Brinkies nach Abbruch: "Hoffe sehr, dass es nie wieder passiert"
Er wird als absoluter Tiefpunkt in die Vereinsgeschichte des FSV Zwickau eingehen, der Abbruch der Partie gegen Rot-Weiss Essen. Kapitän Johannes Brinkies zeigt sich in einem Interview mit der "Freien Presse" auch drei Tage später noch geschockt – und formuliert einen Appell.
"Noch nie erlebt"
Auf fast 400 Partien blickt Brinkies in seiner Karriere bereits zurück. Doch dass ein Spiel abgebrochen werden muss, "das habe ich so noch nie erlebt", sagt der 29-Jährige. "Das ist für uns alle neu und eine sehr negative Erfahrung. Das war ein schwarzer Tag für den Verein und, ich finde auch: für den Fußball." Nach einer "sehr ereignisreichen" letzten Minute vor der Halbzeitpause habe sich die Mannschaft in der Kabine gerade auf die zweite Hälfte vorbereitet, als er – zusammen mit Essener Verantwortlichen – zu Schiedsrichter Nicolas Winter gebeten worden sei. "Er hat dann den Sachverhalt geschildert, sein Trikot war voller Bier, er roch nach Bier – da war klar, was passiert war, der hat sich da nichts ausgedacht."
Der Unparteiische habe "schon angefasst" gewirkt, berichtet Brinkies. "So etwas erleben wir, erlebt er ja auch nicht jedes Wochenende. Aber er hat uns ruhig und sachlich erklärt, was passiert ist und was passieren wird, auch ein paar Gründe dafür genannt." Und zwar dass eine Grenze überschritten worden sei. "Da kann man denken, was man möchte – aber wir stecken ja nicht in der Haut des Schiedsrichters." Er habe zudem deutlich gemacht, "dass wir nicht groß diskutieren brauchen". Zumal die Bilder eindeutig gewesen seien. "Der Schiedsrichter hat dann entschieden, wir mussten das alle mittragen – ob wir wollten oder nicht." Die Mannschaft sei nach dem Abbruch geschockt und enttäuscht gewesen. "Wir wollten dieses wichtige Heimspiel gewinnen – auch wenn wir jetzt einer weniger waren, es 1:1 stand. Wir wollten das drehen."
Brinkies appelliert
Dass Emotionen zum Fußball dazugehören, stehe außer Frage. "Trotzdem kannst du auch nicht machen, was du möchtest. Wut und Enttäuschung sind auch ok, aber man muss sich doch im Griff haben", sagt der Keeper und appelliert: "Ich hoffe sehr, dass das ein Einzelfall war und nie wieder passiert. Das darf keinesfalls Mode werden, da appelliere ich wirklich an die Leute! Wir müssen doch Grenzen einhalten." Zwar würden auch Spieler teilweise beworfen, aber "ich habe noch nie aus einem Meter Entfernung gezielt einen Liter Bier ins Gesicht geschüttet bekommen, das muss man schon unterscheiden", so Brinkies. "Beleidigungen oder mal ein Feuerzeug, das fliegt – ja, ok, es geht weiter! Aber mit voller Absicht das Bier ins Gesicht, das habe ich noch nicht bekommen." Man müsse die Entscheidung, das Spiel abzubrechen, nicht toll finden, man müsse sie nicht gut heißen, "aber man muss es akzeptieren".
Bitter zudem für den FSV: Die beiden Entscheidungen von Winter kurz vor der Pause, Butzen Rot zu zeigen und nach einem Handspiel von Gomez Elfmeter zu geben, waren laut liga3-online.de-Experte korrekt. Der Ärger darüber war also umsonst, wobei Brinkies ohnehin weit davon entfernt ist, dem Schiedsrichter mit Blick auf die beiden Entscheidungen einen Vorwurf zu machen: "Wenn wir uns dann so verhalten, dass Schiris Entscheidungen treffen müssen wie eine Rote Karte oder einen Handelfmeter, dann sind wir Spieler dafür verantwortlich. Beide Situationen kann man anders lösen, das Foul und das Handspiel – so dass die Schiedsrichter gar nicht erst in die Situation kommen, so entscheiden zu müssen."
"Aufgeben werden wir jetzt ganz bestimmt nicht"
Weil der Abbruch durch einen Zuschauer des FSV Zwickau herbeigeführt worden ist, wird der DFB die Partie nun sehr wahrscheinlich für Rot-Weiss Essen werten, sodass Zwickau angesichts von sieben Punkten Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze bei nur noch fünf Spielen kaum noch zu retten wäre. Doch Brinkies sagt: "Aufgeben werden wir jetzt ganz bestimmt nicht." Solange rechnerisch alles möglich ist, "werden wir alles dafür tun, das zu erreichen. Ich weiß aber natürlich auch, dass das ein Nackenschlag war am Sonntag. Und dass der nächste Gegner eine Spitzenmannschaft ist, das weiß ich auch. Aber wir müssen wieder aufstehen".