Analyse & Prognose: Die 3. Liga vor dem Wiederbeginn #2
Eine vierwöchige Winterpause neigt sich schon wieder dem Ende, ab dem kommenden Wochenende geht es in die 18 Spieltage umfassende Restrunde. Vorher blickt liga3-online kurz und knackig in zwei Teilen auf die 20 Vereine, schaut auf ihre Transferbemühungen, mögliche Testspiele und das Auftaktprogramm. Zudem wagen wir eine Prognose. Im zweiten Teil schauen wir auf die Teams aus der oberen Tabellenhälfte.
Personal: Bislang hat sich beim Spitzenreiter im Kader wenig getan. Beim Trainingslager im türkischen Belek wirkten zwei Testspieler mit: Moritz Broni-Kwarteng (offensives Mittelfeld) reiste krankheitsbedingt wieder ab, soll eine zweite Chance erhalten. Ensar Arslan (Linksaußen) wird nicht verpflichtet. Die Nachwuchsspieler Eldin Dzogovic und Noah Kruth wurden mit Profiverträgen ausgestattet.
Vorbereitung: Der FCM verbrachte gut eine Woche in der Türkei, testete dort gegen Royal Excelsior Virton sowie Ligakonkurrent Waldhof Mannheim, gegen den beide Spiele schon absolviert worden sind. Beide Male gewann der FCM mit 3:2.
Auftaktprogramm: Freiburg II (A), Havelse (H) und Duisburg (A) sind allesamt als machbar zu verorten, erst dann kommt ein Spitzenteam: der 1. FC Saarbrücken (H).
Prognose: Die bisherige Saison, die Form der letzten Wochen, die individuelle Qualität, die mannschaftliche Geschlossenheit, der große Vorsprung auf die Konkurrenz, die beste Offensive der Liga sowie das Händchen von Trainer Christian Titz: Einfach alles spricht dafür, dass der 1. FC Magdeburg am Ende der Saison in die 2. Bundesliga zurückkehren wird – und zwar wie schon 2018 als Meister. Ein Absturz deutet sich nicht an. Und selbst wenn der FCM mal patzen sollte: Der Vorsprung von acht Zählern auf die direkten Verfolger ist enorm. Platz 1.
Personal: Ein Neuer verstärkt den BTSV ab sofort, und der hat Zweitliga-Erfahrung: Jan-Hendrik Marx kommt als gelernter Rechtsverteidiger aus Ingolstadt, so kann Danilo Wiebe wieder öfter im Mittelfeld auflaufen. Nicht auszuschließen, dass sich noch mehr tut, auch um Corona-Ausfällen vorzubeugen. Martin Kobylanski, Benjamin Girth und Yari Otto, die als Kandidaten für einen Wechsel genannt wurden, werden wohl auch deshalb bleiben. Luka Losic, ohnehin nur als Trainingstorhüter eingeplant, hat Braunschweig dagegen zum Jahreswechsel verlassen, ein weiterer Torhüter soll aber noch kommen. Derzeit spielt Julian Bauer vor.
Vorbereitung: Die Eintracht verzichtete auf ein Trainingslager und testete zuletzt gegen Twente Enschede – ein 1:1-Remis war das Resultat, es traf Yari Otto. Gestört wurde der Betrieb zuletzt durch mehrere Corona- und damit verbundene Isolationsfälle. Drei Spieler befinden sich derzeit in Quarantäne und verpassen den Jahresauftakt.
Auftaktprogramm: Es sieht machbar aus. Mit Viktoria Berlin (A) ist noch eine Rechnung aus dem Hinspiel (0:4) offen, dann kommen Halle (H), Zwickau (A) und der SC Verl (H).
Prognose: Untermauert Braunschweig im Januar seine Position, geht es um den direkten Aufstieg. Platz 2 bis 4.
Personal: Viel Grund gab es für den Überraschungs-Dritten nicht, im Winter völlig umzukrempeln. Ein alles andere als unbekannter Transfer wurde aber eingetütet: Der Achter Mike Bähre wechselte bereits zum dritten Mal in seiner Karriere zum SVM – und das im Alter von 25 Jahren. Zuletzt war er im Frühjahr 2021 in Meppen aktiv. Schon vorher war die Vertragsauflösung mit Valdet Rama kommuniziert worden, der nun bei Viertligist Wuppertal spielt. Auch Stürmer Serhat Koruk, erst im Sommer gekommen, hat den Klub schon wieder verlassen.
Vorbereitung: Drei Tests in heimischen Gefilden waren geplant, der gegen Regionalligist Ahlen wurde jedoch abgesagt. Blieb das Duell gegen Ahlens Ligarivalen und Klub von Ex-Trainer Christian Neidhart, Rot-Weiss Essen, das Meppen mit 2:1 gewann, sowie ein achtbares 1:1 gegen den niederländischen FC Groningen.
Auftaktprogramm: Spitzenteams und untere Hälfte warten zu gleichen Teilen: Erst der spannende Auftakt in Kaiserslautern, dann geht es gegen Zwickau (H), Verl (A) sowie der Vierte Mannheim (H).
