Arminia Bielefeld: Eine Never-Ending Story
Nachdem der Arminia finanziell bereits in der letzten Saison das Wasser bis zum Hals stand und dem Verein geradezu in letzter Sekunde mit einer Finanzhilfe in Millionenhöhe von privaten Unternehmen der Region der Zwangsabstieg in Liga 3 erspart blieb, geht es einfach nicht voran. Mittlerweile greift man dann nahezu nach jedem Strohhalm, den man in die Finger bekommt. Kein Wunder, drohte dieses Jahr doch wieder ein Zwangsabstieg. Da die Lizenz-Bedingungen der ersten bis einschließlich vierten Liga mittlerweile fast identisch sind, wäre es allerdings ein Absturz in die 5. Liga geworden, unfassbar bei einem so traditionsreichen Verein wie die Arminia.
Geld statt Punkte
Um diesen Absturz etwas abzufedern, entschloss sich der Verein zu einem ganz besonderen Hilferuf: sie baten den Ligaverband um finanzielle Hilfe und erhielten als erster Verein einen 1,2 Millionen Kredit aus dem DFL-Sicherungsfond. Dafür mussten sie einen Abzug von 3 Punkten in Kauf nehmen und standen bereits Mitte April als Absteiger fest, da der Punkterückstand rechnerisch definitiv nicht mehr aufzuholen ist.
Mitgliederschwung und Entlassungswelle
Trotzdem ging es bei der Arminia immer noch nicht wirklich voran. Dem Verein laufen die Mitglieder davon: nach den sportlichen und finanziellen Hiobsbotschaften in den vergangenen zwölf Monaten haben 899 Mitglieder ihre Ausweise zurückgegeben. Zudem droht der Arminia eine Entlassungswelle. Für die 3. Liga erhält der Verein die Lizenz nur unter harten Bedingungen. Sollten sie diese nicht erfüllen, droht eine Katastrophe von ungeheuren Ausmaßen.
Sponsor erlässt Schulden
Trotz all dieser Horrormeldungen gibt es trotzdem immer noch Menschen, die an die Arminia glauben und ihr die Treue halten. So hat sich die Wolff-Unternehmensgruppe bereit erklärt, ihr bisheriges Engagement als Sponsoring-Partner weiterhin aufrecht zu erhalten, und zwar zu unveränderten Konditionen wie in der 2. Liga. Außerdem verzichtet die Firma Alpecin, die zur Unternehmensgruppe gehört, auf die Rückzahlung eines im vergangenen Sommer gewährten Darlehens.
"Arminia braucht Bielefeld und Bielefeld braucht Arminia"
Der geschäftsführende Gesellschafter, Eduard R. Dörrenberg: "Arminia Bielefeld muss von der Schuldenlast befreit werden, um wirtschaftlich und auch sportlich im Wettbewerb der neuen Liga bestehen zu können. Wir glauben an das neue Konzept des "Bielefelder Weges". Es ist der absolut richtige Weg für Arminia, auf die eigene Jugend zu setzen. Das passt zu Bielefeld und auch zur Region OWL. Fakt ist: Arminia braucht Bielefeld und Bielefeld braucht Arminia. Der Club ist auf dem richtigen Weg, dennoch erwarten wir für die Zukunft eine Professionalisierung der Vereinsstrukturen. Deshalb haben wir uns kurzfristig für diese besondere Maßnahme entschieden. Zur Finanzierung dieser Idee haben wir unser Arminia-Darlehen vollständig verwendet."
Ausverkauft mit Alpecin
Ein weiteres „wichtiges und positives Signal für die Zukunft“ hat sich Alpecin weitere 200.000 bis 300.000 Euro kosten lassen. Sie bekommt für die Erlassung der Schulden 15.000 Eintrittskarten für das Heimspiel gegen den Karlsruher SC am 8. Mai – diese stellt Alpecin den Fans kostenlos zur Verfügung. Bis zu acht Tickets kann jeder erhalten, dabei müssen aber aus steuerlichen Gründen für je zwei Tickets Adressangaben gemacht werden.
Alle wollen Arminia-Karten
Seit heute früh um 9 Uhr waren die Tickets in den Geschäftsstellen der Neuen Westfälischen Zeitung erhältlich. Schnell bildeten sich lange Schlangen, so dass innerhalb kürzester Zeit 12.000 Tickets vergeben waren. Kurz vor 15 Uhr wurde vermeldet, dass alle Kontingente vergriffen sind. Kleine Restkontingente gibt es lediglich bei Niederlassungen der Lippischen Landeszeitung sowie bei den Partnervereinen des DSC-Nachwuchsleistungszentrums. Sollten hier noch Tickets übrig bleiben, werden diese am Donnerstag in der Schüco-Arena abgegeben.
Willkommen in Liga 3
Bleibt abzuwarten, was die Arminia aus dieser Chance macht. Man kann dem Verein nur wünschen, dass er in der 3. Liga wieder etwas gesundet. Es wäre sicherlich vorteilhafter gewesen, in der letzten Saison den Zwangsabstieg in Kauf zu nehmen -so hätte man sich viel Ärger erspart. Die Erfahrung, in der 3. Liga zu spielen, möchte sicher kein Verein unbedingt machen – sie schadet aber auch nicht. Also in diesem Sinne: Willkommen in Liga 3, liebe Arminia!
FOTO: Andy1982