CFC am Abgrund: 7 Punkte Rückstand, Insolvenz-Gerüchte

War es das schon für den Chemnitzer FC? Nach der bitteren 1:3-Niederlage im "Endspiel" gegen die Sportfreunde Lotte liegen die Himmelblauen bei einem Spiel weniger bereits sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer, dazu machen Insolvenz-Gerüchte die Runde. Vor allem Schiedsrichter Benedikt Kempkes stand am Samstag im Zentrum massiver Kritik – Daniel Frahn sprach von Betrug.

"Das ist Betrug, was du machst"

Es lief die 54. Minute, als Tom Baumgart im Luftduell nach einem Kontakt von Alexander Langlitz im Strafraum zu Boden gegangen war. Chemnitz forderte Elfmeter, doch Kempkes entschied auf Stürmerfoul. Eine Szene, die Trainer David Bergner nach Abpfiff bei "Telekom Sport" auf die Palme brachte: "Das war ein klarer Elfmeter für uns. Aber der Kollege, der heute sicherlich auch sein Bestes versucht hat, hat es anders gesehen." Schon während des Spiels hatte sich der 44-Jährige über die Entscheidung des Unparteiischen aufgeregt, woraufhin er auf die Tribüne verwiesen wurde. "Das ist Abstiegskampf, da gehören Emotionen dazu und da kann man sich schon mal ärgern. Wenn ich ohne Vorwarnung, nur weil ich eine Flasche auf den Boden geworfen habe, auf die Tribüne muss, dann habe ich dafür wenig Verständnis", fand er anschließend deutliche Worte.

Knapp zwei Minuten nach dem nicht gegebenen Elfmeter legte sich auch Daniel Frahn mit Kempkes an und sah innerhalb weniger Sekunden zwei Mal Gelb. Worüber sich der Stürmer so echauffierte, war eine Aktion von Matthias Rahn, der sich zuvor in aller Ruhe die Schuhe zu gebunden hatte und damit fast eine Minute von der Uhr nahm. "Ich habe den Schiedsrichter gefragt, was er hier für eine Scheiße pfeift", berichtete Frahn beim MDR. Für diesen Kommentar sah der Stürmer die erste gelbe Karte. Daraufhin, so Frahn weiter, sei er angemahnt worden, Kempkes nicht anzuschreien, was er nach eigenen Angaben mit "Ja ja ja ja" kommentiert habe. Gelb-Rot war die Folge, anschließend – das konnte man von seinen Lippen ablesen – schimpfte Frahn: "Das ist Betrug, was du machst". Beim MDR sagte er später: "Eine völlig übertriebene Entscheidung, aber sie passte zu seiner katastrophalen Leistung."

Versuchter Platzsturm

Was der Stürmer meinte: Kurz vor der Pause war Mlynikowski wegen eines vermeintlichen Fouls von Hansch fälschlicherweise zurückgepfiffen worden – so entging dem CFC eine gute Torchance. "Dann gibt er den Elfmeter nicht, ich sehe Gelb-Rot und auf der anderen Seite gibt er die gelb-rote Karte nicht." Unter dem Strich seien das "vier krasse Fehlentscheidungen" gewesen, so Frahn, der danach richtig loslegte: "Wir als Spieler werden immer sofort bestraft – aber die Schiedsrichter? Die müssen kein Spiel mal aussetzen, sondern pfeifen nächstes Wochenende dann wieder 2. Liga oder sogar Bundesliga. Dafür habe ich kein Verständnis."

Die Emotionen auf dem Platz übertrugen sich nach der gelb-roten Karte auch auf die mitgereisten Fans der Chemnitzer, die einen Zaun durchbrachen und wohl auf das Spielfeld stürmen wollten – Ordner verhinderten dies. Während Kempkes die Partie daraufhin für rund zwölf Minuten unterbrach, beruhigten die CFC-Spieler die eigenen Anhänger. In Unterzahl kamen die Himmelblauen in der 86. Minute dann zwar noch einmal ran (Slavov), Putze entschied die Partie in der Nachspielzeit dann aber endgültig zugunsten der Sportfreunde entschied. Die zehnte (!) Chemnitzer Auswärtsniederlage in Folge war perfekt.

© imago

 

Insolvenz schon nächste Woche?

Worüber die aus Chemnitzer Sicht schwache Schiedsrichter-Leistung jedoch nicht hinwegtäuschen konnte, war die katastrophale Anfangsphase des CFC, der bereits nach 17 Minuten mit 0:2 zurücklag. "Aus welchen Gründen auch immer waren wir beeindruckt", versuchte Bergner den verschlafenen Beginn seiner Mannschaft zu erklären und bemängelte dabei vor allem die fehlende Aggressivität. Auch Dennis Grote musste am "Telekom"-Mikrofon zugeben: "Wir haben in den ersten 20 Minuten unterirdisch gespielt." Anschließend stimmte der 31-Jährige in die Schiedsrichter-Kritik mit ein: "Wenn man als Schiedsrichter so wenig Fingerspitzengefühl hat und bei so einer Kleinigkeit zweimal Gelb zeigt, dann weiß ich nicht, ob der Mann hier richtig am Platz ist. Ihm wird bewusst gewesen sein, um was es hier heute geht. Davon war allerdings wenig zu sehen." Die Pleite "wirft uns enorm nach hinten", räumte Grote ein und verspürte eine "brutale Leere." Sieben Punkte trennen die Himmelblauen nun vom rettenden Ufer. Doch Bergner gibt noch nicht auf: "Die Schlacht haben wir verloren, den Krieg aber noch nicht." Die letzte Hoffnung liegt nun auf dem Nachholspiel gegen Wiesbaden am kommenden Dienstag. Ein Sieg ist mehr denn je Pflicht – sonst könnten die Lichter bereits ausgehen. Und das nicht nur sportlich.

Wie die "Bild" erfahren haben will, soll hinter den Kulissen angeblich bereits der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vorbereitet und möglicherweise schon nächste Woche gestellt werden. Bestätigt ist das nicht, sonderlich überraschend käme die Insolvenz allerdings auch nicht – schon vor einem Jahr hatte der CFC mit großen finanziellen Problem zu kämpfen und musste lange um die Drittliga-Zulassung zittern. Klar ist: Sollte der CFC tatsächlich Insolvenz anmelden, würde dies mit einem sofortigen Abzug von neun Punkten einhergehen, sodass der Abstieg endgültig besiegelt wäre – und mit ihm der vorläufige Abschied vom Profifußball.

   

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