Bierhoffs Reform-Idee stößt bei Drittligisten auf Ablehnung
Mit dem Vorschlag einer zwei- oder dreigleisigen 3. Liga sorgte DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Montag für Aufsehen – und für Unverständnis bei den Klubs.
3. Liga als "perfekter Unterbau"
Um jüngeren Spielern mehr Spielmöglichkeiten zu geben, hatte Bierhoff in einem Interview mit dem "Kicker" die Frage aufgeworfen, ob es helfen würde, die 3. Liga in Zukunft wieder zweigleisig oder gar dreigleisig laufen zu lassen. Der Hintergrund: Aktuell fehle laut dem 51-Jährigen "die Auswahl an jungen deutschen Spielern, wie es zum Beispiel vor zehn Jahren der Fall war." Doch dass ausgerechnet die 3. Liga das Problem nun lösen soll, das können die Klubs nicht nachvollziehen. Mario Kallnik, der neben seiner Funktion als Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg auch im neugegründeten Ausschuss 3. Liga sitzt, reagierte im Gespräch mit liga3-online.de "sehr verwundert" über Bierhoffs Reform-Idee: "Etwas an der Quantität zu tun, ändert nichts an der Qualität. Ich schätze Herrn Bierhoff aber als sehr klugen und bedachten Menschen. Ich würde mich sehr freuen, über den Ansatz diskutieren zu können."
Aus Kallniks Sicht sei die 3. Liga ein "perfekter Unterbau" auf Profiniveau für die Ausbildung junger Talente: "Ich bin der festen Überzeugung, dass die 3. Liga eine klare Hilfe für den deutschen Fußball ist." Der 44-Jährige erinnert daran, dass viele junge Talente aus der 3. Liga den Sprung in die Bundesliga schaffen würden. Daher sei die 3. Liga nicht das Problem, wenn man über Nachwuchsförderung redet: "Da sollte man vielleicht eher über einen neuen Ansatz für die vierte Liga nachdenken", spielt Kallnik auf die Idee einer vierten Liga zwischen der 3. Liga und der Regionalliga an. Dieses Modell steht schon seit einiger Zeit in der Diskussion, fand zuletzt aber keine Mehrheit.
Marien kritisiert Bierhoff scharf
Auch Hansa-Boss Robert Marien hat Bierhoffs Vorschlag scharf kritisiert und ihn in der "Ostsee-Zeitung" als "völlig deplatziert" bezeichnet. Der 38-Jährige schimpft: "Ich finde es erstaunlich, dass beim DFB ständig irgendeine Idee rausgehauen werden kann, ohne sich der daraus resultierenden Konsequenzen bewusst zu sein." Bierhoff sei laut Marien nie bei einer Managertagung der 3. Liga gewesen, "spricht aber öffentlich über eine mögliche zukünftige Ausrichtung dieser Liga."
Das "nicht gerade einheitliche Auftreten des DFB" ist dem Hansa-Boss ein Dorn im Auge, zumal am Mittwoch die alljährliche Pressekonferenz zur Situation und Entwicklung der 3. Liga ansteht. "Und zwei Tage vorher kommt da so eine Breitseite aus dem eigenen Haus! Da frage ich mich, ob beim DFB überhaupt miteinander gesprochen wird", so Marien, der die 3. Liga trotz finanzieller Schwierigkeiten auf einem "relativ erfolgreichen Weg" sieht. Die "abgeschottete Nationalmannschaft" sei derweil "weit, weit weg vom Fußball unterhalb der 2. Bundesliga", meint der Hansa-Boss.
Weinhart: Attraktivität würde sinken
Auf Unverständnis stößt die Idee des DFB-Direktors auch bei KFC-Geschäftsführer Nikolas Weinhart, wie er der "WAZ" sagte: "Eine Zwei- oder gar Dreiteilung würde aus unserer Sicht die Attraktivität und die sportliche Qualität dieser Liga reduzieren, was mit Sicherheit auch Einnahmeverluste nach sich ziehen würde." Talente würden laut Weinhart besser werden, wenn sie sich möglichst früh mit starken Spielern messen müssen.
Ähnlich sieht es MSV-Geschäftsführer Ivica Grlic gegenüber der Zeitung: "Bisher ist die 3. Liga als Teil des Profifußballs unserer Ansicht nach in seiner Eingleisigkeit sehr gut vermarktet. Außerdem hat sich die 3. Liga unter den aktuellen Rahmenbedingungen als adäquate Ausbildungsstation für Spieler der höheren Ligen erwiesen." Die Liga sei sportlich "sehr homogen", was sowohl der Attraktivität für Zuschauer als auch für Spieler zugutekomme. Insgesamt erscheint Bierhoffs Reform-Idee wenig zielführend. Zum einen aus sportlichen, zum anderen aus finanziellen Aspekten.