Analyse: Wie Darmstadt den ersten Sieg der Saison holte

Mit einer engagierten Leistung kam Darmstadt 98 am gestrigen Abend zum ersten Saisonsieg – und das ausgerechnet beim Tabellenführer aus Münster. 2:1 hieß es am Ende für die Hessen. "Wir haben jetzt unseren ersten Sieg eingefahren, nachdem ich mit der Mannschaft in den letzten zwei Wochen sehr hart ins Gericht gegangen bin", freute sich Lilien-Coach Kosta Runjaic nach dem Spiel. In einer ausführlichen Spielanalyse wirft liga3-online.de einen Blick zurück auf den gestrigen Abend, erklärt, wie Darmstadt zum Sieg kam und hat die Stimmen der Trainer gesammelt.

3. Spieltag der Saison 2012 / 13: SV Darmstadt 98 – Preußen Münster 2:1

Schiedsrichter: Sebastian Schmickartz (Berlin)

Zuschauerzahl: 6.200

Tore:

1:0 Uwe Hesse (18. Minute), 2:0 Andreas Gaebler (73. Minute), 2:1 Amaury Bischoff (88. Minute)

 

SV Darmstadt 98: Jan Zimmermann (C) – Michael Stegmayer, Christian Beisel, Benjamin Gorka (72., Benjamin Maas), Andreas Gaebler – Uwe Hesse, Benjamin Baier, Danny Latza, Elton Da Costa, Sebastian Zielinsky (67. Kacper Tatara) – Ugur Albayrak (60., Preston Zimmerman)

 

Preußen Münster: Daniel Masuch – Kevin Schöneberg, Stefan Kühne, Fabian Hergesell, Philip Heise – Dennis Dowidat (69., Marco Königs), Rico Schmider (67., Mahmut Sönmez), Jens Tuckenbrod, Dennis Grote (67., Amaury Bischoff) – Dimitrij Nazarov, Matthew Taylor

 

Karten: Benjamin Baier, Uwe Hesse – Rico Schmider, Stefan Kühne, Matthew Taylor

 

Szenen des Spiels:

 

3. Minute: Der Ball gelangt zu Matthew Taylor, der zieht aus 5 Metern ab, doch Darmstadts Torwart Jan Zimmermann wehrt ab.

5. Minute: Münsters Dennis Dowidat zieht aus 20 Metern aus halbrechter Position ab, Zimmermann sicher.

12. Minute: Größte Chance des Spiels: Hesse vertändelt den Ball im halbrechten Mittelfeld, Münsters Flügelflitzer Dennis Grote sprintet von Michael Stegmayer verfolgt aufs Tor zu und wird von diesem im letzten Moment entscheidend behindert, so dass der Ball ins Toraus geht.

16. Minute: RIESENCHANCE Darmstadt: Benjamin Baier leitet den Angriff selbst ein, spielt weiter auf Albayrak, der sich durchwurschtelt und den Ball aufs Tor schießt. Masuch ist dran, der Ball fällt Baier vor die Füße, der aber in zentraler Position über den Ball haut.

18. Minute: Tor für den SV Darmstadt 98 durch Uwe Hesse (Vorlage Elton Da Costa). Super Kombi der Lilien. Der Ball geht von rechts auf Da Costa, der den Ball in den Lauf von Uwe Hesse spielt. Der behält im linken Teil des Strafraums die Nerven und schiebt den Ball aus 6 Metern links am herauseilenden Masuch vorbei.

21. Minute: Der Knoten scheint geplatzt zu sein. Nach verunglücktem Freistoß flankt Andi Gaebler von rechts in den Strafraum auf den durchstartenden Elton Da Costa. Dessen abgefälschten Mix aus Schuss u Flanke pariert Masuch zur Ecke.

32. Minute: Ein Preußenfreistoß aus dem Halbfeld segelt an allen vorbei, wird fast noch gefährlich.

 

Halbzeit

 

46. Minute: Dennis Dowidat kommt am rechten Strafraumeck der Lilien zum Schuss. Gutes Ding aus gut 20 Metern, aber Zimmermann wehrt den Ball zur Ecke ab.

49. Minute: Wieder so eine gefährliche Preußenflanke aus dem Halbfeld, doch Gorka klärt im letzten Moment vor Taylor.

0. Minute: Matthew Taylor verschafft sich mit einer Körpertäuschung Luft und schießt stramm von der Strafraumgrenze aufs Darmstädter Tor. Zimmermann ist unten und pariert.

58. Minute: Dennis Grote sieht, dass Torwart Zimmermann etwas vor seinem Kasten steht und versucht einen Konter mit einem Schlenzer zu veredeln – das misslingt allerdings komplett.

69. Minute: RIESENCHANCE zum 2:0. Herrlicher langer Ball von Uwe Hesse auf den rechten Flügel zu Preston Zimmerman. Der sprintet bis zum Strafraumeck und legt dann perfekt zurück auf Hesse, der den Querpass auf Neuzugang Tatara aber zu ungenau spielt.

