Arminia: Mit der jüngsten Mannschaft der Liga zum Erfolg?
Die U23-Vertreter ausgenommen, stellt Absteiger Arminia Bielefeld derzeit den jüngsten Kader der 3. Liga. Ein mutiges Konzept, das der Neuankömmling da wählt. Doch eines, das sich unter dem neuen Trainer Mitch Kniat bewährt hat. Nun gilt es, erste Startschwierigkeiten auszuräumen.
Kennenlernen im Fokus
Zumindest das Trainingslager wird sich für Arminia Bielefeld in der kommenden Woche nochmals anfühlen wie zu Bundesliga-Zeiten: Im norditalienischen Kiens geht es in ein Hotel, das ansonsten für luxuriöse Pärchenurlaube gedacht ist – Bedingungen, über die manch anderer Drittligist nur neidvoll staunen kann. Über eine Kooperation mit dem Tourismusverband Südtirol hat der DSC für sich gute Konditionen ausgehandelt, im Widerspruch zu den allgegenwärtigen Sparmaßnahmen soll die Woche in den Südalpen nicht stehen.
Und wie wichtig der am Sonntag startende Trip wird, ist mit Blick auf den Kader offensichtlich: Mehr als 80 Prozent der Mannschaft besteht aus Neuzugängen, hier und da kennt sich mal jemand, die Regel ist das aber nicht. Sich kennenzulernen, persönliche Bindungen zu schaffen – das gelingt in sieben Tagen Gemeinsamkeit viel besser als in neunzigminütigen Trainingseinheiten.
Was im Kader noch fehlt
Werktäglich wächst der Kader der Arminia weiter an, ewig wird das nicht so weitergehen. Zuletzt kamen Zehner Kaito Mizuta (Mainz II), Torwart Leo Oppermann (HSV II), Außenstürmer Nicklas Shipnoski (Fortuna Düsseldorf), Verteidiger Christopher Lannert, den Kniat noch aus Verl kennt und Stürmer Manuel Wintzheimer (1. FC Nürnberg). Mit den drei Talenten Henry Obermeyer (17), Lucas Kiewitt (17) und Henrik Koch (16) stehen nun 22 Spieler im Aufgebot, ein Abgang ist vorrangig nur bei Leihrrückkehrer Vladislav Cherny denkbar.
Insgesamt soll der Kader, so deutete es Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel an, 20 bis 21 Spieler umfassen – Nachwuchsprofis nicht eingerechnet. Es fehlen noch ein Außenverteidiger, ein Innenverteidiger, vielleicht noch ein Linksaußen – dann steht ein solides Grundgerüst. Dass der Arminia, die auch ihren Staff fast komplett ausgetauscht hat, nur wenige Verletzungen passieren dürfen, wissen die Verantwortlichen. Immerhin bringt fast jeder Neue Flexibilität mit und ist erprobt, mindestens zwei Positionen zu spielen. Das wird helfen.
Rekordspieler Klos bildet eine Generation für sich
Auffällig ist: Arminia stellt derzeit den jüngsten Kader der Liga – die in dieser Kategorie außer Konkurrenz laufenden U23-Teams ausgenommen. Der Altersdurchschnitt beträgt derzeit keine 23 Jahre, natürlich heruntergedrückt von den Talenten, die aber mit dem Gewinn der U17-Meisterschaft im Blickpunkt stehen und möglichst dauerhaft integriert werden sollen.
Aber auch die Altersstruktur der Neuverpflichtungen ist auffällig: Aygün Yildirim und Merveille Biankadi sind mit 28 Jahren schon die "Alterspräsidenten", nur Rekordtorjäger Fabian Klos ist älter. Der aber bildet im 13. Jahr bei den Ostwestfalen mittlerweile eine eigene Generation – er wird im Dezember 36. Bislang deutet sich auch nicht an, als würde ein weiterer Routinier dieses Kalibers hinzustoßen.
Arminia weiß Fans hinter sich
Was nicht nur Preisgründe hat. Arminia hat sich auf die Fahnen geschrieben, hungriger zu werden, sie muss es auch, um das Publikum zurückzugewinnen. Einmal mehr machen es die Fans dem DSC leicht: 6.100 verkaufte Dauerkarten deuten vier Wochen vor dem Saisonauftakt auf das nach wie vor große Interesse an den Schwarz-Weiß-Blauen hin. Die Treue scheint am Standort Bielefeld unkaputtbar, selbst zwei Abstiege in Folge, der zweite hochgradig unnötig, scheinen nur kurzfristig nachzuwirken.
Wobei klar ist: In der 3. Liga muss sich Arminia künftig ambitionierter zeigen, spätestens im übernächsten Jahr eine Rolle um den Wiederaufstieg mitspielen. Das passt ja, werden doch die meisten neu abgeschlossenen Spielerverträge – offiziell übt sich der DSC bei solchen Details in Verschwiegenheit – sich über mindestens zwei Jahre erstrecken.
Kleiner Dämpfer im ersten Test
Der, der das Entwicklungspotenzial in den zumeist 21- bis 24-jährigen "Neuen" wecken soll, ist einer, der das im Vorjahr schon unter Beweis gestellt hat: Trainer Mitch Kniat kennt solche Voraussetzungen vom SC Verl. Der stellt nun "nur" noch die zweitjüngste Profimannschaft, war im Vorjahr noch die Rasselbande der Liga. Und auch dort funktionierte – selbst im Ligabetrieb – längst nicht alles von selbst, zunächst musste ein Tal durchschritten werden.
Bei Arminia stottert der Motor ebenso noch, wie das erste Testspiel – ein 0:3 gegen Regionalligist SV Lippstadt 08 – zeigte. War dieser Dämpfer nach nur drei Tagen Training primär eine Sache der mangelnden Abstimmung? Spätestens nach der Woche in Südtirol werden sie bei Arminia Bielefeld schlauer sein, ob das hochspannend zusammengestellte Team zusehends besser harmoniert.