Brand im Interview: "Bringen Hansa wieder auf Vordermann"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Hansa-Trainer Christian Brand über die Dreierkette, den Abstiegskampf und über die drei Last-Minute-Verpflichtungen.
[box type="info"]Hintergrund: Christian Brand übernahm Anfang Dezember das Amt des Cheftrainers beim F.C. Hansa Rostock und holte mit der Kogge fünf Punkte aus vier Spielen.[/box]
liga3-online.de: Hallo Herr Brand, Hansa ist jetzt seit vier Heimspielen ohne Gegentor. Was funktioniert daheim besser als in der Fremde?
Bis auf das Spiel in Köln gab es ja kaum Gegentore. Ich habe keine Ahnung. Fußball ist manchmal so…
Gegen den CFC gewannen Sie im Dezember mit der neu formierten Dreier-Abwehr, gegen Köln passte es gar nicht, gegen Osnabrück kehrten Sie zur Viererkette zurück. Wie sieht die Defensive gegen die Kickers aus?
Ich würde es nicht unbedingt an der Grundordnung festmachen. In Köln hatten wir alle einen schlechten Tag erwischt. Wir schauen mal, was wir uns jetzt gegen die Kickers einfallen lassen.
Marco Kofler kommt gegen die Kickers nach Sperre (Gelb-Rot) wieder zurück und steht mit neun Gelben bereits vor der nächsten. Gibt es diesbezüglich konkrete Anweisungen von Ihnen, um seine "Sammelleidenschaft“ und auch die von Dennis Erdmann etwas zu bremsen?
Nein, Vorgaben gibt es nicht. Aber grundsätzlich wird es thematisiert, dass wir weniger Fouls begehen und dass wir uns in bestimmten Spielsituationen emotional besser unter Kontrolle haben müssen.
Was erwarten Sie vom unmittelbaren Konkurrenten im Abstiegskampf? Nach der guten Vorsaison stehen die Kickers ja doch relativ überraschend ganz unten in der Tabelle…
Natürlich Druck. Sie werden offensiv nach vorne spielen und werden mit Sicherheit das Spiel gewinnen wollen.
Stichwort Neuzugänge: Der FCH hat im Endspurt auf dem Transfermarkt nochmal ordentlich zugeschlagen. Wie kamen Sie zu der Verpflichtung von Stefan Wannenwetsch und Melvin Platje so ganz ohne Probetraining? "Resterampe“ oder Glücksgriffe?
"Resterampe“ auf keinen Fall. Wannenwetsch hat schon Bundesliga gespielt und Platje in der holländischen Eredivisie. Insoweit sind es gute Verstärkungen, mit denen wir zufrieden sein können.
Suchte man nicht ursprünglich nach einem zentralen offensiven Mittelfeldspieler und einem laufstarken Linksverteidiger? Letzterer kam gar nicht und ein wirklicher 10er ist auch nicht dabei. Was gab den Ausschlag für diese Verpflichtungen im Gegensatz zum Suchraster?
Mit Wannenwetsch ist jetzt ein zentraler Mittelfeldspieler dabei. Von offensiv und defensiv war nicht die Rede. Im heutigen Fußballgeschäft muss man sowohl offensiv als auch defensiv stark sein. Ursprünglich wollten wir einen defensiven Spieler verpflichten. Den haben wir mit Wannenwetsch nun bekommen – er kann aber auch offensiv spielen. Und mit Ronny Garbuschewski haben wir einen offensiven Mittelfeldspieler verpflichtet.
War vielleicht das gute Debüt von Eigengewächs Florian Esdorf ein Punkt keinen Linksverteidiger zu holen?
Ja, ein Linksverteidiger war jetzt nicht meine erste Priorität. Wir haben mit Esdorf ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent, dem ich den Weg nicht verbauen möchte.
Sind Transfers am letzten Tag nicht generell problematisch aufgrund der sehr kurzen Eingewöhnungszeit?
Wintertransfers sind meistens schwierig. Aber wenn man die Ruhe bewahrt und bis zum letzten Moment die Nerven behält, dann kann man auch mal Glück haben.
Werden jetzt einzelne Akteure in die U21 versetzt?
Nein, das ist nicht geplant.
Woran scheiterte die Verpflichtung von Tom Trybull?
Letzten Endes scheiterte es daran, dass Tom Trainingsrückstand hatte und sich während der Testphase eine Muskelverletzung zugezogen hatte. Wir waren uns einfach nicht hundert Prozent sicher, dass er uns in seiner jetzigen Verfassung weiterhilft. Wir hätten ihn gerne langfristig an uns gebunden. Das ist dann aber an den Vertragsmodalitäten gescheitert.
Mit Christian Dorda (Rippenprellung) und Tommy Grupe (Kreuzbandriss) sind zwei Spieler nach Verletzung wieder ins Training eingestiegen. Wie weit sind sie und wann kann man wieder fest mit ihnen rechnen?
Christian ist erst seit Wochenbeginn wieder dabei und wird sicherlich noch zwei bis drei Wochen fehlen. Tommy wird im Laufe des nächsten Monats wieder einsteigen.
Was haben Sie aus dem Abstieg mit Regensburg gelernt und was machen Sie jetzt anders? Hinterlässt so etwas Spuren?
(lacht) Also ich gewinne jetzt öfter als mit Regensburg. Das läuft schon mal anders. Aber ganz klar, aus jeder Trainerstation nimmt man Erfahrungen mit und wertet einiges für sich aus. Grundsätzlich werde ich aber immer ich sein.
Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie sich für Rostock entschieden haben?
Es kam zum richtigen Zeitpunkt ein Anruf. Ich kenne den Verein, das war auch sehr wichtig. Und ich glaube, dass wir Hansa wieder auf Vordermann bringen können.
Sie sagten vor Kurzem in einem Interview, dass Ihre Familie vorerst in der Schweiz bleibt. Sie pendeln dann hin und wieder gen Süden. Ist das von Nachteil oder können Sie sich somit ganz und gar auf Hansa konzentrieren?
Eher Letzteres. Man hat den ganzen Tag Zeit, in Ruhe zu arbeiten. Was wir hier in Rostock auch tun.