Atalans Rückkehr nach Lotte: "Kontakt ist nie abgerissen"
Nach knapp zwei Jahren ist Ismail Atalan wieder zurück am Autobahnkreuz. Der neue alte Trainer der Sportfreunde Lotte soll den Verein endlich in sichere Fahrwasser manövrieren und den Abstieg verhindern. Im Interview mit dem DFB äußert sich Atalan zu den kommenden Aufgaben.
Atalan konnte nicht mehr abwarten
Oscar Corrochano, Marc Fascher, Andreas Golombek, Matthias Maucksch und nun Nils Drube – insgesamt fünf Trainer versuchten innerhalb der letzten zwei Jahre, Ruhe ans Autobahnkreuz zu bringen. Am Ende musste jeder Einzelne seine Zelte wieder abbrechen – so wie Ismail Atalan, der die Sportfreunde Lotte im Juli 2017 verließ. Nun ist der Coach wieder zurück: "Wenn sich ein Verein, dem ich so viel zu verdanken habe, in einer so schwierigen Situation befindet und um die Unterstützung bittet, dann ist es an der Zeit, das Ego zurückzustellen", erklärt Atalan, für den der Anruf der SFL "überraschend" kam, obwohl der 39-Jährige auch bei vergangenen Trainerwechseln immer wieder ein Thema war: "Das will ich gar nicht bestreiten, der Kontakt zum Verein war schließlich nie abgerissen. Mal hat es von meiner Seite aus nicht gepasst, mal hatte der Klub andere Vorstellungen. Jetzt aber konnte ich nicht mehr sagen, dass ich noch warten will."
Die Situation ist alarmierend: Nachdem sich die Sportfreunde unter Drube stabilisiert hatten, setzte es plötzlich Niederlage um Niederlage. Seit sechs Spielen wartet die Mannschaft auf einen Sieg – und ist den Abstiegsrängen plötzlich wieder sehr nah: "Auf jeden Fall ist es für jedes Team extrem bitter, ausgerechnet in dieser Saisonphase in einen Abwärtstrend zu geraten", weiß Atalan, der nun auch als Psychologe gefragt ist: "Wir müssen in die Köpfe der Spieler kommen, um ihnen wieder Selbstvertrauen zu geben."
Vertragslaufzeit noch nicht besprochen
Atalan nutzte die letzten zwei Jahre, um sich als Trainer weiterzuentwickeln: "Nach acht Jahren Vollgas im Fußballgeschäft hat es auch einmal gutgetan, ein wenig durchatmen, sich anderen Dingen zu widmen und seine Arbeit reflektieren zu können. Als junger Trainer habe ich schließlich auch viele Fehler gemacht, aus denen ich lernen möchte." Nachdem sein Engagement beim VfL Bochum vorzeitig endete, hospitierte Atalan unter anderem beim FC Bayern und Manchester City. Diese "beeindruckenden Erfahrungen" will der Coach nun in Lotte einbringen: "In letzter Zeit hat es schon sehr stark gekribbelt, das Gelernte wieder auf dem Platz an eine Mannschaft weitergeben zu können."
Wie lang das Engagement bei den Sportfreunden laufen wird, sei derweil noch nicht besprochen. Es gehe erstmal nur darum, den Abstieg zu verhindern: "Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, auch über das Saisonende hinaus zu bleiben. Dafür wäre der Verbleib in der 3. Liga sicher eine gute Basis."
Auf den hatte auch Nils Drube hingearbeitet. Hinter dessen Abschied stehen weiterhin große Fragezeichen: Wie die "Westfälischen Nachrichten" berichten, machen Vereinsführung und Trainerteam jeweils die andere Seite für den Überwurf verantwortlich: Während Drube und sein Team Stagnation im Verein bemängelten, sah die Vereinsführung diese offenbar in der sportlichen Entwicklung. Darüber hinaus soll es zwischen Teilen des Kaders und dem Trainerteam nicht mehr gepasst haben – bleibt für die SFL-Fans zu hoffen, dass dies unter Atalan nicht der Fall ist.