Bayreuth-Geschäftsführer: "Unser Aufstieg müsste Mut machen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Wolfgang Gruber, Geschäftsführer der SpVgg Bayreuth, über den Aufstieg in die 3. Liga, das Anforderungsprofil auf der Suche nach einem neuen Trainer, einen Mutmacher für Fußball-Deutschland und den Ausblick auf die neue Spielzeit.

"Das Grundgerüst steht aber bereits"

liga3-online.de: Nach 32 Jahren kehrt die SpVgg Bayreuth in den Profifußball zurück. Wie groß war der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist, nachdem die Meisterschaft und damit auch die der Aufstieg perfekt war?

Wolfgang Gruber: Es war von Beginn dieser Saison das klare Ziel, am Ende den Gang in die 3. Liga antreten zu wollen. So sind wir auch die gesamte Spielzeit aufgetreten. Von daher war sicherlich auch etwas Druck dabei. Nach unserem 4:0-Erfolg gegen den die zweite Mannschaft des FC Bayern München hatte auch uns der Bayern-Fluch erwischt. Wie viele andere Klubs, die es geschafft haben die Bayern zu bezwingen, mussten auch wir im darauffolgenden Spiel eine Niederlage einstecken (lacht). Danach haben wir aber wieder die Kurve bekommen. Sicherlich war der Sieg gegen den FCB der sportliche Höhepunkt. Der Gipfel der Emotionen war aber unser Dreier gegen den FV Illertissen. Als wir nach zwei Platzverweisen mit zwei Spielern weniger kurz vor Schluss doch noch den Siegtreffer markiert haben. Danach habe ich nicht mehr daran gezweifelt, dass wir das schaffen.

Jetzt steht eine Menge Arbeit bevor. Immerhin ist ein neuer haupttätiger Geschäftsführer mit Jörg Schmalfuß bereits gefunden worden. Welche Aufgaben hat er auf seiner Agenda?

Die Rollen sind klar verteilt: Jörg Schmalfuß ist für alle Aufgaben rund um die Geschäftsstelle verantwortlich. Darunter fallen unter anderem Marketingentscheidungen, Akquise von Sponsoren und viele weitere organisatorische Aufgaben. Dass er gute Arbeit leistet, wissen wir, da er bereits in den vergangenen fünf Monaten auf selbstständiger Basis für die Belange der SpVgg zuständig war.

Sie sind neben Ihrer Rolle als Geschäftsführer auch als Chirurg tätig. Wie schwierig wird es, die aktuellen "Wunden" zu heilen?

Ich weiß schon genau, wo diese Frage hinführt (lacht). Bei der Trennung von Timo Rost sehe ich allerdings keine Wunde, die übrig bleiben. Wir hatten gemeinsam eine tolle Zeit. In diesen drei Jahren habe ich ihn als sehr ehrgeizigen Menschen kennen und schätzen gelernt. Seine Entscheidung, den Verein nach nun zu verlassen und eine neue Herausforderung zu bestreiten, kann ich voll und ganz nachvollziehen.

Demnach läuft die Suche nach einem geeigneten Nachfolger auf Hochtouren. Was soll der neue Coach mitbringen?

Das gehört aktuell sicherlich zu den spannendsten Fragen, die bei uns noch offen sind. Wir sind in Gesprächen mit einigen Kandidaten. Wichtig ist aber, dass der neue Trainer mit seiner Art und Weise nach Bayreuth passen muss. Wir sind ein Verein mit einer langjährigen Vereinsgeschichte. Auch die Spielphilosophie muss mit der jetzigen Mannschaft kompatibel sein. Natürlich erhoffen wir uns auch neue Spielideen vom Trainer. Das Grundgerüst steht aber bereits. Eines steht aber fest: Der neue Trainer kommt zu einem Verein, der richtig Bock auf die 3. Liga hat. Allerdings hängt mit der Entscheidung für einen neuen Trainer auch die Frage zusammen, wie wir die freigewordene Stelle des bisherigen Sportdirektors Marcel Rozgonyi bekleiden. Brauchen wir erneut einen Geschäftsführer Sport oder gehen wir eine Stufe niedriger und suchen nach einem Sportlichen Leiter? Vorstellbar ist auch ein Trainer, der zusätzlich auch als Sportlicher Leiter fungiert.

