Brand im Interview: "Spielen für Punkte gegen den Abstieg"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Hansa-Trainer Christian Brand über die Suche nach neuen Spielern, verrät, ob er neidisch auf die Konkurrenz ist und nennt die Ziele für die kommende Saison.
[box type="info"]Hintergrund: Christian Brand steht seit Dezember 2015 an der Seitenlinie bei der Kogge und war mit dem F.C. Hansa Rostock nach den drei Aufsteigern Dresden, Aue und Würzburg die erfolgreichste Mannschaft der vergangenen Rückrunde.[/box]
liga3-online.de: Hallo Herr Brand, seit mehr als einer Woche befinden Sie sich mit Ihrem Team in der Vorbereitung auf die neue Saison. Erstmals seit Jahren konnte Hansa weitestgehend alle Leistungsträger halten – ein positives Zeichen. Wie lauten Ihre Ziele für die kommende Spielzeit? Gesundes Mittelfeld oder doch oben mitspielen?
Christian Brand: Wir wollen eine ruhigere Saison verleben als im vergangenen Jahr – und das wird in der sehr komplizierten 3. Liga schon schwer genug.
23 Spieler umfasst das Team derzeit. Sehen Sie die Mannschaft stark genug, um Verletzungsausfälle von Stammspielern zu kompensieren bzw. gibt es Positionen wo ein Ausfall schwer zu kompensieren wäre?
Ja, ich glaube, es ist in jedem Team der Welt so, dass es Spieler gibt, die nicht leicht zu ersetzen sind – das ist bei uns natürlich auch so. Ich denke jedoch, dass der Kader stark genug ist, um den einen oder anderen Ausfall zu kompensieren.
Was passiert mit Maik Baumgarten und Julius Perstaller, sollten sie keinen neuen Verein finden? Spielzeit soll ihnen ja nicht eingeräumt werden…
Beide sind gute Jungs, aber sportlich haben wir einfach andere Überlegungen. Wenn kein anderer Verein kommt, dann trainieren sie ganz normal bei uns weiter.
Fehlt dann nicht aber das Geld, um nach neuen Spielern zu schauen? Nach welchem Spielertyp wird denn noch Ausschau gehalten?
Wir schauen weiter nach offensiven Kräften.
Sucht man hauptsächlich nach festen Verpflichtungen oder schaut man speziell nach Leihen, die den Verein finanziell nicht so sehr belasten?
Das spielt nicht so eine große Rolle. Wir schauen, ob der Spielertyp passt und danach entscheiden wir, ob wir zusammenkommen, oder eben nicht.
Wer verhandelt denn eigentlich aktuell mit den Spielern? Vorstand Markus Kompp ist ja nicht mehr vor Ort…
Wir haben so etwas wie einen runden Tisch aus sportlichen Kompetenzen – dort wird alles geregelt.
Ein neuer Sportdirektor wird immer noch gesucht: Was erwarten Sie von ihm bzw. von der Zusammenarbeit?
Ich erwarte momentan erst einmal gar nichts. Damit beschäftige ich mich, wenn jemand Neues da sein sollte.
Sind Sie in die Suche involviert? Gab es bei Ihnen vielleicht auch Überlegungen den Job in Personalunion zu machen?
Ich bin nicht in die Suche involviert. Die Situation ist jetzt so, wie sie ist und mit anderen Dingen beschäftige ich mich nicht.
Die Konkurrenz in der 3. Liga hat zuletzt gut aufgerüstet. Wird man da "neidisch" oder hat man einfach das gesunde Vertrauen in das eigene eingespielte Team?
Ich glaube nicht, dass nur Aufrüsten Erfolg bringt. Klar, andere Vereine haben vielleicht mehr finanzielle Möglichkeiten, aber unser riesiger Vorteil liegt darin, dass der große vorhandene Stamm zusammen geblieben ist. Das werte ich als ein sehr, sehr gutes Zeichen.
Apropos Team: Mit Samuel Aubele und Eric Behrens wurden zwei Torhüter verpflichtet. Bleibt Marcel Schuhen nach einer tollen vergangenen Saison die Nummer eins oder ist alles offen?
Marcel hat sich hier ein Standing erarbeitet, sodass er als ganz klare Nummer eins in die Saison geht.
Tobias Jänicke hat vor ein paar Tagen sein Kapitänsamt von sich aus abgegeben. Bestimmen Sie den neuen Kapitän oder wie läuft das Prozedere?
Ich verschaffe mir einen Eindruck über alle Spieler und auch über das Bild innerhalb der Mannschaft. Irgendwann entscheide ich dann, wen ich als geeignet halte.
