Rot-Weiß Erfurt: Spieler warten auf Gehalt – Chaos geht weiter
Zwar ist der Machtkampf hinter den Kulissen beim FC Rot-Weiß Erfurt nach dem Rücktritt von Präsident Rolf Rombach vorerst beendet, das Chaos geht jedoch weiter – und nimmt immer größere Formen ab. Wie die "Bild" berichtet, warten die Spieler momentan noch auf ihr aktuelles Gehalt, das sonst zwischen dem 12. und 14. eines Monats überwiesen wird.
Arbeitsverträge nicht auffindbar
Das Problem: "Aktuell haben wir als Präsidium keinen Zugriff auf die Vereinskonten, sodass die Auszahlung der Spielergehälter nicht wie gewohnt erfolgen kann", bestätigt Präsident Frank Nowag in einer Pressemitteilung und kündigt an, die Gelder zusammen mit Aufsichtsratschef Peter Kästner bis zu einer "zufriedenstellenden Aufklärung" auslegen zu wollen. "Wir hoffen sehr, diese bedauerliche und unhaltbare Situation in den kommenden Tagen zu klären", so Nowag weiter.
Bereits am Dienstag kritisierte Vizepräsident Knut Herber in einer Talkrunde: "Wir bekommen keine Passwörter, keine Zugänge, keinen Einblick." Laut Herber soll es auf der Geschäftsstelle sogar verschlossene Schränke geben, deren Inhalt niemand kenne. Beispielsweise seien die originalen Arbeitsverträge der Spieler nicht auffindbar.
Geschäftsstellenleiter Konstantin Krause entlassen
Ohnehin sind die Unterlagen offenbar unvollständig: "Es fehlt einiges. Das hätte ich nie erwartet. Aber es passt zur Situation", betont der Vizepräsident. Für Nowag eine Situation, die "an Lächerlichkeit nicht zu überbieten" sei. In der Kritik steht vor allem Geschäftsstellenleiter Konstantin Krause, der am Dienstag aufgrund von "unüberbrückbaren Differenzen" und einem "gestörten Verhältnis in der Zusammenarbeit" mit sofortiger Wirkung entlassen worden ist. Nowag beschuldigte den 50-Jährigen, die Herausgabe notwendiger Dokumente verwehrt zu haben: "Das geht so nicht. Der Geschäftsstellenleiter hat vollumfänglich Auskunft zu geben, über alles, was benötigt wird. Allein die Tatsache, dass kein Passwort, keine Telefonnummern vorhanden sein sollen, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten."
Krause wies die Vorwürfe zurück – der "Thüringer Allgemeinen" sagte er: "Ich habe Herrn Nowag sowohl unter vier Augen als auch am Dienstag unter Zeugen komplette Kooperationsbereitschaft zugesichert. Das gilt für mich wie alle anderen Mitarbeiter. Es gibt nichts zu verheimlichen", so Krause. Die geforderten Verträge und Passwörter zu den Konten habe er nach eigenen Angaben nicht gehabt. "Da konnten wir nicht helfen. Dafür bedarf es einer Übergabe zwischen Herrn Rombach und Herrn Nowag. Offenbar ist das noch nicht geschehen." Wer künftig die Leitung der Geschäftsstelle übernehmen wird, ist noch offen. Auch die Steuerangelegenheiten werden in neue Hände übergehen müssen. Ralf Krings, der RWE in den letzten zwölf Jahren unter Rolf Rombach beraten hatte, legte sein Mandat nieder.
Droht die Insolvenz?
Derweil sollen sich nach "Bild"-Angaben bereits mehrere Spieler an die Spielergewerkschaft VDV gewandt haben, um im Falle einer Insolvenz des Vereins abgesichert zu sein. Ein Szenario, das offenbar nicht mehr ausgeschlossen ist und bereits intern durchgespielt wurde: "Es wäre natürlich ein Rückschlag, weil wir dann neun Punkte Abzug bekommen. Das gilt es einerseits zu vermeiden, andererseits können wir uns den Tatsachen nicht verschließen. Wenn die Wirtschaftsprüfer sagen, der Verein ist zahlungsunfähig, müssen wir als Präsidium entsprechend agieren", betont Nowag. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) habe aber signalisiert, "dass erst mal nichts anbrennt", so Nowag weiter..
Dennoch werden sich die aktuellen Diskussionen hinter den Kulissen kaum positiv auf die Mannschaft auswirken. Dabei ist die sportliche Situation (Platz 20 und vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer) schon mehr als angespannt. Klar ist: Sowohl sportlich als auch finanziell blickt RWE einer ungewissen Zukunft entgegen.