Analyse zum Saisonende: Das Zeugnis für die Drittligisten #2
Die 15. Spielzeit in der 3. Liga ist in den Büchern, drei Aufsteiger und vier Absteiger sind gefunden. Mancher überragte, andere enttäuschten bitter. liga3-online.de stellt ein Zeugnis für die Leistungen der 20 Drittligisten aus. Im zweiten Teil richtet sich der Fokus auf die Plätze 1 bis 10.
Ein weiterer sensationeller Durchmarsch ist perfekt. Wollen wir dafür mit der Rückrunde etwas milder umgehen? Klar: Die SV Elversberg zollte ihrem wahnsinnigen Starttempo Tribut, und ganz sicherlich war dieser Kader nicht darauf ausgelegt, um die Meisterschaft mitzuspielen. In der Hinserie gab es für die Mannschaft von Horst Steffen eine Eins mit Sternchen – wenn wir das Sternchen entfernen, wird im Saarland wohl trotzdem keiner klagen. Denn alles andere als eine Spitzennote für den Durchmarsch samt Meistertitel wäre Unsinn – auch, wenn die SVE in der Rückrundentabelle nur Platz 6 sechs belegt.
Hinrunde: 1+
Gesamtnote: 1
Auf 35 Punkte in der Hinserie folgten 38 in der Rückrunde: Auch, wenn der SC Freiburg II als Zweitvertretung im Beliebtheitsranking nicht groß auftrumpfen kann, so hat er sich sportlich tadellos verhalten und dazu enorm attraktiven Ballbesitzfußball angeboten. Trainer Thomas Stamm schaffte es, und das ist besonders hoch einzuschätzen, seinen Talenten ganz starke Defensivabläufe einzutrichtern. Nur noch 13 Gegentore gab es im zweiten Halbjahr, eine U23-Mannschaft stellt die klar beste Verteidigung der Liga. Das wäre beinahe noch mit dem Meistertitel belohnt worden. Und doch wurde im Breisgau tolle Entwicklungsarbeit geleistet.
Hinrunde: 1-
Gesamtnote: 1
42 Punkte in 19 Spielen! Eine phänomenale Rückrunde, in der der VfL Osnabrück sich selbst und sein Umfeld mit der unverhofften Aufstiegschance immer mehr anstachelte, ebnete den Weg zur Rückkehr in die 2. Bundesliga. Und nicht vergessen: Tief in der Hinrunde waren die Lila-Weißen noch akut abstiegsbedroht. Dann zündete Trainer Tobias Schweinsteiger, rettete nicht nur eine ziemlich turbulent beginnende Saison, sondern setzte mit dem außergewöhnlichen wie irren Aufstiegsfinale mit zwei Toren in der Nachspielzeit ein dickes Sahnehäubchen obendrauf. Willkommen zurück in der 2. Liga, lieber VfL. Und herzlichen Glückwunsch zur Spitzennote, für die wir das Hinrundenzeugnis kurz vergessen.
Hinrunde: 4
Gesamtnote: 1-
71:51 Tore und viel Spektakel, aber in entscheidenden Momenten fehlte es in der Punktspielsaison an Courage und Cleverness: Vor allem die Spitzenduelle, in denen Markus Kauczinski und seine Spieler zu oft den Kürzeren zogen, kosteten den SV Wehen Wiesbaden den direkten Aufstieg, der am 38. Spieltag schon so nah war, dass Fans vorzeitig den Platz stürmten. Der anhand statistischer Merkmale wie erwarteter Punkte und Tore absolut verdient gewesen wäre. Dafür klappte es über den Umweg Relegation: Dem furiosen 4:0 im Hinspiel gegen Arminia Bielefeld ließ der SVWW im Rückspiel trotz eines frühen Rückstands ein 2:1 folgen und ist damit nach nur drei Jahren zurück in der 2. Liga.
Hinrunde: 2
Gesamtnote: 2+
Was für ein bitteres Saisonfinale im Ludwigspark: Fast über die gesamte Spielzeit wähnte sich der 1. FC Saarbrücken mindestens in der Relegation, dann kam das Wahnsinns-Aufstiegsfinale, in dem die Osnabrücker Nachspielzeit für Entsetzen sorgte. Doch ein wenig hatten es sich Rüdiger Ziehl und seine Spieler selbst zuzuschreiben. Denn die Phase im Winter, kurz nach Rückrundenbeginn, als es plötzlich fünf Niederlagen aus sechs Partien setzte, sie tat richtig weh. Und so gut es der FCS mit einem bärenstarken Frühjahr noch kompensierte – es war mindestens ein Punktverlust zu viel, um die Zweitliga-Rückkehr zu stemmen.
