Analyse zum Saisonende: Das Zeugnis für die Drittligisten #2
Das 14. Drittliga-Jahr ist vorbei. Erstmalig konnten nicht alle Mannschaften das Jahr zu Ende spielen, und doch unterziehen wir in zwei Teilen nun jeden der 20 Teilnehmer einem kurzen Fazit und blicken dabei auch auf die Hinrunden-Note. Im zweiten Teil schauen wir auf die Teams aus der macht oberen Tabellenhälfte – in der sich aber längst nicht jeder Platzierte auch eine gute Note verdient hat.
Hinrunden-Note: 1
Schon vor einigen Monaten ließ sich vor dem Erreichten des FCM nur der Hut ziehen. Viel davon eingebüßt haben die Magdeburger im Endspurt trotz einer minimalen Schwächephase nicht, entsprechend beeindruckend ist der Vorsprung von 15 Punkten auf Relegationsplatz 3 sowie auch die 83 erzielten Tore, 16 mehr als der zweitgefährlichste Klub 1860 München. Ob von weiten Teilen der Mannschaft, Trainer Christian Titz, Sportchef Otmar Schork oder den mitreisenden Fans: Sie alle haben in dieser Saison Maßstäbe gesetzt. Alles andere als die Bestnote käme hier einer Majestätsbeleidigung gleich.
Gesamtnote: 1
Hinrunden-Note: 2+
"Verdächtig reif" stand im Fazit der Hinrunde unter diesem BTSV, und was sollen wir sagen: Genau das hat er auch bestätigt. Obgleich der Aufstieg letztlich auch gelang, weil der 1. FC Kaiserslautern im Saisonfinale kolossal patzte, und der Unterschied zu den Verfolgern aus München und Mannheim nach zwei Schlussniederlagen auch nicht mehr sonderlich groß war – Braunschweig war zur Stelle, wenn es drauf ankam. Lieferte daheim oftmals Hausmannskost (27:21 Tore, 30 Punkte) und in der Fremde dafür Spektakel (34:15 Tore, 34 Punkte). Die Dominanz eines künftigen Zweitligisten zeigte die Eintracht wiederum zu selten, um mit einem "Sehr gut" durch die Bewertung zu kommen. Entsprechend groß ist der Arbeitsauftrag, um dieses Mal in der 2. Bundesliga zu bestehen.
Gesamtnote: 2+
Hinrunden-Note: 2
Wären wir in einer Mathematikklausur, der FCK hätte komplexeste Aufgaben reihenweise mit verschiedenen Rechenwegen gelöst, ehe ihn zum Schluss die einfachsten Additionsfähigkeiten verließen. Wir sprechen über 58 Punkten aus den 26 Spielen zwischen September und April und zwischenzeitlich 13 Partien ohne Niederlage. Vor allem defensiv war Lautern schwer zu knacken, gleich 18 Partien beendeten die Roten Teufel ohne Gegentor. Nach dem schwachen Saisonstart mit nur fünf Punkten aus den ersten sieben Spielen hätte das keiner für möglich gehalten. Alles schien auf den direkten Aufstieg hinauszulaufen, ehe der FCK ausgerechnet im Schlussspurt dreimal in Folge patzte. Am Ende fehlte gerade mal ein Punkt für Platz 2. Mit der Entlassung Marco Antwerpens bediente sich Lautern wildestmöglichem Aktionismus, doch das Risiko ging auf. Dirk Schuster vollendete in der Relegation das, was Antwerpen begonnen hatte.
Gesamtnote: 2+
Hinrunden-Note: 4+
Nur auf Platz 11 stand der TSV 1860 nach der Hinrunde, die Bilanz fiel angesichts der vorzeigbaren Möglichkeiten in Giesing eher bescheiden aus. Doch die Elf von Michael Köllner zeigte sich 2022 viel konstanter und gefährlicher, die 39 erzielten Tore in der zweiten Jahreshälfte wurden nur vom FCM (49) noch getoppt – kaum einer sprach noch über den unrühmlich verabschiedeten Sascha Mölders. Bemerkenswerte Siege (6:0 in Duisburg, 6:3 über den BVB II) schoben die Sechziger nochmals weit nach vorne, in entscheidenden Spielen wie beim 2:3 gegen Osnabrück oder dem 0:3 in Mannheim fehlte die Qualität eines Aufsteigers. Immerhin ging es wieder in den DFB-Pokal, die Krönung einer ganz starken Rückrunde, in der Marcel Bär mit 15 Treffern überragte und sich mit insgesamt 21 Toren die Torjägerkanone sicherte.
Gesamtnote: 2-
Hinrunden-Note: 2+
Zwei Punkte büßte der SVW im Vergleich zur Hinserie ein, auch die Torgefährlichkeit ging dem Waldhof in diesem Jahr abhanden – das überdeutliche 7:0 gegen sich aufgebende Havelser verfälschte die Bilanz am Schlussspieltag ein wenig. Es gab nicht die ganz lange Krise und auch nicht die große Erfolgsserie, stets bewegte sich der Waldhof an der Grenze zu den Aufstiegsrängen, war aber nicht gut genug für mehr. Jeder hat seine eigene Ansicht darüber, ob mit diesem Kader (u. a. Marco Höger, Marc Schnatterer) mehr hätte drin sein müssen oder können. Die Qualifikation für den DFB-Pokal war auch hier ein versöhnlicher Abschluss. Die nächste Attacke auf die 2. Bundesliga wird dann unter einem neuen Trainer erfolgen.