72. Minute: Freistoß Elton Da Costa, aus 20 Metern – ans rechte Lattenkreuz

73. Minute: Tor für den SV Darmstadt 98 durch Andreas Gaebler (Vorlage Kacper Tatara). Andreas Gaebler erobert den Ball auf dem rechten Flügel, sprintet nach vorne und legt den Ball auf Kacper Tatara, der allein aufs Tor der Preußen zuläuft und im richtigen Moment wiederum quer auf Gaebler legt. Der vollendet frei vor Masuch zum 2:0.

78. Minute: Freistoß Dimitrij Nazarov fast von der linken Grundlinie, aber der Ball saust über das Tor.

86. Minute: Nazarov bekommt den zweiten Ball, zieht ab von der Strafraumkante, doch Zimmermann sicher.

88. Minute: Tor für Preußen Münster durch Amaury Bischoff (Freistoß).  Amaury Bischoff schießt denn Ball an die Unterkante der Latte, der von dort aus ins Tor hüpft. Benjamin Maas versucht noch zu retten, aber der Ball war hinter der Linie.

90. Minute, Wieder ein langer Ball aus der eigenen Hälfte von Bischoff auf Taylor, der legt ab auf Königs. Dieser zieht aus 8 Metern ab, doch Zimmermann stark!

90 + 3. Minute: Taylor mit einer super Kopfballchance aus 4 Metern, aber Zimmermann pariert.

 

 

Spielanalyse:

Der Trainer von Preußen Münster, Pavel Dotchev, änderte seine Anfangself lediglich auf einer Position – Rico Schmider begann für Benjamin Siegert. Darmstadts Übungsleiter Runjaic nahm gleich drei Änderungen vor: Neuzugang Benjamin Gorka, Ugur Albayrak und Sebastian Zielinsky starteten für Cem Islamoglu, Rudi Hübner und Preston Zimmerman. Die „Lilien“ versuchten es zu Spielbeginn mit viel Ballbesitz und Kombinationsfußball. Zudem rochierte die komplette Offensive – Hesse, Zielinsky, Da Costa und Albayrak besetzten abwechselnd die Sturmspitze. Der Gast aus Münster überließ den Hausherren weitestgehend das Mittelfeld, schaltete jedoch blitzschnell um und hatte durch den auffälligen Matthew Taylor in der dritten Minute die erste Gelegenheit des Spiels. Darmstadts Kapitän im Tor, Jan Zimmermann entschärfte den Schuss aus 5 Metern jedoch bravourös. Dieser sah jedoch zehn hypernervöse Mannschaftskollegen vor sich, die sich durch individuelle Fehler immer wieder selbst in gefährliche Situationen brachten.Die erste große Chance der Partie hatte denn auch ihren Ursprung in einem verlorenen Ball von „Lilien“-Flügelspieler Uwe Hesse:

Darmstadt hält den Druck hoch

Dennis Grote sprintete allein auf das Darmstädter Tor zu, wurde jedoch im letzten Moment von Darmstadts Michael Stegmayer entscheidend behindert. Münster spielte zu diesem Zeitpunkt auffällig oft mit langen Bällen auf die Außen und machte den besseren Eindruck als die „Lilien“. In der 16. Minute hatte jedoch Darmstadt jedoch die bislang größte Möglichkeit: Benjamin Baier traf frei vor dem Tor den Ball nicht. Diese Chance wirkte wie ein Weckruf und nur zwei Zeigerumdrehungen später zappelte der Ball dann im Netz der Preußen: Nach einer schönen Kombination vollendete Uwe Hesse einen optimal vorgetragenen Angriff. Dieser Treffer, zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt verdient, hinterließ geschockte Preußen. Darmstadt 98 hielt den Druck nun weiterhin hoch und hatte in der 21. Minute die nächste Chance, doch Masuch parierte den abgefälschten Schuss Da Costas. Münster hatte seine Linie nach dem Gegentor komplett verloren und Darmstadt schaltete einen Gang zurück. So bot die restliche erste Halbzeit nicht mehr viel Unterhaltung. Eine Ausnahme bildete die 32. Minute, in der ein Münsterfreistoß aus dem Halbfeld an Freund und Feind vorbeisegelte, aber auch einen guten Meter am Tor.

