Aufstiegskandidaten: Lok will mit Wolf zurück in den Profifußball

Solange die 3. Liga und der Amateurfußball pausieren, sind auch alle Aufstiegs-Entscheidungen in der Regionalliga vorläufig vertagt. liga3-online.de stellt die Drittliga-Aufstiegskandidaten genauer vor. Heute: Der 1. FC Lok Leipzig.

Wolf formuliert ambitionierte Ziele

"Wenn es diese Saison nicht klappen sollte, nehmen wir in der kommenden Spielzeit eben einen neuen Anlauf. Fakt ist, dass wir in den nächsten zwei Jahren in die 3. Liga aufsteigen wollen.“ Das sind die Worte des langjährigen Bundesligatrainers Wolfgang Wolf, der beim Nordost-Regionalligisten 1. FC Lok Leipzig derzeit Coach und Sportdirektor in Personalunion ist.

Der ehemalige DDR-Spitzenklub und Finalist im Europapokal der Pokalsieger (1987) kickt seit 2016 durchgängig in der Nordost-Staffel der Regionalliga. In der aktuell wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison mischen die Sachsen erstmals ganz oben mit. Nach dem 25. Spieltag rangiert der 1. FC Lok punktgleich mit Spitzenreiter VSG Altglienicke auf Platz zwei – und das, obwohl die Blau-Gelben eine Begegnung weniger absolviert haben. Bei einem Abbruch und einer Anwendung der Quotientenregel wäre Leipzig Meister und würde in die 3. Liga aufsteigen beziehungsweise in der Relegation gegen den Qualifikanten aus der Regionalliga West antreten. Im Raum steht aber auch, den Meister in einem Mini-Turnier auszuspielen.

Für Lizenz: Lok muss nachbessern

Sportlich lief es bis zur Unterbrechung im März blendend, die letzte Niederlage hatte es Anfang Oktober im Stadtderby bei der BSG Chemie Leipzig gegeben (0:2). Unter der Regie von Wolfgang Wolf, der im Sommer 2019 als Sportdirektor nach Probstheida (Leipziger Stadtteil) kam und seit Dezember zusätzlich den zurückgetretenen Cheftrainer Björn Joppe vertritt, gab es zehn Siege und fünf Remis. Die Formkurve zeigte steil nach oben.

Jetzt hängt ein möglicher Aufstieg aber aus mehreren Gründen am seidenen Faden. Neben der Ungewissheit, was eine Fortsetzung der Regionalliga-Saison angeht, erfüllt das traditionsreiche Bruno-Plache-Stadion der "Loksche" noch nicht die notwendigen Vorgaben für die 3. Liga. "Es geht unter anderem um die Leistungsfähigkeit der Flutlichtanlage, die Beschallungsanlage und die Arbeitsplätze für die Medien", sagte Geschäftsführer Martin Mieth gegenüber der "Bild". Um die Drittliga-Zulassung zu erhalten, sind die infrastrukturellen und technischen Nachbesserungen in der aktuell 10.900 Zuschauer fassenden Spielstätte bis Juni fertigzustellen. Die Leipziger befinden sich unter Zeitdruck.

Erledigt der 1. FC Lok die Arbeiten im Stadion bis Juni nicht, gibt es aber auch noch eine andere Möglichkeit. Statt im ehrwürdigen "Bruno" könnte Leipzig seine Heimspiele in einem Ausweichstadion austragen. Im Gespräch sind unter anderem das Steigerwaldstadion des langjährigen Drittligisten Rot-Weiß Erfurt (ab nächster Saison voraussichtlich 5. Liga) und der Erdgas Sportpark des Halleschen FC.

Europarekord geknackt

Wirtschaftlich geht es dem Klub in Zeiten von Corona nach eigenen Angaben noch gut, Existenzängste wurden nicht geäußert. Einnahmen generiert der 1. FC Lok aktuell vor allem durch seine gemeinsam mit den Fans ins Leben gerufene "Virtuelle Rekordjagd". Am 8. Mai um 19.30 Uhr empfängt Lok Leipzig den "Unsichtbaren Gegner". Hierfür wurden bislang 150.000 (!) symbolische, virtuelle Eintrittskarten verkauft. Damit hat der Klub den Vereins-Zuschauerrekord geknackt, der 1987 beim Europapokal-Halbfinale gegen Girondins Bordeaux aus Frankreich (6:5 im Elfmeterschießen) aufgestellt wurde. Damals kamen knapp 120.000 Zuschauer ins Leipziger Zentralstadion. Auch international hat Lok einen neuen Rekord aufgestellt und den offiziellen Europarekord aus dem Jahr 1937 übertroffen, als 149.547 Zuschauer das "echte" Duell zwischen Schottland und England im Hampden Park in Glasgow verfolgten. 

Eine symbolische Karte bekommt jeder Spender für einen Euro. Spendet er mehr, bekommt er mehr Tickets als Dankeschön. "Es ist nicht bloß ein Spendenaufruf, sondern eine schöne Zeitreise durch unsere erfolgreiche Vereinsgeschichte", betont Lok-Präsident Thomas Löwe: "An die legendären Spiele gegen Bordeaux erinnert sich jeder Lok-Anhänger. Der Finaleinzug im Elfmeterschießen war ein Gänsehautmoment. Auch ich habe als 19-Jähriger im Stadion mitgefiebert."

Schon viele Tage vor dem Ende dieser Zeitreise am 8. Mai haben die Leipziger ihr Spendenziel erreicht. Lok-Präsident Löwe ist begeistert: "Es gibt Unterstützer, die 500, 1.000 und sogar 2.000 Euro gespendet haben. Betonen möchte ich auch, dass uns Spenden und aufmunternde Worte von Lok-Fans aus aller Welt erreichen – beispielsweise aus Australien, Namibia und Kroatien. Es ist schön zu sehen, wie eng wir alle in dieser schwierigen Situation zusammenrücken. Das macht uns als Vereinsverantwortliche stolz." Zusammenrücken für den Fortbestand – und eine baldige Rückkehr in den Profifußball. Bei einem Aufstieg würden die Leipziger erstmals seit 20 Jahren wieder drittklassig spielen.

   

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