Anfang moniert: "Immer nur bei uns den Fehler suchen, ist schwer"
Trotz einer ganzen Reihe von Chancen kam Dynamo Dresden gegen Rot-Weiss Essen nicht über ein 2:2 hinaus. Der Chancenwucher seiner Mannschaft war für Trainer Markus Anfang aber nicht das größte Ärgernis, vielmehr regte er sich über einen nicht gegebenen Treffer auf – und setzte zu einer Grundsatzdebatte an.
Ärger über nicht gegebenen Treffer
34:3 Torschüsse! 18:0 Ecken! Es sind Zahlen drückender Überlegenheit, die Dresden an diesem Nachmittag aufwies. Umso ärgerlicher, dass es nur zu einem Punkt reichte. "Wenn man den Spielverlauf sieht, müssen wir mit vier, fünf Treffern Unterschied gewinnen", haderte Trainer Markus Anfang nach dem Spiel bei "MagentaSport" mit dem Chancenwucher seiner Mannschaft, der sich wie ein roter Faden durch die komplette Saison zieht. Doch die fehlende Effektivität seiner Spieler war nicht das größte Ärgernis für Anfang an diesem Samstag. Stattdessen hing sich der 49-Jährige an einem nicht gegebenen Treffer aus der 17. Minute auf. Schiedsrichter Lukas Benen hatte in dieser Situation auf Stürmerfoul von Kutschke an Wiegel entschieden, nachdem der Dynamo-Stürmer den Arm im Gesicht des Esseners hatte.
Sehr zum Unverständnis des Dresdner Trainers, der es genau andersherum sah: "Wiegel hält Kutschke fest, greift in ihn rein und lässt sich fallen. Kutschke fällt dann über Wiegel." Auf die Frage, ob er den Austausch mit dem Unparteiischen gesucht hatte, entgegnete Anfang: "Die Schiedsrichter lassen nicht mit sich reden, da sind sie anders." Dem 49-Jährigen zufolge soll Benen von einem "klaren Foul" gesprochen haben, was Anfang nicht im Ansatz nachvollziehen konnte: "Ich wüsste nicht, wo Kutschke gefoult haben soll, das müsste mir einer erklären."
Der Dynamo-Coach redete sich ein wenig in Rage und setzte zu einer Grundsatzdebatte an: "Immer nur bei uns den Fehler suchen, ist schwer. Es muss erlaubt sein zu sagen, dass man auch mal die eine oder Entscheidung für sich bekommt, ohne dass man immer wieder darauf angesprochen wird und dass man es anders sehen kann." In Richtung des Unparteiischen meinte Anfang: "Vielleicht kann man mal sagen, selber auch mal einen Fehler gemacht zu haben." Auf der Pressekonferenz nach Spielende zeigte er sich dann versöhnlicher und sprach davon, dass es für Schiedsrichter "sehr schwierig" sei, Entscheidungen innerhalb kurzer Zeit zu treffen – vor allem ohne VAR.
"Hätten es mehr als verdient gehabt"
Seiner Mannschaft machte er trotz der vergebenen Chancen keinen Vorwurf: "Die Jungs haben richtig gut gespielt, da muss ich ihnen ein Kompliment aussprechen. Wir waren klar besser und haben fast nichts zugelassen." Als positiv wertete Anfang zudem, dass sein Team zweimal nach einem Rückstand wieder ins Spiel fand, was in den letzten sieben Partien nicht gelungen war. Dass es dazu kam, daran hatte Tom Zimmerschied mit zwei Toren (11. / 47.) entscheidenden Anteil. "Es ist zwar gut, dass wir zurückgekommen sind", nahm er Anfangs Gedanken auf, "jedoch ärgern wir uns, dass wir nicht gewinnen konnten. Das hätten wir mehr als verdient gehabt". Gerade zuhause sei es der Anspruch, die Spiele zu gewinnen.
Die Dresdner scheiterten aber nicht nur am eigenen Unvermögen oder einem nicht gegebenen Treffer, sondern auch an RWE-Keeper Golz, der gleich mehrfach stark partierte. "Ich habe nach dem Spiel kurz mit ihm gesprochen. Er hat super gehalten und viel rausgeholt, das muss man anerkennen." Gleichzeitig hob Zimmerschied hervor, dass Dynamo eine "Riesenenergie" auf den Platz gebracht und die Fans mitgenommen habe. "Wir sind über Zweikämpfe ins Spiel gekommen." Genau das hatte beim Derby in Aue zuletzt gefehlt. "Auch das 0:1 hat uns nicht demotiviert", lobte er die Mentalität der Mannschaft nach dem frühen Rückstand (7.). Doch die Steigerung im Kämpferischen allein reichte nicht, um als Sieger vom Platz zu gehen, nachdem RWE in Minute 35 erneut zugeschlagen hatte.
Anfang, der von einem "wertvollen Punktgewinn" sprach, sagte aber: "Mit der Power werden wir wieder auf den Weg kommen, die Spieler für uns zu entschieden." Immerhin: Weil auch Regensburg und Ulm lediglich Remis spielten, hat sich an der Tabellensituation nichts geändert. Noch immer liegt die SGD drei Punkte hinter dem Jahn und zwei Zähler vor den Spatzen. Allerdings ist der Vorsprung auf Platz 4 auf fünf Zähler geschrumpft. Wieder drei Punkte sollen dann nächsten Samstag in Halle her. Auf Jakob Lewald (fünfte gelbe Karte) muss Dynamo jedoch verzichten.