine Zweifel mehr an meiner Eignung als Sportdirektor und wir lesen uns dann nächste Woche.
„Stay tuned“ und eine rechenfreie Woche wünscht+
Uli Hebel
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FOTO: Flohre Fotografie