Arminia Bielefeld: Was kann der Coup im DFB-Pokal freisetzen?
Viel zu jubeln hatten die Fans von Arminia Bielefeld in den letzten beiden Jahren wahrlich nicht, entsprechend war der Pokal-Coup gegen den VfL Bochum Balsam auf den Seelen der Fans. Doch was kann der Sieg nun freisetzen?
Mehr als nur ein Sieg
"Der DSC ist wieder da." Als am Samstagabend im Elfmeterschießen alle vier Bielefelder Schützen verwandelt und den DSC damit in die zweite Runde des DFB-Pokal befördert hatten, kannte der Jubel auf den Rängen keine Grenzen mehr. Nach gerade mal einem Sieg erschienen die Gesänge zwar etwas verfrüht, doch wer will es den leidgeplagten Anhängern nach zwei enttäuschenden Spielzeiten, in denen es von der Bundesliga auf direktem Wege in die 3. Liga ging, verdenken? Zumal es eben nicht nur ein einfacher Sieg war. Schließlich wurde ein Bundesligist aus dem DFB-Pokal geworfen – und das mit einer komplett umgebauten Mannschaft, die am Samstag zu Beginn mit elf Neuzugängen auf dem Platz stand.
Doch nicht nur das Endergebnis, sondern vor allem die Art und Weise, wie der Coup zustande kam, hat bei den Fans etwas ausgelöst. Nämlich die Hoffnung, dass der Tiefpunkt mit dem Abstieg in die 3. Liga erreicht wurde und es endlich wieder bergauf geht. Wie der DSC den deutlich favorisierten Bochumern innerhalb von vier Minuten zwei Tore einschenkte, sich von den Gegentoren in der Nachspielzeit beider Halbzeiten nicht aus der Ruhe bringen ließ und im Elfmeterschießen die Nerven behielt, war schlicht beeindruckend.
Über dem Limit
Die Spieler gingen teilweise weit über ihre körperlichen Grenzen hinaus, um den Erfolg der Mannschaft zu ermöglichen. Dazu gehörte zum Beispiel Gerrit Gohlke. "Ich hatte seit der 80. Minute Krämpfe", wird der Abwehrspieler auf der Arminia-Homepage zitiert. Dennoch machte der 24-Jährige weiter, hielt bis ganz zum Schluss durch und trat sogar zum Elfmeterschießen an. Die Fans hätten für einen "wahnsinnigen Adrenalinkick" gesorgt, so Gohlke. "Da ist dann alles möglich." Und Gohlke war bei Weitem nicht der einzige, der so empfand. Kaito Mizuta etwa, der den entscheidenden Elfmeter verwandelte, sprach gar vom besten Abend seines Lebens. "Wir wollten den Zuschauern heute zeigen, dass wir in jedem Spiel alles geben, egal wie es dann ausgeht. Und das haben wir heute geschafft", so Torhüter Jonas Kersken auf der Website der Bielefelder.
Doch nicht nur den Fans, sondern auch sich selbst haben die Spieler gezeigt, was möglich ist, wenn alle ans Limit und darüber hinaus gehen. Kann der Erfolg über den VfL Bochum nun die nötigen Kräfte freisetzen, um eine erfolgreiche und vor allem sorgenfreie Saison zu spielen? Die Antwort darauf wird es womöglich schon am kommenden Samstag beim Derby gegen den SC Preußen Münster geben. Für viele Fans würde ein Sieg gegen die Adlerträger noch mehr bedeuten als der Pokal-Coup. Tritt Arminia mit derselben Leidenschaft wie gegen die Bochumer an, ist der Derbysieg ein realistisches Szenario. Es lässt sich gar nicht beziffern, wie viele zusätzliche Kräfte dieser Erfolg dann freisetzen würde …