Chemnitz geht gegen Sandhausen baden
Nach den beiden ernüchternden Remis gegen Unterhaching und Bielefeld reisten die Hardtwaldhelden vom SV Sandhasuen mit Siegeswillen zum gestrigen Spiel bei den schlecht gestarteten Chemnitzern. In der Sandhäuser Anfangsformation tauchten einige ungewohnte Gesichter auf. Busch verweilte auf der Bank während Sievers endlich wieder gesetzt war. Ulm nahm zunächst unverständlicherweise neben Busch Platz.
Während Blum im Mannheimer Stadtteil Gartenstadt in der SVS-Reserve schmoren musste, bekamen Blacha und Kandziora ihre erste Bewährungsprobe in der Startelf. Gänsehaut bekam man auch schon vor dem Anpfiff: Der an Robert Enke erinnernde Song ‚You’ll Never Walk Alone‘ ertönte aus den örtlichen Lautsprechern.
Mauer Beginn ohne viele Torchancen
Defensiv eingestellt – ich korrigiere: viel zu defensiv eingestellt – ging man die Partie an. Wenig herausgespielte Chancen – wie schon gegen Bielefeld – trübten die Gemüter. Die Himmelblauen waren schon froh in der 1. Hälfte die weiße Weste anzubehalten, obwohl die Hintermannschaft wenig mit einer intakten Drittligadefensive gemein hatte. Doch nicht nur die Hinter-, sondern auch die Vorderleute waren nicht auf der Höhe. In der vergangenen Regionalligasaison hatte Chemnitz den Toptorschützen Förster in den eigenen Reihen, der mit 25 Buden maßgeblich am Aufstieg beteiligt war. Bis zu diesem Zeitpunkt, nahe dem Halbzeitpfiff des 6. Spieltags, brachte er es allerdings noch auf keinem einzigen Treffer.
Danneberg erzielt die Führung
Nach dem Seitenwechsel nahmen sich die Gäste scheinbar die Kritik zu Herzen und versuchten es, wenn auch nur einen Hauch, offensiver. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man die ungeordnete Abwehrreihe – die ungemeine Ähnlichkeit mit Schweizer Käse aufwies, zumindest in puncto Löchrigkeit – überwinden sollte. Danneberg war derjenige, welche die Kurpfälzer in Front und die Hand voll mitgereisten Fans zum Jubeln brachte. Nach dem Tor flaute das Sandhäuser Offensivbemühen wieder in den Keller.
Kandziora kann nicht überzeugen
Etwa 25 Minuten vor Ende der Partie ging der erste – längst überfällige – Wechsel vonstatten. Zwar in fragwürdiger Konstellation, nämlich Schauerte für Rohracker, aber dennoch keine dumme Idee. Einige Zeigerumdrehungen später fand auch Öztürk den Weg auf den Rasen und erlöste den überforderten Kandziora. Dieser fabrizierte in Zusammenarbeit mit Halfar einen Bock nach dem anderen, die es für Pischorn und Schulz auszumerzen galt. Auch für Aufsehen sorgte in diesen Minuten Debütant Blacha, der mit einem strittigen Schlag in ein Chemnitzer Gesicht schier den Schiri zum Griff in die Tasche bewegte. Schlimm erwischt hatte es den Gegenspieler nicht, der stand Sekunden später wieder wie ne‘ Eins, woraufhin Welz die Gelbe Karte für ausreichend befand.
Elfmeter sorgte für den Ausgleich
In der 78. Minute musste Blacha dann aber doch vom Feld, allerdings in Form einer regulären Auswechslung. Endlich griff der sehnsüchtig erwartete Ulm ins Spielgeschehen ein. Leider überschattet wurde das von einem unnötigen Elfmeter für den heimischen CFC. Öztürk traf den Chemnitzer Sträßer ungeschickt im Gesicht, wonach dieser im 16er zu Fall kam. Richter vollstreckte punktgenau zur 80. Minute zum 1:1. Rechts unten, während Ischdonat die falsche Ecke vermutete.
Sandhausen dreht auf!
Man mochte meinen der CFC vom Ausgleich beflügelt, würde noch etwas reißen wollen. Dem war nicht so. Sandhausen hingegen, hatte scheinbar den Fußballgott auf seiner Seite – Löning legte auf Ulm, der die Führung wiederherstellte. Ulm war die wohl sinnigste Bereicherung des Spiels. Ganz im Gegensatz zu Chemnitz‘ Tüting, der 90 Minuten klasse war, Kreisklasse. Vorbei war’s aber doch noch nicht ganz. 1 Minute vor Abpfiff stellte El Capitano Löning seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Mit einem typischen Löning-Hammer, aus dem Stand, besorgte er den Endstand von 3:1 aus Sicht der Badner, der für diesen Tabellenplatz 4 bedeutete.
Das Fazit
Untypisch … für den CFC waren die späten Gegentore, wo sie doch ansonsten so bereitwillig für frühe gegnerische Tore sind.
Schwachsinnig … war die Auswechslung des einzig guten Chemnitzers Selim Aydemir.
Top … Auf der anderen Seite war Ischdonat immer auf der Höhe, Sievers geschätzte 3 Klassen besser als sein Nebenbuhler Busch, den er jetzt hoffentlich endgültig aus der ersten Elf verdrängt hat.
Belohnt … Ulm und Sievers sollten nächste Woche gegen Wehen im Aufgebot stehen.
Ausweichlösung … Für Glibo sollte man sich bis zu Fießers Genesung eine Alternative überlegen, dieser agierte zuletzt völlig außer Form.
Auch wenn die Sandhäuser nicht brillant aufspielten, legten sie eine Spielintelligenz an den Tag, von jener der CFC nur zu träumen wagt. Denn im gestrigen Kick sah man eine defensive Mannschaft, die trotzdem mit 3 Toren überzeugen konnte und auf der anderen Seite einen Regionalligaaufsteiger, der der 3. Liga noch nicht gewachsen scheint. Langsam, ideenlos, machtlos. Auch das Publikum, wohl eventverwöhnt, nur bei großen Spielen mit dabei, ließ zu wünschen übrig. Sowohl an der Zuschauerzahl, als auch am Benehmen dieser.
FOTO: Nina Herzog