"Block U" bleibt Heimspielen gegen Halle künftig fern
Mit einer Choreo gedachten die Fans des 1. FC Magdeburg am Samstag dem vor drei Jahren verstorbenen Hannes, der aus aus einem fahrenden Zug gestürzt war. Aus Trauer um den nur 25 Jahre alt gewordenen Freund und Wegbegleiter wird die Fanszene den Heimspielen gegen den Halleschen FC künftig fernbleiben, wie "Block U" in einer Stellungnahme bekanntgab.
Spiele sollen an Bedeutung verlieren
Wie war Hannes in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 2016 aus einem fahrenden Zug gestürzt? Noch immer sind die Hintergründe nicht vollständig aufgeklärt, das Verfahren wurde allerdings bereits vor einiger Zeit eingestellt. Nach wie vor besteht jedoch der Verdacht, dass Fans des Halleschen FC, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks ebenfalls im Zug befanden, etwas mit dem Sturz zutun haben könnten. "Der Tod von Hannes hat nicht nur das Leben seiner Familie und seiner Freunde drastisch verändert, sondern auch dazu geführt, dass wir unser Verhältnis zur halleschen Fanszene reflektieren und neu definieren mussten", schreibt "Block U" in einer Stellungnahme.
Vor den letzten beiden Heimspielen habe man Diskussion darüber geführt, "wie wir mit einem Verein und dessen Fanszene umgehen wollen, die zu feige ist, die Verantwortung für den Tod eines Menschen zu übernehmen und der nur daran gelegen ist die Geschehnisse schnellstmöglich vergessen zu machen." Die Auswärtsspiele in Halle besucht die Fanszene seit dem tragischen Unglück nicht mehr, künftig wird sie auch den Heimspielen gegen den HFC fernbleiben: "Keine Zaunfahnen, keine Vorsänger, kein Stand, kein Spieltagsheft. Einfach nichts. Durch unser Fernbleiben erhoffen wir uns, dass dieses und zukünftige Spiele an Bedeutung verlieren und weitab der Normalität stattfinden", erklären die Anhänger. Auch ein Alternativprogramm soll nicht angeboten werden.
Fanszene will Verantwortung übernehmen
Man habe im Vorfeld zu dieser "weitreichenden Entscheidung" viel und lange diskutiert, es sich "garantiert" nicht leicht gemacht, alle möglichen Perspektiven betrachtet und gegenseitig in "traurige, wütende und insbesondere ratlose Gesichter geschaut". Zudem habe man das Verhalten im letzten Heimspiel gegen Halle selbstkritisch reflektiert und "mit Erschrecken" festgestellt, "dass wir durch unser organisiertes Auftreten im Stadion leider immens mit dazu beigetragen haben, dass wieder Normalität eingekehrt ist. Dass in den Medien von einem Derby, gar von einem Fußballfest geschrieben wird, welches es in unseren Augen überhaupt nicht mehr ist."
Doch da die Vorfreude auf das Derby völlig abhanden gekommen sei, "haben wir uns dazu entschieden Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für den Verein. Verantwortung für unsere Fanszene. Und damit auch Verantwortung für Hannes Vermächtnis." Nur zu gerne würden die Anhänger "heute und auch in Zukunft auf sämtliche Spiele gegen Halle verzichten."
Nachdenken gefordert
"Block U" ruft alle Fans dazu auf, sich mit der Situation "gründlich auseinanderzusetzen" und sich dabei auch mal selbst zu reflektieren: "Welche Rolle nehmt Ihr und Eure Fanclubs in dem Ganzen ein? Habt Ihr, gemeinsam mit uns, nicht auch dazu beigetragen, dass dieses Spiel zur Normalität zurückkehren könnte? Und wollt Ihr das oder seid auch Ihr bereit Konsequenzen zu ziehen? Und wenn ja, wie sehen diese Konsequenzen aus? Fragen, die wir für Euch nicht beantworten können, die wir Euch aber offen stellen. Wir wollen Euch keinen Weg vorgeben, aber vielleicht eine Richtung."
Den aktiven Fans ist bewusst, "dass nicht jeder Clubfan unsere Entscheidung nachvollziehen kann." Dennoch wird erwartet, "dass sie respektiert wird." Der FCM reagierte am Montagvormittag bei Twitter auf die Ankündigung der Fans: "Es ist eine geschlossene und aufrechte Haltung der aktiven Fanszene, die der Verein in jedem Fall respektiert." Das nächste Heimspiel gegen den Halleschen FC findet am 2. November statt – dann ohne organisierten Support von den Rängen.