Prognose: Bislang hat Meppen eher überperformt. Ob die Emsländer so weitermachen? Ein Abrutschen auf Platz 4 bis 8 ist nicht auszuschließen – und die Saison wäre dann immer noch absolut gelungen. Sorgen um den Klassenerhalt müssen sich die Emsländer schon zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht mehr machen. Wer hätte das im Sommer gedacht …
Personal: Kaderplaner Tim Schork ist zum Sport-Geschäftsführer befördert worden. Und dieser war auch schon aktiv, hat den 20-jährigen Stürmer Justin Butler aus Ingolstadt ausgeliehen sowie Dresdens Pascal Sohm verpflichtet. Gegangen ist noch keiner, spricht aber einer der bislang wenig Berücksichtigten den SVW in den kommenden Tagen an, wird der Klub sich höchstwahrscheinlich nicht querstellen.
Vorbereitung: Auch die Mannheimer gingen das kleine Risiko Trainingslager ein, fuhren zuletzt in die Türkei. Dort wurde ein Test gegen Rostock abgesagt, weil es einen Corona-Verdacht im Team gab, der sich danach bestätigte. Das Spiel gegen Magdeburg endete in einem 2:3 – immerhin besser als das 0:3 kurz vor dem Weihnachtsfest.
Auftaktprogramm: BVB II (H), Würzburg (A), Köln (H), Meppen (A) – ein bunter Mix an Klubs mit ganz verschiedenen spielerischen Ansätzen.
Prognose: Platz 2 bis 6. Waldhof kann um die fetten Ränge mitspielen, zumal die Qualität im Angriff durch Sohm weiter erhöht wurde.
Personal: Einiges los beim FCS: Das Experiment Dennis Erdmann ist rasch gescheitert, der polarisierende Innenverteidiger wechselte nach Colorado in die USA. Auch Tim Korzuschek (Alemannia Aachen) hat sich leihweise verabschiedet, Rasim Bulic ist zu Mainz II gewechselt. Den ersten personellen Nachschlag gab es in Form des Innenverteidigers Dominic Becker (22), der für eineinhalb Jahre von Werder Bremen ausgeliehen wird.
Vorbereitung: Kein Trainingslager, keine Testspiele – auch so kann man’s machen.
Auftaktprogramm: Osnabrück (A), Duisburg (A), Dortmund II (H) und Magdeburg (A) stellen sich Saarbrücken entgegen. Ein heißer Auftakt mit drei Auswärtsspielen, die mit Zuschauern noch viel brisanter wären.
Prognose: Es ist vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit, mit der Saarbrücken zuletzt überzeugen konnte. Gelingt es Trainer Uwe Koschinat, diese noch weiter zu steigern, wird sich der FCS im Aufstiegsrennen halten können. Platz 2 bis 6.
Personal: Bislang ist Marius Kleinsorge, verliehen an Rot-Weiss Essen, als Abgang die einzige Bewegung in diesem Winter. Das dürfte sich, so deutete es Trainer Marco Antwerpen zuletzt an, allerdings noch ändern. Wie so oft in den vergangenen Jahren fehlt dem FCK noch der klassische Knipser. Ein Abgang von Elias Huth, der diskutiert wird, könnte zusätzlichen Freiraum schaffen.
Vorbereitung: Mit Toren von Muhammed Kiprit und Huth gewann Kaiserslautern einen Test gegen den belgischen Erstligisten Eupen mit 2:1. Das war auch die Generalprobe, auf ein Trainingslager verzichteten die Pfälzer.
Auftaktprogramm: Meppen (H), Viktoria Berlin (H), 1860 München (A), Halle (H). Drei Heimspiele also, woraus sich die Pflicht ergibt, in den kommenden Wochen mindestens die Ausgangslage zu halten.
Prognose: Platz 2 bis 6. Auch Lautern hat Ambitionen und Argumente, allen voran die exzellente Defensive, um anzugreifen – und komplettiert damit ein feines Südwest-Trio in der Verfolgerrolle. Kommt noch ein Knipser, ist mit dem FCK endgültig zu rechnen.
Personal: Viel hat sich beim BVB noch nicht getan, warum auch? Der kurzfristige sportliche Erfolg muss in der Reserve der Schwarz-Gelben nicht erzwungen werden, noch dazu steht der Aufsteiger prima da. Die Leihe von Regionalliga-Torjäger Justin Njinmah (Bremen II) könnte sich auszahlen, wenn der 21-Jährige auch eine Liga höher so treffsicher ist – ein Knipser im Sturmzentrum fehlt ihnen bislang. Eine Randnotiz war der Abgang Leon Klußmanns zu Fünftligist Kray, der Ersatztorwart hatte keine Einsätze.
Vorbereitung: Wenig Spektakuläres rund um den Borsigplatz: Es wurde zuhause trainiert, die beiden Testspiele gegen die Niederländer von Go Ahead Eagles Deventer (2:1) und Viertligist Alemannia Aachen (4:0) wurden gewonnen.
Auftaktprogramm: Angefangen mit dem Auswärtsspiel in Mannheim, kommen noch Freiburg II (H), Saarbrücken (A) und Osnabrück (H). Ein sehr fordernder Jahresstart.
