Chessa im Interview: "Euphorie ist immer noch spürbar"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Ulms Angreifer Dennis Chessa über den starken Saisonauftakt, die aktuelle Niederlagenserie, das kommende Spiel gegen die U23 des SC Freiburg und den Vergleich mit Vorjahresmeister SV Elversberg.
"Immer noch ein Lernprozess"
liga3-online.de: Mit dem SSV Ulm 1846 spielen Sie als Aufsteiger eine starke Saison und rangieren auf Platz fünf. Zuletzt gab es aber drei Niederlagen in Serie. Wie bewerten Sie die bisherige Spielzeit, Herr Chessa?
Dennis Chessa: Wir können sehr zufrieden sein. Vor allem zu Saisonbeginn haben wir viele gute Spiele abgeliefert und die Euphorie vom Aufstieg mitgenommen. Wir haben schnell gezeigt, dass wir auch fußballerisch mithalten können und nicht nur über den Kampf kommen. Auch bei den jüngsten drei Niederlagen war nicht alles schlecht. Wir haben aus den Spielen viel mitgenommen und wollen jetzt wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Insgesamt muss man sagen, dass der Unterschied zur Regionalliga schon groß ist. Die 3. Liga ist sehr spannend und alles ist eng beieinander.
Was fehlte in den letzten drei Spielen, um zu punkten?
Wir haben defensiv als gesamtes Team nicht gut gearbeitet und uns sind einfache Fehler unterlaufen. Bei Standards haben wir unsere Gegenspieler zu oft aus den Augen verloren und uns damit das Leben selbst schwer gemacht. Es ist einfach immer noch ein Lernprozess und vermutlich auch normal, dass wenige Monate nach der lange ersehnten Rückkehr in die 3. Liga noch nicht alles perfekt funktioniert.
Trotz der Negativserie befinden Sie sich weiter in Schlagdistanz zu Relegationsplatz drei, der Rückstand beträgt vier Punkte. Lautet das Ziel, oben dranzubleiben?
Das Ziel bleibt der Klassenerhalt. Daran hat sich nichts geändert. Es geht sehr eng zu und kann schnell nach unten gehen. Aber natürlich wollen wir das Maximum aus der Saison herausholen.
Wie überrascht waren Sie über den starken Saisonstart?
Es war sicher nicht zu erwarten, dass wir wenige Wochen vor der Winterpause so weit oben stehen. Als Aufsteiger musst du dich erst einmal zurechtfinden. Schon beim Saisonauftakt gegen den 1. FC Saarbrücken haben wir gemerkt, wie groß der Unterschied zur Regionalliga tatsächlich ist. Dennoch haben wir uns gut geschlagen und beim 1:1 einen Punkt geholt. Wir sind extrem froh, dass wir bisher eine so erfolgreiche Saison gespielt haben.
"Befinden uns auf einem sehr guten Weg"
Der Vergleich mit der SV Elversberg liegt nahe – die SVE schaffte in der Vorsaison ebenfalls als Aufsteiger aus der Regionalliga Südwest den Durchmarsch.
Wir machen uns keinen Kopf darüber, möglicherweise ein Elversberg 2.0 zu werden. (lacht) Wir wollen einfach unser Ding machen. Der Fokus gilt immer dem nächsten Spiel und wir möchten uns stetig weiterentwickeln. Wenn wir hinterher merken, dass mehr als nur der Klassenerhalt drin ist, dann wehren wir uns logischerweise nicht dagegen.
Am Samstag geht es gegen die U23 des SC Freiburg, die Tabellenvorletzter ist. Wie schätzen Sie das Nachwuchsteam des Bundesligisten ein?
Freiburg II ist definitiv besser als es der Tabellenplatz aussagt. Es ist eine gute junge Mannschaft mit zusätzlich ein paar erfahrenen Spielern, die gut kicken kann. Wir dürfen uns nicht vom Tabellenplatz täuschen lassen. Es wird auf keinen Fall ein einfaches Spiel.
Mit Ihrem Wechsel nach Ulm im Sommer 2022 ging es für Sie zurück zum Ausbildungsverein, bei dem Sie sogar auch von Ihrem Vater Marco Chessa in der Jugend trainiert wurden. Hat sich damit für Sie ein Kreis geschlossen?
Das kann man durchaus so sagen. Es war ein schönes Gefühl, nach so langer Zeit nach Hause zu kommen. An die Zeit in der Jugend mit den vielen Turnieren, den Momenten als Balljunge im Stadion oder dem Austeilen der Stadionzeitungen werde ich mich immer gerne zurückerinnern. In der B-Jugend bin ich damals zusammen mit meinem Vater als Trainer und unserem aktuellen Kapitän Johannes Reichert Oberligameister geworden und in die B-Junioren-Bundesliga aufgestiegen. Das war ein besonderes Erlebnis.
Sie unterschrieben bei Ihrer Rückkehr direkt einen Vertrag bis 2025. Beenden Sie in Ulm Ihre Karriere?
So weit denke ich noch nicht. Mir war es wichtig, einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben, weil meine Frau und ich mit zwei Kindern nicht mehr so oft umziehen möchten. Ich habe mich extrem gefreut, dass alles so geklappt hat, wie wir uns es vorgestellt haben. Und der Startschuss in meine zweite Zeit in Ulm hätte auch nicht besser sein können mit dem Aufstieg in der vergangenen Saison. Es war ein unglaubliches Jahr, die ganze Stadt hatte sich lange nach Profifußball gesehnt. Die Euphorie ist in der Stadt immer noch spürbar. Das gibt uns einen zusätzlichen Push auf dem Platz. Unser Stadion war diese Saison schon zweimal ausverkauft, und gemeinsam mit den Fans befinden wir uns in Ulm auf einem sehr guten Weg.