Am Längeren Hebel #54: Wie immer geht es um das Geld
Wo ist denn eigentlich die Zeit hingekommen? Schon wieder April. In sechs Wochen kennen wir die Aufsteiger und auch die Absteiger. Ok, manche stehen schon mehr oder weniger fest. April ist in meiner Kolumne noch Zukunftsmusik. Wir widmen uns den Oldies, oder besser: den Klassikern. In der amerikanischen College-Basketballliga findet genau in dieser Zeit das Turnier der besten Mannschaften (Schulen) der Staaten statt, das NCAA Tournament. In den USA spricht man nur von der „March Madness“. In diesem Sinne: Ein Hoch auf den März, der noch einmal Spannung in die Tabelle brachte. Zurück aber zu einem alten und doch neuen Thema und zurück zu den verrückten Dingen dieser Welt.
Die oberen 10.000
Verrückt ist vor allem ein Fall, der mir in dieser Woche besonders sauer aufgestoßen ist. Ich sehe diesmal vom gewohnten Ritus mit Gewinnern und Verlierern ab und widme mich diesem Thema. Die TSG Neustrelitz. Vielen ist der Verein wegen seines prominenten Trainers, Ex-Nationalspielers Thomas Brdaric, bekannt. Einige werden sich denken: Ist er jetzt am zu kurzen Hebel hängen geblieben – die spielen doch Regionalliga Nordost. So ist es auch, dort sind sie sogar Tabellenführer und stehen kurz vor dem Meistertitel. Jetzt wissen wir seit letzem Jahr, dass das noch nicht zwingend zum Aufstieg in die 3. Liga berechtigt. Aber man steht dem Profifußball doch schon sehr sehr nahe damit. Soweit alles gut. Neustrelitz (und bestimmt auch die Region) würde bestimmt gerne höherklassig spielen. 4.200 Fans sahen das Spitzenspiel der Liga gegen den 1. FC Magdeburg. Eine passable Zahl für die Regionalliga und gleichzeitig ein realistischer Schnitt für die Klasse darüber. Einzig: Das reicht nicht! Um die Kriterien für einen Aufstieg im wirtschaftlichen Sinne zu erfüllen, bedarf es mindestens 10.000 möglichen Plätzen. An Festtagen würde diese Zahl vielleicht erreicht werden. Viele Vereine mogeln auch ein wenig und behelfen sich Zusatztribünen im Falle des Falles.
Money, money, money
Neustrelitz aber kann das aus finanziellen Gründen nicht tun. Zuviel Geld müsste der Mäzen in den Verein pumpen. Und das alles für… Für was eigentlich? Fragt mal in Burghausen oder Unterhaching nach den gängigen Besucherzahlen. Option B wäre natürlich ein Umzug nach Berlin, in den Friederich-Ludwig-Jahn Sportpark. Sollte dies passieren würden die lokalen Fans die Heimspiele nicht miterleben. Also nur eine sehr schlechte Option. Laut des NDR Sportclubs vom vergangenen Sonntag besteht sogar die Möglichkeit, dass die TSG tatsächlich die Klasse halt. Das wäre traurig. Denn der DFB bleibt hart und passt die Lizenzierung nicht an. Gleiches Recht für alle. Jetzt ist die Stadiongröße nur ein Punkt der aufwendigen Forderungen, aber eben ein sehr ausschlaggebender.
Ich spare mir für heute die Bewertung dessen und lasse euch das abschließende Urteil. Wollt ihr lieber eine halbleeres Stadion und dafür einen finanzstarken Klub in der Liga, oder den, der es sich sportlich verdient hat. Wollt ihr, dass das Geld in Infrastrukturen und Bauten fließt, oder lieber in Jugendarbeit und das operative Geschäft? Ich bin gespannt. Damit bin ich für heute auch schon am Ende mit meinem Ausführung und gebe den Hebel ab! Hebel gibt man nicht ab, Oder? Ach was, der ganz normale Wahnsinn im März 2014.
“stay tuned” und eine wahnnsinnige Woche