Prognose: Platz 7 bis 11. Die Talente finden sich zurecht in der Liga, Enrico Maaßen ist der richtige Trainer für den jungen Spielermix. Es wird kein Durchmarsch wie einst bei der Bayern-U23, aber Bestätigung ist denkbar.
Personal: Im Sommer kaufte der SVWW munter ein, in diesem Januar hält er sich bislang noch dezent zurück. Aussortiert wurde Marc Lais, der deshalb auch nicht am Trainingslager teilgenommen hatte – er darf einen neuen Klub suchen. Zudem wurde der Vertrag mit Stefen Stangl aufgelöst.
Vorbereitung: Wehen Wiesbaden investierte in das sonnige Südspanien, verbrachte eine Woche in Oliva Nova – allerdings traten auch beim Tabellenachten zwei Corona-Fälle auf. Betroffen sind die U19-Talente Amin Farouk und Robin Rosenberger, die ihre Quarantäne nun in Spanien absitzen müssen. Zuvor hatte sich schon Torjäger Gustav Nilsson mit dem Virus infiziert. Die Generalprobe gegen KV Mechelen aus Belgien war eine sehr erfolgreiche und endete in einem 4:1-Sieg.
Auftaktprogramm: Erst kommen Mitfavoriten, dann Abstiegsanwärter: Auf 1860 München (A) und Osnabrück (H) folgen Havelse (A) und Duisburg (H). Will der SVWW um Markus Kauczinski nochmals oben angreifen, müssen schnelle Ausrufezeichen her.
Prognose: Der SV Wehen Wiesbaden hat die individuelle Qualität, um sich noch etwas vorzuschieben, ist im Optimalfall auch ein Kandidat für eine Serie in der Rückrunde. Platz 5 bis 9.
Personal: Kein Stuhlgerücke an der Bremer Brücke, bislang ist der Kader in der Winterpause nicht verändert worden. Und doch schlug eine Personalnachricht ein wie ein Sprengkörper: Eigengewächs Sebastian Klaas, in dieser Saison der wohl beste Fußballer des VfL, wird den Klub im Sommer verlassen und sich höchstwahrscheinlich höherklassigen Vereinen zuwenden.
Vorbereitung: Mit zwei Testspielen binnen drei Tagen, das zweite sogar über drei Halbzeiten a 45 Minuten, schwörten sich die Lila-Weißen auf die Restsaison ein. Das 5:0 über Viertligist Rödinghausen war eine klare Sache, auch beim 2:3 gegen Zweitligist Kiel hielten die Osnabrücker gut mit. Das Ziel, offensiv noch kreativer und abschlusssicherer zu werden, steht dabei über allem – daran haperte es zuletzt zu oft.
Auftaktprogramm: Für Osnabrück geht es, wollen sie attackieren, ebenso direkt ums Ganze: Saarbrücken (H) und Wiesbaden (A) gehören zur Konkurrenz, Würzburg (H) war im Hinspiel eine unangenehme Aufgabe, die Dortmunder Reserve (A) ist es ohnehin immer.
Prognose: Platz 6 bis 9 – eine leichte Verbesserung ist denkbar. Für mehr fehlte bislang die Konstanz und die Abgebrühtheit eines Spitzenteams.
Personal: Sechzig verzeichnete den wohl prominentesten Abgang dieses Winters: Sascha Mölders verließ Giesing mit einem Riesenkrach, wird künftig Ex-Drittligist Großaspach in der Regionalliga als spielender Co-Trainer begleiten. Eine Verstärkung wäre in der Verteidigung willkommen, erst recht, wenn sich die zuletzt angewandte Dreierkette etabliert. Auch einen Mölders-Ersatz zu holen, wäre nicht völlig abwegig. Gesprochen wird auch über Richard Neudecker, er soll bei diversen höherklassigen Klubs im Fokus stehen.
Vorbereitung: Sieben Tage im türkischen Belek brachten Sechzig in Wettkampfform, die Generalprobe gegen Hansa Rostock mündete in einen 3:1-Erfolg, unter anderem mit Treffern der offensiven Lebensversicherungen Marcel Bär und Stefan Lex. Sind sie in Form, ist es der TSV wahrscheinlich auch – gute Vorzeichen also für den Auftakt.
Auftaktprogramm: Wiesbaden (H), Karlsruhe (DFB-Pokal/H), Türkgücü (A), Kaiserslautern (H), Köln (A) – fünf Partien, darunter ein Pokal-Highlight und dreieinhalb Heimspiele, das Stadtduell gegen Türkgücü im Olympiastadion darf sich schließlich auch danach anfühlen.
Prognose: Seit dem Aus von Sascha Mölders spielt 1860 befreit auf – was den Fans Hoffnung auf eine bessere Rückrunde macht. Jeder weiß: Rollt der Löwen-Express einmal los, muss man ihn erstmal stoppen. Entsprechend ist es den Löwen durchaus zuzutrauen, trotz sieben Punkten Rückstand nochmal in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. In jedem Fall sollte man 1860 auf dem Zettel haben. Platz 3 bis 8.