Hinrunde: 2+
Gesamtnote: 2
Auch der SGD fehlte letztlich nur ein Punkt zum direkten Aufstieg. Und wo dieser verspielt wurde, daran wollen die Fans lieber gar nicht erinnert werden: Beim 1:4 in Meppen, der SVM war schon sicher abgestiegen, zerbrach in 25 Minuten alles, was eine phänomenale Rückrunde (punktgleich mit Osnabrück) bis dahin aufgebaut hatte. Doch auch in der ersten Jahreshälfte, als Dynamo trotz des vielleicht besten Kaders der Liga große Startschwierigkeiten hatte und die 2. Liga schon abgeschrieben schien, gingen etliche Punkte verloren – am Ende waren es zu viele, um sich einen Ausrutscher wie den in Meppen erlauben zu können. Die Rückrunde war dann großartig, die Defensive stabil und vorne gab es ja Ahmet Arslan, der mit 25 Treffern Torschützenkönig wurde. Und dann kam die Fahrt nach Meppen, und mit ihr der Super-GAU. Auch der DFB-Pokal-Einzug wurde durch eine Heimniederlage gegen Zwickau verpasst.
Hinrunde: 5
Gesamtnote: 3
Der Waldhof, die launische Diva. Etliche Kennzahlen verraten, warum diese Zuschreibung nicht weit hergeholt ist: So kratzte der SVW am oberen Tabellendrittel – weist aber aufgrund so mancher hoher Pleite ein negatives Torverhältnis auf. Überhaupt: 65 Gegentreffer, schlechtere Defensivarbeit leisteten nur die Plätze 19 und 20, Zwickau und Bayreuth. Würde Mannheim nur daheim spielen, wäre der Klub jetzt zweitklassig. Hätte er nur Auswärtspartien bestritten, wäre er jetzt Regionalligist. Noch weitere Fragen? Das Ziel war es, bis zum Ende oben mitzuspielen. Weil Trainer Christian Neidhart dies verfehlte, wird die Zusammenarbeit beendet. Kurzum: Eine enttäuschende Saison, zumal auch der Waldhof die Qualifikation für den DFB-Pokal verpasste.
Hinrunde: 3-
Gesamtnote: 4+
Eine glatte Eins! Aber nur für das erste Saison-Siebtel, als der selbsternannte Aufstiegsfavorit mit einer Siegesserie die 3. Liga voller Ehrfurcht erstarren ließ. Was sollen wir sagen: Vieles entpuppte sich als heiße Luft, denn Sechzig hatte zwar stets gute Individualisten, aber weder das beste Team noch hatten sie eine revolutionäre Spielidee, im Gegenteil: Alles wurde zuweilen recht simpel gehalten, irgendwann hatte sich die Liga darauf eingestellt. Dann flog Trainer Michael Köllner, als in der Rückrunde gar nichts mehr ging. Und auch Nachfolger Maurizio Jacobacci brauchte Zeit, den freien Fall zu stoppen. Das Saisonende war dann solide – aber fernab der eigenen Ansprüche.
Hinrunde: 3+
Gesamtnote: 4-
"Ein bisschen Substanz fehlt noch für höhere Ziele", schrieben wir der Viktoria ins Halbjahreszeugnis. Als dieses ausgestellt wurde, waren die Kölner Siebter, jetzt sind sie als Neunter über die Ziellinie gelaufen. Hin- und Rückrunde hielten sich weitestgehend die Waage, der Start ins Jahr 2023 war mit drei Niederlagen kompliziert, dann kehrte die Stabilität zurück, und ab März war die Viktoria unter Olaf Janßen zuweilen ganz schön schwer zu besiegen. Mitbekommen haben dürften das nicht viele, denn das gehört zu solch einer Saison dazu: Die Viktoria hatte schlicht keinen besonders spannenden Verlauf und stand daher nicht groß im Fokus. Doch die Spielzeit war völlig in Ordnung.
Hinrunde: 2
Gesamtnote: 2
Einen Seitenhieb an alle, die dem Sportclub den Klassenerhalt wieder einmal nicht zugetraut hatten, musste der SC Verl nach dem frühzeitigen Sichern des vierten Drittliga-Jahres dann doch loswerden. Wieder einmal sind die Ostwestfalen über sich hinausgewachsen – und werden damit ein immer spannenderer Standort für Spieler, die zuerst auf das Entwicklungspotenzial und nicht aufs Geld schauen. Trainer Mitch Kniat spielte eine tadellose Rückrunde, die ein bisschen an Schwung verlor, als der Ligaverbleib mit dem 2:1 über Dortmund II durch war. Die mutige Art und Weise ist aber kurzweilig anzuschauen. Hält der SC Verl diesen Kurs und kommen dann ab August endlich echte Heimspiele in der heimischen Sportclub-Arena dazu, wird er trotz des winzigen Etats kein klarer Abstiegskandidat mehr sein.
Hinrunde: 2-
Gesamtnote: 2+
Weiterlesen: Die Plätze 11-20