Aufstiegskandidaten: FCE peilt sofortige Drittliga-Rückkehr an
Solange die 3. Liga und der Amateurfußball pausieren, sind auch alle Aufstiegs-Entscheidungen in der Regionalliga vorläufig vertagt. liga3-online.de stellt die Drittliga-Aufstiegskandidaten genauer vor. Heute: Der FC Energie Cottbus.
Bisher drei Jahre in der 3. Liga
Von 1997 bis 2014 kickte der FC Energie Cottbus immer in der 1. oder 2. Bundesliga. Jetzt soll erstmal die schnellstmögliche Rückkehr in die 3. Liga gelingen. In der Saison 2018/19 fehlte Cottbus ein Tor für den Klassenverbleib in der 3. Liga. Punktgleich mit Eintracht Braunschweig (beide 45 Zähler) ging es für die Lausitzer wegen der minimal schlechteren Tordifferenz (-7, Braunschweig -6) im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg prompt wieder runter in die Regionalliga Nordost. Dabei hatte Cottbus es am letzten Spieltag noch in der eigenen Hand, die Liga zu halten. Im direkten Vergleich mit Braunschweig reichte es aber bloß zu einem 1:1.
Dieses Remis besiegelte den erneuten Gang in die 4. Liga, in der die Lausitzer bereits von 2016 bis 2018 am Ball waren. Zuvor hatte der FC Energie seine ersten zwei Saisons in der eingleisigen 3. Liga verbracht. Auf Platz sieben in der Spielzeit 2014/15 folgte in der darauffolgenden Saison der Abstieg auf Rang 19. Danach schaffte es der Klub bisher nicht, an vergangene Erfolge anzuknüpfen und sich im Profifußball wieder zu etablieren.
Wollitz-Rücktritt vor der Unterbrechung
In der aktuell unterbrochenen Saison in der Regionalliga Nordost befand sich Cottbus mitten im Titelrennen. Platz drei und bloß zwei Zähler Rückstand auf Spitzenreiter VSG Altglienicke: Sportlich lief es bei den Lausitzern gut. Intern krachte es aber trotzdem. Im Winter kam es zu großen Unstimmigkeiten zwischen Vereinsführung, Gremien und Ex-Cheftrainer Claus Dieter Wollitz.
Der langjährige Cottbus-Coach Wollitz (2009 bis 2011 und 2016 bis 2019) trat Ende Dezember zurück, Präsident Werner Fahle und Co-Trainer René Renno taten es ihm nach. Zu diesem Zeitpunkt führte der FC Energie die Tabelle in der Nordost-Staffel an. Nachfolger von Wollitz, der gemeinsam mit Renno in die 3. Liga zum 1. FC Magdeburg wechselte, wurde der bisherige U 19-Trainer Sebastian Abt. Der 38-jährige A-Lizenz-Inhaber ist seit seinem sechsten Lebensjahr im Verein und bekleidete in den zurückliegenden Jahren verschiedene Trainerpositionen bei den Lausitzern. Auch Assistent von Wollitz war er schon (2016 bis 2018).
"Der FC Energie Cottbus ist für mich ein Stück Heimat“, sagte der 38-jährige Abt nach seinem Amtsantritt: "Ich bin in der Lausitz groß geworden, habe seit meiner frühen Kindheit für den Verein gespielt und positive sowie negative Entwicklungen im Klub hautnah miterlebt. Die Arbeit für den FC Energie ist für mich – selbsterklärend – eine Herzensangelegenheit." Den freien Posten des Präsidenten übernahm Verwaltungsratsmitglied Matthias Auth, außerdem wurde Nachwuchsleiter Sebastian König zusätzlich Sportlicher Leiter.
"Final Four"-Turnier um Relegationsplatz?
Nach den Personalwechseln im Trainerteam und in der Vereinsführung kam Cottbus im neuen Jahr nicht optimal aus den Startlöchern. Mit Abt holte der Ex-Bundesligist aus fünf Ligaspielen bloß einen Sieg, außerdem gab es drei Remis und eine Niederlage. Nach dem 1:1 beim ZFC Meuselwitz Anfang März kam es schließlich zur Saison-Unterbrechung. Wie es jetzt weitergeht und wie die Aufstiegsfrage geklärt wird, ist in allen fünf Regionalligen immer noch ungewiss.
In der Nordost-Staffel wurde in den vergangenen Tagen die Idee eines "Final Four"-Modells diskutiert. Ähnlich wie beim Handball würden die ersten vier Teams (Altglienicke, Lok Leipzig, Cottbus und der Tabellenfünfte Hertha BSC II, weil Union Fürstenwalde keine Drittliga-Lizenz beantragt hat) in einem Turnier gegeneinander antreten. Dabei gäbe es mehrere Möglichkeiten: Zwei Halbfinals und ein Endspiel oder jeder gegen jeden. Der Sieger dieses Turniers wäre dann berechtigt, in der Relegation gegen den West-Meister um den Aufstieg in die 3. Liga zu spielen.
Die Meinungen zu diesem Modell gehen bei den „Top 4“ weit auseinander. Während sich die Vereinsverantwortlichen von Lok Leipzig und Altglienicke dagegen aussprechen, befürworten Hertha BSC und Cottbus die Idee eines Final Four-Turnieres. Energie-Präsident Matthias Auth bezeichnet es als "ein durchaus vorstellbares Szenario".
Infrastrukturell ist Cottbus im Vorteil
Nicht abwegig ist auch, dass die gegebene Infrastruktur der Vereine bei der Aufstiegsfrage einen Ausschlag gibt. Hier wäre Cottbus im Vorteil. Während sowohl bei Lok Leipzig als auch bei der VSG Altglienicke die Stadionfrage noch ungeklärt ist, gibt es beim FC Energie diesbezüglich keine Probleme. Das mehr als 22.000 Zuschauer fassende Stadion der Freundschaft, in dem auch schon mehrere Jahre Bundesliga-Fußball gespielt wurde, ist drittligatauglich.
Ob wir Cottbus schon bald wieder in der 3. Liga sehen? Möglich. Bei der aktuellen Lage ist aber nur schwer zu prophezeien, welches Szenario am Ende wirklich eintritt und welche Entschlüsse die Verbände befassen. Klar ist wohl, dass es auch der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) in der Corona-Krise nicht schaffen wird, alle Klubs zufriedenzustellen. Egal, welche Entscheidung letztendlich getroffen wird: Irgendwem wird sie nicht passen.
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