 Gaebler mit 2:0

Die Halbzeitansprache von Pavel Dotchev hatte offensichtlich Wirkung gezeigt: Seine Mannschaft kam agiler aus der Halbzeit und hatte wiederum nur nach wenigen Minuten die ersten Chancen durch Dennis Dowidat (46.) und Matthew Taylor (49. & 50.). Die bewährten langen Bälle kamen teilweise zentimetergenau in den Fuß, aber die Belohnung in Form des Torerfolges blieb der Dotchev-Elf verwährt. Nach dieser ersten Angriffswelle gelang es den „Lilien“ mehr und mehr, sich zu befreien. Nun gewann die Elf von Kosta Runjaic die zweiten Bälle und erhöhte somit den Druck.  Doch zählbares sprang noch nicht heraus und so stellten beide Trainer um: Dotchev brachte mit Bischoff, Sönmez und Königs Leute für die Offensive und auch Kosta Runjaic versuchte mit der Hereinnahme von Zimmerman und Neuzugang Nummer 2, Stürmer Kacper Tatara noch einmal den Druck zu erhöhen. Die Chancen von jenem Tatara (69.), der einen guten Eindruck hinterließ, sowie Elton Da Costas Freistoß ans Lattenkreuz (71.) kündigten das 2:0 an: Dieses fiel in der 73. Minute durch Andreas Gaebler, der einen Konter eiskalt vollendete. Münster mobilisierte nun die letzten Kräfte und versuchte, die drohende Niederlage zu verhindern. Auffälligster Akteur hierbei: Dimitrij Nazarov. Erst zirkelte Münsters Nummer 11 einen Freistoß über das Gehäuse, dann zwang er Torwart Zimmermann mit einem Gewaltschuss zu einer Glanzparade (86.). Darmstadt blieb mit Kontern über die schnellen Außen Hesse und Zimmerman gefährlich, doch fehlte bei nachlassenden Kräften die letzte Genauigkeit. Zwei Minuten vor Schluss gelang den Preußen dann doch noch der Anschlusstreffer: Amaury Bischoff verwandelte einen Freistoß mithilfe der Latte direkt. Beinahe hätte Matthew Taylor in der langen Nachspielzeit noch das 2:2 erzielt, doch Zimmermann entschärfte seinen Kopfball. Danach war Schluss.

 Taylor hatte den Ausgleich auf dem Kopf

Unterm Strich steht ein verdienter Sieg des SV Darmstadt 98, der sich diesen Erfolg buchstäblich erkämpfte. Danny Latza und Elton Da Costa stehen sinnbildlich für die überzeugende Leistung der Südhessen, hatten sie doch schon recht früh in der Partie mit muskulären Problemen zu kämpfen. Der 1:0 aus der 18. Spielminute warf die bis dahin stärkeren Preußen aus Münster völlig aus der Bahn. Sie schafften es nicht mehr, an die Leistungen der ersten zwei Partien anzuknüpfen. Darmstadt schien den Sieg mehr zu wollen, hatte am Ende neben dem sicheren Rückhalt Zimmermann jedoch auch das Quäntchen Glück – Taylor hatte das 2:2 „auf dem Kopf“.

 

 

Schiedsrichter:

Sebastian Schmickartz aus Berlin zog seine Linie konsequent durch, war ein sicherer Leiter der Partie. Der Referee überraschte jedoch mit einer sehr langen Nachspielzeit von etwa 5 Minuten.

 

Spieler des Spiels:

Benjamin Gorka (SV Darmstadt 98) – Der neue Innenverteidiger des SV98 zeigte in seinem ersten Pflichtspiel seit August 2011 eine starke Leistung. Sein Stellungsspiel sowie die Spieleröffnung taten den „Lilien“ gut

 

Enttäuschung des Spiels:

Stefan Kühne (Preußen Münster) – Der Kapitän ist sonst eine sichere Bank. Doch tat er sich gegen die schnellen Darmstädter Angreifer sehr schwer und hatte oftmals das Nachsehen.

 

Stimmen zum Spiel:

Pavel Dotchev (Trainer Preußen Münster):

"Ich denke, dass wir die ersten 20 Minuten gut ins Spiel gekommen sind. Wir hatten 2 bis 3 Möglichkeiten. Aus dem Nichts fiel dann das 1:0, was uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir haben kein Gegenmittel gegen das Spiel der Darmstädter gefunden, mussten vermehrt auf lange Bälle ausweichen, die uns nicht liegen. Später haben wir mehr investiert und ich war mir absolut sicher, dass wir das 1:1 machen. Dann haben wir durch einen klassischen Konter das 2:0 bekommen. Doch auch nach diesem Rückstand, hatten wir die Chance, noch den Ausgleich zu erreichen. Meine Mannschaft hat alles versucht, das ist aber auch das einzige, was ich heute loben kann. Darmstadt hat heute verdient gewonnen, weil sie uns bekämpft haben und an ihre Grenze gegangen sind. Das haben wir heute nicht gemacht, von daher geht der Sieg in Ordnung."

 

Kosta Runjaic (Trainer Darmstadt 98):

"Wir haben jetzt unseren ersten Sieg eingefahren, nachdem ich mit der Mannschaft in den letzten zwei Wochen sehr hart ins Gericht gegangen bin. Wir wollten heute unbedingt gewinnen, wobei wir wussten, dass wir auf einen Gegner treffen, der spielerisch sehr stark und selbstbewusst ist. Wir haben heute gegen auch die Kritik der letzten Woche gespielt und die Mannschaft hat heute genau das gezeigt, was nötig war. Glück muss man sich eben auch verdienen. Der Druck auf die Mannschaft war groß, von dem sie sich mit diesem Sieg aber etwas befreit hat. Nun ist das Umfeld etwas beruhigter, doch es weht ein anderer Wind in dieser Saison. Man muss sich nur mal die bisherigen Zuschauerzahlen der anderen Vereine angucken. Wir müssen in jedem Spiel 100 Prozent geben und das werden wir im nächsten Spiel in Chemnitz wieder tun."

FOTO: o-m-d.org

   

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