BTSV wie ein Absteiger: "Diese Mannschaft ist eine Schande"

Die Lage bei Zweitliga-Absteiger Eintracht Braunschweig wird immer dramatischer: Nach der hochverdienten 0:3-Niederlage bei Preußen Münster liegen die Löwen bereits neun Punkte hinter dem rettenden Ufer und warten immer noch auf den ersten Sieg unter Trainer André Schubert. Die etwa 500 mitgereisten Fans trotzten Ergebnis, Kälte und Tabellenstand erst mit Support, nach dem 0:3 aber nur noch mit Galgenhumor.

Ein denkwürdiger Auftritt der Fans

Es war eine durchaus skurrile Situation im Preußenstadion. Da spielte der Zweite aus Münster gegen den abgeschlagenen Letzten aus Braunschweig – und man hörte selbst nach 75 Minuten, längst führte der Favorit deutlich mit 3:0 gegen den Abstiegskandidaten, nur die mitgereisten Gästefans. Beim SC Preußen haben sich die Ultragruppierungen vor einiger Zeit aufgelöst, seitdem ist es im Stadion ungewöhnlich ruhig. Und so übernahm der Gästeanhang akustisch das Kommando und schmetterte einige der üblichen Gassenhauer durch das Rund an der Hammer Straße. Nur wunderten sich einige der 8.626 Zuschauer – denn irgendetwas stimmte nicht.

Tatsächlich begleiteten die Eintracht-Fans die wieder einmal erschreckend schwache Darbietung ihrer Mannschaft mit viel Galgenhumor. "Ihr wart noch nie Deutscher Meister", krächzten einige Anhänger auf der Sitzplatztribüne den Schwarz-Weiß-Grünen zu. "Europapokal!", riefen die Fans auf den Stehplätzen. "Nie mehr 3. Liga" und "Einer geht noch, einer geht noch rein" folgten und auch einige Hasstiraden in Richtung des weit enteilten Kontrahenten Hannover 96, dessen zweite Mannschaft schon in der kommenden Spielzeit auf die Eintracht in der Viertklassigkeit warten könnte, durften beim sarkastischen Potpourri der Braunschweiger Fans nicht fehlen.

Zwei aus dem Nichts inszenierte Torjubel während einer Verletzungspause rundeten den denkwürdigen Auftritt der gebeutelten Löwen ebenso ab wie der großflächige Einsatz von Pyrotechnik zu Beginn der zweiten Halbzeit, als nicht nur zahlreiche Fackeln, sondern auch einige Raketen im Gästeblock hochgejagt wurden – eine Strafe dürfte in den kommenden Wochen folgen. Ebenso für die Gummibälle, die kurz nach Anpfiff auf das Spielfeld geworfen wurden.

"Einfach schlecht"

Tatsächlich hatte die Mannschaft auf dem Rasen wieder einmal zahlreiche Gründe dafür geliefert, warum sie zurecht die Rote Laterne der 3. Liga mit sich führt. Die hölzerne Innenverteidigung um den völlig überforderten, früh ausgewechselten Frederik Tingager ließ sich von dem quirligen Sturm-Trio des SC Preußen durcheinanderwirbeln, Dreifachschütze Martin Kobylanski war von niemandem zu stoppen. Ausgerechnet der junge Leon Bürger wurde mit einigen unbekümmerten, leichtfüßigen Momenten zum positiv aus der Reihe fallenden Hoffnungsträger inmitten eines trüben, uninspirierten Auftritts zahlreicher Profis, der wenig Mut hinsichtlich einer raschen Besserung macht. Selbst die Torhüterposition, auf der der Wechsel von Marcel Engelhardt hin zum erfahrenen Lukas Kruse doch mehr Sicherheit bringen sollte, wird mehr und mehr zur neuerlichen Problemzone. Kruse spielte ungenaue Pässe, wirkte kaum wie ein Rückhalt und legte zu allem Überfluss das 3:0 mit einer Abwehr vor die Füße von Kobylanski auf.

Trainer André Schubert sprach nach Spielende am "Telekom"-Mikrofon von einer "harten Niederlage" und davon, dass die Preußen "mit Abstand" die beste Mannschaft gewesen seien, "gegen die wir bisher gespielt haben." Der 47-Jährige, der im fünften Spiel als Eintracht-Coach die vierte Niederlage hinnehmen musste und weiterhin sieglos ist, haderte vor allem mit dem Abwehrverhalten seiner Mannschaft: "Münster hat öfter mit einer Gegenbewegung gearbeitet, die wir einfach schlecht verteidigt haben." Schubert sah "falsche Automatismen" und "elementare Abwehrfehler", die man schleunigst rausbekommen müsse.

Für Steffen Nkansah war derweil die Anfangsphase der Knackpunkt: "Wir haben den Anfang einfach verpennt. Wir haben uns viel vorgenommen und werden dann überrannt. In unserer Situation musst du von Beginn an da sein." Das Fazit des 22-jährigen Innenverteidigers fiel kurz und bündig aus: "Das Spiel war einfach schlecht."

Die Quittung folgt nach Abpfiff

Die Quittung für ihre schwache Leistung mussten sich die Spieler dann auch nach Abpfiff abholen. Zwar setzte es nicht wie so oft in den vorherigen Wochen ein saftiges Pfeifkonzert für die Unterlegenen – es wurde wohl noch bitterer. Zu "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Rufen hüpften die Fans von Eintracht Braunschweig voller Hohn und Spott für ihre Spieler auf und ab. Als sich diese schließlich nicht in die Nähe des Gästeblocks wagten, gab es ein "Diese Mannschaft ist eine Schande!" als Konsequenz.

Die Nerven liegen blank bei Eintracht Braunschweig – und erst recht bei seinen Anhängern. Kaum auszumalen, was geschehen kann, wenn das anstehende Heimspiel gegen den VfR Aalen, ein echter Krisengipfel, auch noch verloren geht. Dann würde der BTSV in jedem Fall auf einem Abstiegsplatz überwintern. "Wir müssen uns das Glück erarbeiten, es hilft nicht, noch trauriger und deprimierter zu sein. Wir müssen unseren Mann stehen, denn es wird nicht einfacher", weiß Nkansah. Es sind die üblichen Durchhalteparolen, denn mit nur neun Punkten steht die Eintracht abgeschlagen am Tabellenende. Nie zuvor in der Drittliga-Historie hatte ein Zweitliga-Absteiger nach neun Spieltagen weniger Zähler auf dem Punkte. Dass der Klassenerhalt zunächst in weiter Ferne bleibt, scheint nach den jüngsten Leistungen wahrscheinlich.

Ein fiktiver Torjubel der BTSV-Fans:

   

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