 

"Bayreuth passt super in die 3. Liga rein"

Mit Martin Thoman vom 1. FC Schweinfurt gibt es bislang einen externen Zugang. Inwieweit wird sich der Kader für die 3. Liga verändern?

Ich denke, dass wir bislang schon sehr gut aufgestellt sind. Das Grundgerüst steht mit 16 Spielern, die gültige Verträge für die 3. Liga besitzen. Für die absolute Drittligatauglichkeit benötigen wir aber noch vier bis fünf Leute. Dabei denke ich vor allem an die Achse im Mittelfeld. Wenn alles passt, bietet sich manchmal auch ein Spieler mit einer überraschend hohen Qualität an. Da haben wir unter anderem mit Alexander Nollenberger und Markus Ziereis in den vergangenen Jahren ein glückliches Händchen bewiesen. Aber auch hier gilt:  die Neuzugänge müssen in das Mannschaftgefüge passen müssen. Wir werden nicht blind Spieler verpflichten.

Stichwort Infrastruktur: Worauf muss sich die SpVgg ab der kommenden Saison einstellen?

Ich sage immer, dass wir so gut aufgestellt sind, wie ein Klub überhaupt aufgestellt sein kann, der keinen Mäzen im Hintergrund hat. Unser Aufstieg müsste Fußball-Deutschland Mut machen. Wir haben bewiesen, dass man den Sprung aus der Regionalliga schaffen kann, ohne über unseren Verhältnissen zu leben. Hierbei möchte ich aber auch betonen, dass wir von der Stadt Bayreuth einen starken Rückhalt bekommen. Einige Umbaumaßnahmen – zum Beispiel der Bau einer Stadionheizung oder die Installation von Flutlichtmasten – läuft bereits dank Hilfe der Kommune.

Nun nimmt die SpVgg erstmals an der eingleisigen 3. Liga teil. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf einen zu 100 Prozent sportlichen Wettbewerb. In der Regionalliga Bayern ist es leider so, dass die vierte Liga für viele Vereine die absolute Obergrenze ist. Nun starten wir in einer Spielklasse, die extrem ausgeglichen ist. Höhen und Tiefen liegen eng beieinander. Bestes Beispiel hierfür ist die zweite Mannschaft des FC Bayern München, die uns in dieser Saison das Leben über weite Strecken sehr schwer gemacht hat. In der einen Saison waren sie noch Meister, durften aber nicht aufsteigen. In der nächsten Spielzeit folgte der Abstieg. Groß ist die Freude auch auf die tollen Stadien in der 3. Liga. Im Saisonendspurt hatten wir mit fast 16.000 Zuschauern in den letzten drei Heimspielen einen tollen Vorgeschmack. Außerdem freut es mich, dass mit Rot-Weiss Essen ein weiterer traditionsreicher Verein mit einer starken Fanszene den Sprung in die 3. Liga geschafft hat. Vielleicht kommt mit dem BFC Dynamo ja noch ein weiterer prestigeträchtiger Klub hinzu. Ich denke, Bayreuth passt super in die 3. Liga rein.

Wie intensiv haben Sie die letzte Spielzeit in der 3. Liga verfolgt?

Ich bin durch und durch sportbegeistert. Auch aus diesem Grund habe ich immer einen genauen Blick auf die 3. Liga geworfen. Ich denke, wir können ein durchaus unbequemer Gegner für viele Vereine in der 3. Liga sein. Mit 93 Punkten in dieser Saison gehören wir zu den besten Aufsteigern, die es je in die 3. Liga geschafft haben. Mit diesem Selbstbewusstsein wollen wir die Aufgaben auch in der neuen Saison angehen.

   

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