Analyse: Daran ist Schommers beim MSV Duisburg gescheitert

Um frühzeitig die Weichen für die kommende Saison zu stellen, hat sich der MSV Duisburg am Dienstag – vier Spieltage vor Saisonende – von Trainer Boris Schommers getrennt. Für den 45-Jährigen geht die Zeit an der Wedau damit nach nur einem halben Jahr zu Ende. liga3-online.de analysiert, woran Schommers beim MSV gescheitert ist.

Formation lange nicht gefunden

Keine Frage: Leicht hatte es Boris Schommers an der Westender Straße nicht. Schließlich wurde 45-jährige ausgerechnet nach dem ersten Sieg von Engin Vural als Interimscoach installiert, darauf folgte sogleich das Aus im Landespokal bei Fünftligist KFC Uerdingen. Viele Fans waren sich da schnell einig: das wird nichts. Als Schommers dann aber praktisch mit den ersten Worten danach ankündigte, dass er mindestens sechs Wochen brauchen würde, um die Mannschaft an den Punkt zu bekommen, wo er sie haben wolle, wurden die Sorgen erst recht größer.

Erste Erfolge fuhr der Cheftrainer dann zwar wirklich ab Dezember ein, doch so richtig einstudiert wirkten die Prozesse beim MSV zu dem Zeitpunkt nicht. Trotzdem war die Euphorie in der Winterpause riesig – und heraus kam ein umso größeres Fragezeichen, denn mit der gleichen Formation und vermeintlichen Nachbesserungen im Personal scheiterten die Zebras in den wichtigen Spielen gegen 1860 und Halle zum Jahresauftakt. Im Februar stellte Schommers dann auf eine Dreierkette um, die sich zunächst auch als Erfolgsrezept bewährte. Kleinere Anpassungen in den letzten Spielen sollten stets den Gegnern geschuldet sein, doch bis heute wirkt die Suche nach einer längerfristig erfolgreichen Formation nicht abgeschlossen.

Herangehensweise in Entscheidungsspielen

Wirkten die Spieler deshalb zuletzt auch etwas überfordert auf dem Rasen? Waren die taktischen Kniffe am Ende zu viel für die Mannschaft? Was in der Kabine besprochen wurde, wird in der Kabine bleiben. Was letztendlich zu Verunsicherungen innerhalb des Teams führte, ist aber auch gar nicht entscheidend. Denn der Cheftrainer musste dagegen steuern, egal, woher die Probleme kamen. Und, das muss positiv hervorgehoben werden, an der Einstellung lag es prinzipiell beim MSV dieses Mal nicht – und das war in der Vergangenheit meist das Totschlagargument schlechthin.

Schommers stellte sich stets hinter die Mannschaft und lobte die eigenen Stärken, zeigte sich überzeugt von dem Potential. Doch in den entscheidenden Spielen riefen die Duisburger das nicht ab. Auch, weil der Coach in einigen wichtigen Spielen scheiterte. Schon gegen 1860 München wurde der MSV überrannt, gegen Halle sah es dann bis zu einem Platzverweis gut aus, aber in allen Spielen seit der letzten Länderspielpause wählte der Leverkusener einen defensiveren Ansatz, um Fehler gegen die direkten Konkurrenten aus Bielefeld und Mannheim zu vermeiden. Weil diese aber nicht ausblieben, der offensive Schwung jedoch fehlte, enteilten die Gegner letztendlich durch eigenes Verschulden.

Entwicklung der Mannschaft blieb aus

Wer waren die Spieler, auf die sich Schommers im Abstiegskampf letztendlich verlassen musste? Daniel Ginczek, Alexander Esswein, Thomas Pledl, Marvin Knoll, Ahmet Engin – fünf erfahrene Akteure, die in ihrer Karriere nicht besonders weit am Anfang stehen. Eher im Gegenteil. Der Cheftrainer wusste von Anfang an, auf was er sich verlassen kann. Eine solide Grundlage, aber keine Weiterentwicklung der Mannschaft. Der einzige Spieler, den Schommers durch regelmäßige Einsatzzeiten vorangebracht hat, der gleichzeitig vorher aber keine Rolle gespielt hatte, war wohl Jonas Michelbrink.

Tim Köther, Marvin Senger, Robin Müller waren mal dabei, mal wieder raus. Niclas Stierlin oder Alaa Bakir spielten überhaupt keine Rolle mehr. Tobias Fleckstein rückte erst dauerhaft ins Team, als sich Joshua Bitter mit zwei Platzverweisen selbst herausschoss. Wenn sich Schommers nicht auf die arrivierten Kräfte verlassen konnte, dann konnte er auch keine Alternativen auf der Bank schaffen. Junge Spieler wie Santiago Castaneda oder Niklas Kölle wurden zwar gefördert, aber auch bei ihnen war schon vor Schommers klar, dass sie zu den vielversprechendsten Kandidaten im Kader gehören. Die Frage, ob der Trainer das Spielermaterial nicht entwickeln konnte, oder ob das Spielermaterial nicht ausreichend Potential hatte, bleibt vermutlich Ansichtssache.

Trainerwechsel wohl kein Impuls

So wird der MSV Duisburg nun den Weg in die Regionalliga gehen, aber ohne Boris Schommers. Gewiss ist der Cheftrainer nicht der Alleinschuldige, hatte im Vergleich zu seinen Vorgängern auch gewisse Vorzüge zu bieten. Gerade in der Kommunikation wirkte der 45-Jährige realistisch und bodenständig, der Glaube ans Team schien wirklich vorhanden zu sein. Dieser ist nun erloschen, daran ändert auch der Trainerwechsel nichts. Das Ziel der Maßnahme ist aber ohnehin ein anderes, eher geht es darum, die Weichen für die neue Saison bereits frühzeitig zu stellen, wie Geschäftsführer Michael Preetz betont. Schommers wird sich indes mit einem Punkteschnitt von lediglich 0,92 in die Liste der schlechtesten MSV-Trainer einordnen. Nur Gino Lettieri wies in den letzten Jahren eine noch schlechtere Bilanz auf (0,83).

 

   

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