Gesamtnote: 2
Hinrunden-Note: 3
In der Hinrunde Neunter, in der Rückrunde Fünfter, in der Endabrechnung Sechster – das sind die harten Fakten. Und war in der ersten Saisonhälfte noch die verkopfte Offensive das Problem, so wurde es mit zunehmender Dauer und nach einer über weite Strecken starken Rückserie schließlich die Verteidigung. 18 Gegentore gab es in den letzten sieben Partien, in denen konzentrierte Vorstellungen den VfL mindestens noch in Richtung des dritten Tabellenplatzes hätten heben können. So bleibt ein fader Beigeschmack in einer Saison, in der vieles stimmte, aber eben zu wenig für eine Top-Platzierung des Vorjahresabsteigers. Dazu gehörte auch die ernüchternde Heimbilanz mit sieben Niederlagen an der Bremer Brücke.
Gesamtnote: 3
Hinrunden-Note: 2-
Das war nichts, lieber FCS! Gestartet als Aufstiegskandidat, langte Saarbrücken schon in der Hinrunde manches Mal daneben, so bei der Verpflichtung Dennis Erdmanns, der zum Flop wurde. Auch sonst fehlte es letztlich an Qualität in allen Bereichen, Trainer Uwe Koschinat sah das Entwicklungspotenzial seines Teams zuletzt als voll ausgeschöpft – ein klares Zeichen, dass wieder investiert werden muss. Gerade im Endspurt, als sieben Spiele lang kein Sieg mehr gelang, wurden die Schwächen offensichtlich, doch auch zuvor waren die überzeugenden Vorstellungen selten. Vor allem in den Derbys gegen Mannheim und Kaiserslautern fehlte es an Typen. Zu allem Überfluss lenkte das Türkgücü-Aus, das den Klub sechs Punkte kostete, spürbar ab, als der Aufstieg noch in Reichweite war.
Gesamtnote: 3-
Hinrunden-Note: 3-
Ziemlich langweilig gestaltete sich die Saison für den SV Wehen Wiesbaden, der in der Hinrunde mit der Entlassung von Rüdiger Rehm kurz für Aufsehen sorgte, sich dann aber unter Nachfolger Markus Kauczinski ohne große Ambitionen nach oben und viel zu viel Qualität für den Abstiegskampf im "No Man’s Land" der oberen Tabellenhälfte wiederfand. Niederlagen gegen Duisburg, Würzburg, Köln und Verl ließen dabei im Jahr 2022 Rückschlüsse auf ein Motivationsproblem oder eine fehlende Spielidee insbesondere gegen Kellerkinder zu, peinlich war das Ausscheiden im Landespokal bei Fünftligist Friedberg. Konstant fernab der Spitze, das kann nicht nach dem Geschmack des finanziell ordentlich aufgestellten, früheren Zweitligisten sein.
Gesamtnote: 4+
Hinrunden-Note: 2
Das gute Abschneiden seiner Reserve lässt sich der BVB gutes Geld kosten, daher ist die Platzierung des Regionalliga-Aufsteigers nicht als Sensation zu werten. Was die Leistung, die Enrico Maaßen und seine Talente erbracht haben, aber keinesfalls schmälern soll: Von Anfang an hatte die schwarz-gelbe "Zwote" nichts mit dem Abstieg zu tun. Ja, es gab vier Pleiten in Folge in der Hinserie und zwischen dem 27. und 31. Spieltag gar fünf in der Rückrunde (die gegen Türkgücü wurde annulliert). Aber dazwischen allen voran in den Auswärtsspielen, wo sich etliche Gastgeber an den spielfreudigen, entscheidungsschnellen Stürmern die Zähne ausbissen, auch beeindruckende Ergebnisse. Die Krönung: das 3:1 vor fast 50.000 Zuschauern auf dem Betzenberg.
Gesamtnote: 2
Hinrunden-Note: 2-
Elf Saisonniederlagen bedeuten den siebtbesten Wert der 3. Liga, für einen Verein wie den FSV Zwickau ist das aller Ehren wert. Nur eine davon, das 0:3 bei an diesem Tag aufgestiegenen Magdeburgern, fiel höher als mit zwei Toren Differenz aus. Statistiken, die die bemerkenswerte Konstanz der klammen Sachsen in Zahlen fassen: Sie holten sich so viel Lob ab für ihre unangenehme Spielweise, die längst nicht mehr nur aus Standards bestehen – wobei diese Stärke immer noch Partien für den FSV entscheiden kann. Einmal mehr haben Joe Enochs und Sportchef Toni Wachsmuth Bemerkenswertes geleistet. Denn wie jedes Jahr werden die stärksten Spieler zu besser bezahlenden Klubs gehen, dieses Mal Abwehrchef Steffen Nkansah. Ein bisschen Zauberei ist nötig, um aus diesen Voraussetzungen einen soliden Mittelfeldplatz zu schaffen. Zwickau hat es mal wieder geschafft.
Gesamtnote: 2
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