Analyse: Das sind die Kaderbaustellen beim FC Energie
"Es laufen hinter den Kulissen sehr viele Gespräche mit sehr, sehr vielen Spielern, mit sehr, sehr vielen Beratern", verriet Claus-Dieter Wollitz vor dem Spiel gegen Bremen. Nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt – zugegeben gegen zwei Aufstiegsaspiranten und einen Bundesligisten – sehnt man sich in Cottbus nach weiteren Verstärkungen und sei laut dem Coach der Lausitzer auch bereit "das Risiko höher zu fahren". liga3-online.de blickt auf den Kader des Aufsteigers und beleuchtet die Problemzonen.
Die Abwehr: Außen hui, innen pfui?
Die Verteidigung einer Mannschaft beginnt zwar bekanntlich im Sturm, durchschnittlich drei Gegentore pro Spiel sind aber deutlich zu viel, wenn man die Klasse halten möchte. Die Viererkette des FCE wirkte häufig unorganisiert und leistete sich schon einige individuelle Aussetzer.
Auf der Außenverteidigerposition sollte man mit Kapitän Axel Borgmann, sobald er wieder bei 100 Prozent ist und zurück zu alter Form findet, und Henry Rorig sehr gut aufgestellt sein. Auch die Backups Tobias Hasse, Niko Bretschneider und Paul Milde sind hier mehr als solide.
Solide ist auch das Stichwort, was die Innenverteidigung angeht. Tim Campulka, Filip Kusic und Ersatzmann Dennis Slamar sind keine schlechte Besetzung, allerdings fehlt hier der klare Abwehrchef, der die Kette organisiert, voran geht und den Unterschied ausmachen kann. Konkrete Namen für potenzielle Neuzugänge schwirren hierzu gegenwärtig nicht durch die Gerüchteküche. Dennoch hört man aus dem Umfeld, dass diese Baustelle unbedingt noch geschlossen werden soll – bestenfalls mit einem Spieler, der die 3. Liga kennt und seine Tauglichkeit bereits nachgewiesen hat.
Das Mittelfeld: Viel Kampf und einmal die ganz feine Klinge
Der Sechser- und Achterraum der Cottbuser besteht mit Vize-Kapitän Joshua Putze, Jonas Hofmann, Yannik Möker, Dominik Pelivan und dem 20-jähirgen Eigengewächs Janis Juckel aus einer Menge Einsatz und Leidenschaft. Hier könnten die Niederlausitzer eventuell noch Ausschau nach einer ordnenden Hand halten, der den Spielaufbau organisiert und das Spieltempo diktiert. Da diese Art Spieler sehr gefragt sind, ist hinter der finanziellen Machbarkeit allerdings ein Fragezeichen zu setzen. Möglicherweise setzt Wollitz auch auf Juckels Entwicklung.
Am offensiven Mittelfeld des FCE hingegen gibt es kaum etwas auszusetzen. Hier ist Top-Neuzugang Tolcay Cigerci, der letzte Saison wahrscheinlich der beste Spieler der Regionalliga Nordost war und mit seinen 29 Jahren über mindestens so viel Erfahrung wie Kreativität verfügt, gesetzt. Dahinter hat man mit Jan Shcherbakovski, der nach zuvor zwei Leihen nun fest von Dynamo Dresden verpflichtet werden konnte, einen guten und ebenfalls kreativen Ersatzmann. Auch der 34-jährige Routinier Maximilian Oesterhelweg steht für diese Position noch im Kader, wird sportlich aber keine allzu große Rolle einnehmen.
Der Angriff: Zu wenig Tempo und hohe Verletzungsanfälligkeit
Dass sich in diesem Mannschaftsteil im Transferendspurt noch am meisten tun wird, scheint beschlossene Sache zu sein. Mit Blick auf die ersten Spiele ist das auch unumgänglich. Drei Tore in zwei Ligaspielen zu erzielen ist als Aufsteiger sicherlich nicht schlecht. Wirft man nun aber einen Blick darauf, wie diese Tore entstanden sind, ist der Eindruck schnell ein anderer: das Tor gegen die Arminia war ein Aussetzer vom Bielefelder Schlussmann Jonas Kersken, beide Tore gegen Dresden waren Sonntagsschüsse, die sich so nicht regelmäßig reproduzieren lassen. Doch welche Art Angreifer wird beim FCE benötigt?
Wenn Rudolf Ndualu, der mit den Würzburger Kickers in Verbindung gebracht wird und den Verein unbedingt verlassen soll, weg ist, stehen mit Phil Halbauer, Maximilian Pronichev und Maximilian Krauß nur noch drei echte Flügelspieler zur Verfügung. Bedenkt man, dass Cottbus aus Qualitätsgründen häufig die Mannschaft sein wird, die weniger Ballbesitz als der Gegner hat, ist ein gutes Konterspiel wichtig. Ob hierfür das Tempo der verfügbaren Flügelspieler reicht, ist fraglich. Hier gibt es auch schon konkrete Kandidaten, mit denen Cottbus angeblich in Kontakt steht. Der bis letzte Saison bei Düsseldorf II spielende Luis-Felipe Monteiro trainierte für einige Tage bei den Lausitzern mit. Eine Entscheidung ist hier allerdings noch nicht getroffen. Gut möglich, dass er der Notnagel sein soll, falls sich andere Transfers nicht realisieren lassen. Ein deutlich verheißungsvollerer Kandidat, mit dem angeblich auch schon Gespräche geführt wurden, ist der 26-jährige Isaiah Young, der bis zum Sommer für Rot-Weiß Essen auflief und bereits auf 100 Drittliga-Spiele zurückblicken kann. Hier allerdings könnte sich eine Einigung auf Grund der Gehaltforderungen des Spielers als schwierig herausstellen.
Im Sturmzentrum hat Energie am Donnerstag mit der Verpflichtung von Lucas Copado, der bis zum Saisonende vom österreichischen Erstligisten Linzer ASK ausgeliehen wird, bereits reagiert. Das war auch nötig, da mit Timmy Thiele und Romarjo Hajrulla erst zwei Angreifer zum Kader zählten, die darüber hinaus auch noch als verletzungsanfällig gelten. Aktuell fehlt Thiele mit einer Kopfverletzung, Hajrulla verpasste Großteile der Vorbereitung. Auch letzte Saison absolvierte er aufgrund von mehreren Verletzungen nur 21 Spiele in der Liga