Wird es in dem Zuge auch einen neuen Mannschaftsrat geben?
Ja.
Im Team gibt es derzeit sechs Spieler, die in die U23-Regelung fallen. Wie stehen Sie zu der U23-Regel? Und gleich ergänzend: Ist das Team diesbezüglich gut gerüstet?
Diese U23-Regel halte ich tatsächlich für wenig sinnvoll, weil dadurch natürlich etwas verzerrt wird. Es macht keinen Sinn einen Spieler nur deshalb im Kader zu haben, weil er jung ist, um ihn dann auf die Bank zu setzen. Der Leistungsgedanke ist damit so ein wenig außer Kraft gesetzt.
Mit Björn Bornholdt ergänzt seit der Winterpause ein Athletiktrainer das Trainerteam. Sein Vertrag wurde vor einigen Wochen verlängert. Hat sich seine Tätigkeit schon ausgezahlt?
Björn ist ein wichtiger Teil unseres Trainerstabs, weil er die Jungs athletisch vorwärts bringt und dadurch auch Verletzungsprofilaxe herrscht. Ich glaube, die Jungs haben durch ihn bereits einen großen Sprung gemacht und werden auch noch einen größeren machen – gerade was Schnelligkeit und Kraft angehen.
Springen wir mal zurück ins Jahr 2000, als die Kogge noch in der Bundesliga spielte. Am 24. September gewannen Sie mit dem FCH 1:0 gegen Kaiserslautern. Das war Ihre erste Partie unter dem damaligen Trainer. Wissen Sie noch, über wen wir reden?
Ich denke, wir sprechen über Friedhelm Funkel. Das erste Spiel unter Funkel war hier – in der Baustelle Ostseestadion – und das haben wir 1:0 gewonnen.
16 Jahre später stehen sich beide als Trainer im DFB-Pokal gegenüber. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen?
Ich mag und mochte Friedhelm Funkel, habe ihn jedoch seit 15 Jahren nicht mehr gesehen. Er ist ein sehr angenehmer Mensch, ein guter Trainer und ganz klar freue ich mich.
Gab es einen Wunschgegner oder sind Sie zufrieden mit der Auslosung?
Ich bin sehr zufrieden.
Mit Düsseldorf haben wir das vermeintlich "schwächste" Los aus Topf eins erwischt. Mit Uwe Klein arbeitet dort aber Hansas ehemaliger Manager, der das Team bestens kennt. Wo sehen sie Vor- und Nachteile? Wie bewerten Sie den Gegner?
Ja, Düsseldorf ist Favorit – es ist eine Zweitliga-Mannschaft – und von schwachem Los kann da gar keine Rede sein. Wir sind in der 3. Liga und Düsseldorf in der zweiten. Dennoch glaube ich an unsere Chance und daran, dass die Mannschaft stark genug sein wird, um Düsseldorf Paroli zu bieten.
In der vergangenen Saison zeigte die Kogge in der ersten Runde eine Wahnsinnsleistung gegen Kaiserslautern, wurde jedoch nicht belohnt und fiel dann in der weiteren Saison leistungstechnisch erheblich ab. Sehen Sie da in dieser Saison erneut eine Gefahr?
Eine Saison hängt immer von kleinen Ergebnissen ab – also von Ergebnissen, die dann eine große Wirkung haben können. Wenn man eine Runde übersteht, kann das auch ein Signal für die ganze Saison oder einen Zwischenzeitraum sein, aber man darf das auch nicht zu hoch hängen. Es gibt immer wieder neue Spiele und so muss man sich immer wieder alles neu erarbeiten.
Zum Abschluss noch zwei Fragen an die kommende Spielzeit: Hansa war in der vergangenen Saison das viertbeste Rückrunden-Team. Sehen Sie sich dazu in der Lage, genau daran anzuknüpfen?
Wir müssen uns im Saisonverlauf immer wieder alles neu erarbeiten und vom ersten Spieltag an auch hellwach sein, damit wir die nötigen Punkte holen. Wir spielen von Beginn an wieder für Punkte gegen den Abstieg. Alles, was darüber hinausgeht, ist schön.
Nennen Sie drei Gründe, wieso die kommende Saison besser laufen wird als die gesamte (!) abgelaufene. Weshalb lohnt es sich für jeden Fan wieder ins Stadion zu kommen?
Wir haben ein gewachsenes Team und wir haben eine sehr gute Rückrunde gespielt, die sicherlich auch bei uns neues Feuer entfachen wird. Außerdem wollen wir gemeinsam mit den Fans das Ostseestadion wieder zu einer echten Festung machen, wo es jedem Gegner schwerfallen wird, zu punkten.