Bittroff im Interview: "Träumen ist nicht das richtige Ziel"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Innenverteidiger Alexander Bittroff vom Spitzenreiter 1. FC Magdeburg über seinen neu gewonnenen Torriecher, das gute Abschneiden seiner Mannschaft, das Wiedersehen mit Viktoria Berlin und die Zielsetzung für die laufende Spielzeit.
"Von geschult kann nicht wirklich die Rede sein"
liga3-onliende: Es ist bekannt, dass Fußballspieler mit der Erfahrung ruhig und abgeklärter agieren. Dass sich im Alter ein Torriecher entwickelt, ist allerdings neu. Wie haben Sie ihr feines Gespür geschult, Herr Bittroff?
Alexander Bittroff: Von geschult kann nicht wirklich die Rede sein. Ich stand tatsächlich bei den meisten Situationen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle (lacht). Es kann sein, dass mein erstes Tor nach über acht Jahren beim 4:0 gegen Türkgücü München ein Knotenlöser war. Aber ich weiß auch, dass etwas Glück dabei gewesen ist. Bei meinem Siegtreffer in Meppen hätte ich den Ball in zehn Versuchen wahrscheinlich nur einmal so im Tor unterbringen können.
Im letzten Interview mit liga3-online.de hatten Sie sich kurz vor Ihrem Geburtstag gewünscht, nach über acht Jahren wieder ein Tor zu erzielen. Jetzt gelangen Ihnen drei Treffer in den letzten beiden Spielen. Müssen Sie sich selbst noch einmal zwicken?
Ich bin froh, dass ich mir diesen Wunsch erfüllt habe. Umso überragender ist es, dass ich gleich mehrere Tore zum Erfolg der Mannschaft beisteuern konnte. Ich habe in den letzten Tagen viele Nachrichten mit Glückwünschen zu meinem ersten Doppelpack meiner Laufbahn erhalten. Das freut mich dann natürlich umso mehr.
Haben Sie für die kommenden Spiele vielleicht noch offene Wünsche?
Was mich betrifft, bin ich wunschlos glücklich. Für das Team wünsche ich mir aber, dass wir unsere Siegesserie auch in den kommenden Spielen ausbauen und die nächsten Punkte einfahren können. Dabei ist es egal, ob Spieler Bittroff Tore macht. Hauptsache, das Team ist erfolgreich.
Es scheint so, dass beim 1. FC Magdeburg momentan alles klappt. Woran liegt das?
Es ist nicht so, dass wir einen Freifahrtschein haben. Als wir zwischenzeitlich zwei Spiele hintereinander verloren hatten, standen wir auch in der Kritik. Die Liga ist extrem eng. Wenn man nicht in jedem einzelnen Spiel an sein Optimum kommt, dann hat man es nicht so leicht. Auch in Meppen haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht und haben Tore kassiert, die wir auf jeden Fall besser verteidigen könnten. Als Mannschaft geben wir aber nie auf und ziehen alle gemeinsam an einem Strang. Das macht uns aus.
"Das pusht uns immer wieder nach vorne"
Gibt es in der aktuellen Situation doch noch Punkte, wo Sie noch Luft nach oben sehen?
Es gibt immer Sachen, die wir in unserem Spiel verbessern können. In erster Linie geht es darum, dass wir noch konzentrierter in den Zweikämpfen sind. Bei unseren Standards haben wir uns zuletzt gesteigert, aber auch da können wir noch gefährlicher werden. Außerdem ist es wichtig, an unserer Chancenverwertung zu arbeiten. Es werden Spiele kommen, in denen wir vielleicht nur eine Chance bekommen. Die sollte dann sitzen. Aber auch im Umschaltspiel können wir uns weiter verbessern.
Der kommende Gegner, der Aufsteiger Viktoria Berlin, hat sich lange oben gehalten, verlor mit nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen zuletzt aber etwas den Anschluss zur Spitze. Wie gefährlich können die Berliner aber dennoch werden?
Wir kennen Viktoria Berlin bereits aus unserem Vorbereitungsspiel im Sommer. Damals haben wir trotz eines 0:2-Rückstands zwischenzeitlich das Spiel gedreht. Am Ende ist die Partie 3:3 ausgegangen. Wir treffen auf eine robuste Mannschaft, die nach dem Aufstieg nur so vor Euphorie gestrotzt hat. Die Berliner haben sehr viele Tore geschossen und stehen nicht zu Unrecht weit oben. Wir sind auf jeden Fall gewarnt.
Nach einem knappen Saisondrittel ist Magdeburg souveräner Tabellenführer mit fünf Punkten Vorsprung auf Platz zwei. Dürfen die Fans von einer Rückkehr in die 2. Bundesliga träumen?
Träumen ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht das richtige Ziel. Wir sind gut beraten, wenn wir uns nach wie vor immer auf das nächste Spiel fokussieren. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Damit wir das aber hinbekommen, müssen wir uns erst einmal auf die nächsten drei Punkte gegen Viktoria Berlin konzentrieren.
Welchen Anteil haben die eigenen Anhänger daran, dass es jetzt wieder so gut läuft?
Es ist wunderbar, dass wir in dieser Saison wieder vor Publikum spielen können. Unsere Fans sind extrem laut. Das pusht uns immer wieder nach vorne. Vor allem ist es ein wunderschönes Gefühl, wenn man ein Tor erzielt und mit den eigenen Fans zu feiern. Auch bei Auswärtsfahrten sind immer viele Anhänger dabei, die uns anfeuern. Das macht schon sehr viel aus.