Aufstiegskampf spitzt sich zu: Sieben Mannschaften im Check

48 Punkte sind noch zu vergeben in dieser Saison – abgesehen von der SV Elversberg mehr, als jeder Drittligist derzeit auf dem Konto hat. Und doch werden jetzt schon die Weichen gestellt für die späteren Aufsteiger und den Relegationsteilnehmer. liga3-online.de unterzieht die sieben heißen Kandidaten einem Schnellcheck.

Einfach nur wow! Anders lässt sich die bisherige Saison der SV Elversberg kaum beschreiben. "Elversberg hat in dieser Liga nichts zu suchen", brachte es Oldenburgs Trainer Dario Fossi zuletzt auf den Punkt. 14 Punkte Vorsprung auf den 1. FC Saarbrücken sind ein gigantischer Wert. Schon in vier Wochen könnte die SVE die Punktzahl auf dem Konto haben, die Eintracht Braunschweig in der vergangenen Saison bereits zum Sprung in die 2. Bundesliga reichte (64). Umgerechnet dürfte der Aufsteiger, der Spiele dominieren kann wie kein anderer Verein der 3. Liga und sowohl die beste Offensive als auch die beste Defensive stellt, in der Restsaison fast einen Punkt pro Partie auf den FCS und noch mehr auf alle anderen Verfolger verlieren. Dieser Durchmarsch, dessen Eindrücklichkeit kaum fassbar ist, kann kaum noch misslingen. Das haben die klaren Erfolge über Essen (3:0), in Saarbrücken (4:0) und über Oldenburg (3:0) zuletzt nochmals unterstrichen. Jetzt noch einzubrechen, ist kaum vorstellbar.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 98 Prozent

 

13 von 15 möglichen Punkten stehen im Jahr 2023 auf dem Konto von Markus Kauczinski und seinem SV Wehen Wiesbaden, einzig mit Viktoria Köln wurden die Punkte geteilt. Im Vergleich zu den übrigen Blitzstartern aus Elversberg, Dresden und Osnabrück ging es beim SVWW etwas unspektakulärer zu – das jüngste 3:2 in Bayreuth einmal ausgenommen, was Trainer Kauczinski nach einem beinahe verspielten Drei-Tore-Vorsprung mächtig ärgerte. Doch zeigte genau das nicht, warum die Hessen einen recht komfortablen Fünf-Zähler-Vorsprung auf Saarbrücken verdient haben? Torjäger Ivan Prtajin hielt sich zurück, dafür erzielte Benedict Hollerbach – der etwas unbeachtet vom großen Scheinwerferlicht ein klassisches Durchbruchsjahr spielt – kurzerhand einen Hattrick binnen elf Minuten. Was sich dazu auszahlt: Wiesbaden, obwohl stets finanziell gut aufgestellt, verzichtete auf ein Nachrüsten im Winter. Die erwähnenswert gut eingespielte Mannschaft freut es.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 60 Prozent

 

Den SC Freiburg II überspringen wir, weil er nicht aufsteigen darf, und machen direkt mit dem Vierten aus Saarbrücken weiter. Und was sollen wir sagen: Eine schwarz-blaue Wundertüte fährt im neuen Jahr bislang munter durch die Achterbahn. Gegen Duisburg und beim SC Verl gab es trotz Dominanz schmerzhafte Niederlagen (2:3 und 0:2), auch die 0:4-Klatsche gegen die SV Elversberg tat mächtig weh – wenngleich der FCS nach einer roten Karte lange in Unterzahl war. Bei Dortmund II (2:1) präsentierte sich die Elf von Rüdiger Ziehl abgezockt und drehte einen Rückstand bei Viktoria Köln (2:0) überlegen und souverän. Aktuell würde das für eine Relegation gegen Arminia Bielefeld genügen, auch Regensburg, Sandhausen und Magdeburg stecken als heiße Anwärter in der Verlosung. Aber hinter dem FCS lauern zwei Klubs, die mit Pauken und Trompeten heranmarschieren…

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 30 Prozent

 

