Chaos-Trainersuche bei 1860: Trares und Antwerpen gehandelt
Am Donnerstag endete beim TSV 1860 München die Frist von 15 Werktagen, in der die Löwen gemäß den DFB-Vorgaben ohne Trainer mit UEFA-Pro-Lizenz dastehen durften. Entsprechend müssten die Löwen am heutigen Freitag einen Chefcoach mit der entsprechenden Lizenz präsentieren. Doch eine schnelle Lösung deutet sich nicht an – auch aufgrund erneuter Unstimmigkeiten hinter den Kulissen. Gehandelt werden derweil Bernhard Trares und Marco Antwerpen.
Trares als Favorit von Pfeifer
Wer wird neuer Trainer des TSV 1860 München? Auch über zwei Wochen nach der Trennung von Maurizio Jacobacci herrscht noch keine Klarheit. Dabei drängt die Zeit: Gemäß den DFB-Vorgaben müssen die Löwen nach Ablauf der 15-Tage-Frist am heutigen Freitag einen Chefcoach mit UEFA-Pro-Lizenz melden. Um die Frist einhalten zu können, soll Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer laut der "Abendzeitung" zuletzt mit einem konkreten Kandidaten an das Präsidium herangetreten sein: Bernhard Trares. Der 57-Jährige war einst Spieler der Löwen (1991-1997) und fungierte zwischen 2004 und 2006 zudem als Co-Trainer beim TSV. Zuletzt assistierte er Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart, davor trainierte er die Würzburger Kickers sowie den SV Waldhof Mannheim, mit dem er den Aufstieg in die 3. Liga schaffte.
Laut der Zeitung soll sich aber auch Präsident Robert Reisinger in die Trainersuche eingeschaltet und sich mit Marco Antwerpen getroffen haben. Der 52-Jährige ist seit eineinhalb Jahren ohne Verein, nachdem er im Mai 2022 beim 1. FC Kaiserslautern freigestellt worden war. Davor trainierte er die Würzburger Kickers, Eintracht Braunschweig, Preußen Münster und Viktoria Köln. Auf wen die Wahl fällt, ist noch völlig offen. Möglich auch, dass es keiner von beiden wird. Bevor die Trainerfrage beantwortet wird, soll zunächst der neue Sportchef präsentiert werden. Wie schon Anfang Dezember durchgesickert war, soll Christian Werner den Posten übernehmen. Geplant ist, die Personalie im Rahmen einer für Freitag angesetzten Sitzung des Beirats festzuzurren. Weil beide Gesellschafter allerdings zerstritten sind, droht ein Patt. Somit müsste das Präsidium die 50+1-Karte ziehen, um den 42-Jährigen in sein Amt zu heben.
Kurios allerdings: Wie laut dem "Kicker" aus einem internen Schreiben vom 24. September von Präsident Robert Reisinger an Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer hervorgeht, sei Werner vom Präsidium als untauglich empfunden worden. "Hr. Dr. Werner entspricht in unseren Augen nicht dem Anforderungsprofil und Kriterien, die wir von einem Geschäftsführer erwarten", soll Reisinger wortwörtlich geschrieben haben: "Es braucht viel mehr als das von Hr. Dr. Werner vorgelegte Konzept." Nun ist es offenbar zu einem Umdenken gekommen.
Erneuter interner Zwist
Öffentlich geworden sind auch interne E-Mails zur Trainersuche. "t-online.de" berichtet in diesem Zusammenhang von einem Austausch, in dem sich verbale Spitzen, gegenseitige Unterstellungen und Lügenvorwürfe aneinanderreihen und immer schärfer formuliert werden würden. Alles habe mit einer vermeintlich harmlosen Mail von Pfeifer am 6. Dezember an die Gremienmitglieder begonnen. "Darin informierte er über die beim Klub eingegangene Aufforderung des DFB, bis 22. Dezember 2023 einen neuen Trainer mit entsprechender Lizenz zu kommunizieren. Außerdem wollte er vom Präsidium wissen, welche Erwartungshaltung es an ihn habe, was den Prozess der Nachbesetzung betreffe." Abgeschlossen habe Pfeifer die Nachricht mit der spöttischen Nachfrage, "ob bei dieser Entscheidung jemand mit Sportkompetenz eingebunden sein soll. In einer der folgenden Antworten fragte er dann konkret nach, ob Werner bereits involviert werden solle".
Reisinger soll darauf geantwortet haben: Er könne nicht verstehen, warum Pfeifer sowohl Jacobacci als auch seinen Assistenten Stefan Reisinger entlassen habe, wodurch man nun komplett ohne Trainer mit entsprechender Lizenz dastehe und selbstverschuldet unter Zugzwang geraten sei. Außerdem habe er Pfeifer vorgehalten, dadurch jetzt zwei Trainer auf dem Gehaltszettel zu haben. Pfeifer habe darauf verwiesen, dass er die Freistellung und Kündigung des Trainerduos nicht im Alleingang entschieden, sondern mit Reisingers Vizepräsidenten besprochen habe. Jacobacci habe außerdem bereits die in seinem Vertrag festgeschriebene Abfindung erhalten. Dementsprechend stünden auch keine zwei Trainer auf der Lohnliste des Klubs.
Reisinger erhebt schwere Vorwürfe
Deshalb seien sowohl Budget als auch zahlreiche proaktive Bewerber sowie "Lizenzinhaber im Haus" vorhanden. Und damit alle Möglichkeiten, die Lizenzkriterien rechtzeitig zu erfüllen. Namentlich nannte er Manfred Paula, den Leiter des Löwen-Nachwuchszentrums, sowie U21-Coach Frank Schmöller im späteren Mailverlauf in diesem Zusammenhang als mögliche Zwischenlösung.
Am Samstag habe Reisinger mit der nächsten Mail nachgelegt und behauptet, dass schon im Januar mit Michael Köllner ein Trainer entlassen worden sei, ohne dass die Geschäftsführung damals einen Nachfolger habe präsentieren können. Pfeifer soll darauf entgegnet haben, dass die damalige Geschäftsführung dem Präsidium und dem Beirat sehr wohl geeignete Trainerkandidaten vorgeschlagen habe. Laut "t-online" soll es WhatsApp-Chats zwischen Reisinger und der damaligen Geschäftsführung gegeben haben, die belegen sollen, dass der damalige Geschäftsführer Gorenzel tatsächlich bereits im Januar Vorschläge für einen neuen Chefcoach gemacht hatte.
Zuletzt soll sich auch Andrew Livingston, der als Vertreter von Investor Hasan Ismaik im Aufsichtsrat sitzt, in den E-Mail-Verkehr eingeschaltet haben. Diesem habe er entnommen, "dass es erneut ein Zerwürfnis zu der Frage der Trainernachfolge gibt. Wir hoffen, dass aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wurde". Das deutet sich momentan jedoch nicht an.