Am 15. Spieltag stand der VfL Osnabrück auf Platz 15 (und der TSV 1860 München übrigens noch auf Rang 2…) – fragte man den einen oder anderen Drittliga-Experten, er konnte das angesichts eines klug zusammengestellten, hungrigen und mit Qualität gespickten Kaders kaum erklären. Nun rollt der Zug mit Tobias Schweinsteiger als voll angekommenem Lokführer ohne Bremse Richtung Aufstiegszone, sieben Siege lang ist die Erfolgsserie bereits. Das 4:1 in Ingolstadt, bei dem die Lila-Weißen enorme Effizienz und Standardstärke an den Tag legten, verdeutlichte, wo sich das berühmte Momentum derzeit wohlfühlt. Dazu kommen individuelle Topakteure wie Robert Tesche, der die 3. Liga auch mit 35 Jahren noch wie einen großen Spielplatz aussehen lässt, oder Erik Engelhardt, der auf 13 (!) Scorerpunkte in den vergangenen zehn Spielen kommt. Den Rest steuert dieser Tage die immer größer werdende Euphorie bei.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 35 Prozent

 

Plötzlich ist die Flasche offen bei Dynamo – und selbst das Glück in den entscheidenden Momenten gepachtet. Das galt nicht nur für den Last-Minute-Sieg über den SC Verl (3:2) am vergangenen Wochenende, sondern irgendwie ja auch für das 7:1 über Halle, so verrückt es angesichts des Ergebnisses klingt. In beiden Spielen zeigte sich, wofür die SGD derzeit steht: auf der einen Seite die überragende Offensive mit einem Ahmet Arslan als Ankerfigur, der nicht zum ersten Mal in seiner Karriere ein "Sahnejahr" erwischt. Und auf der anderen Seite eine Defensive, die physisch wie gedanklich ihre langsamen Momente hat und noch viel zu viele Chancen zulässt. Die individuelle Potenz für den Aufstieg hat Dresden seit Saisonbeginn, der Klub tappte in etliche Stolperfallen. Und auch jetzt, darüber dürfen die vier Siege und ein Remis seit Jahreswechsel nicht hinwegtäuschen, fehlt noch etwas Stabilität. Aber nicht auszuschließen, dass Dynamo diese auch noch hinzugewinnt.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 30 Prozent

 

Zwei Siege gegen den bis dato omnipräsenten Auswärtsfluch, dann nur ein 1:1 gegen Verl und nun ging es auch in der Fremde, beim 1:2 gegen Erzgebirge Aue, wieder schief: Der bärenstarke Start ins Jahr wurde zuletzt etwas verwässert, sodass sich Christian Neidhart und der SV Waldhof wieder in die Jägerrolle begeben müssen. In Aue war es vor allem ein glasklares Handspiel Marvin Stefaniaks, das die Gemüter erzürnte. "Du wirst dich dafür schämen", hatte Neidhart Schiedsrichter Schultes mit auf den Weg gegeben. Aber auch die eigene Offensivleistung genügte nicht den Ansprüchen. Drei der nächsten vier Gegner entstammen nun dem Tabellenkeller, dazwischen schiebt sich mit Spitzenreiter Elversberg das schwerstmögliche Los. Trotzdem: Es wird die Chance sein für den Waldhof, sich an die Konkurrenz zu krallen. Nur drei Punkte fehlen derzeit zu Rang 4.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 25 Prozent

 

Auf Giesings Höhen gab es kürzlich ein überraschendes Eingeständnis: Der TSV 1860 München hat seine Aufstiegsambitionen nach einem Fehlstart ins Jahr 2023 und dem ausbleibenden Effekt der Entlassung von Trainer Michael Köllner bereits offiziell begraben – zumindest vorerst. Zur Erinnerung: Die Löwen waren mit fünf Siegen in Folge perfekt in die Saison gestartet, machten ihren Vorschusslorbeeren alle Ehre und steuerten klar auf die Zweitliga-Rückkehr zu. Es folgten bis heute nur 19 Punkte aus 17 Partien, die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Womöglich muss auch Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, der kürzlich als Interimstrainer einsprang und bei Schlusslicht Meppen verlor (1:2), noch seinen Hut nehmen. Den neuen Trainer, den der TSV noch sucht, erwartet also das übliche Löwen-Chaos, wenn es nicht läuft. Doch um Sechzig angesichts von fünf Zählern auf die Relegation schon restlos abzuschreiben, ist es noch zu früh.

Aufstiegswahrscheinlichkeit: 15 Prozent

   

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